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Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio

Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio

Titel: Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio Kostenlos Bücher Online Lesen
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die Hochhäuser zwischen den Bäumen. Sie umschlossen den Park wie eine Wand. »Sind das alles Behausungen? Bei so vielen Menschen musst du ja einen von ihnen kennen!«
    Nadja schüttelte den Kopf. »Leider niemanden. Es gibt hier viel mehr Menschen als Elfen, und die wenigsten kennen sich.«
    Chiyo legte den hübschen Kopf mit den schrägen Mandelaugen schief. »So viele Menschen, und alle sind einander fremd? Ich kenne am Hof jeden Einzelnen. Sogar den Uragirmon!«, schloss sie spöttisch und warf einen Seitenblick zu Torio.
    »Die Frage der Prinzessin ist vernünftig.« Naburo beobachtete sichtlich misstrauisch, wie Torio in einiger Entfernung mit dem Stein auf eine fette Taube zulief, die im Gras auf dem Boden nach einem Käfer, Wurm oder alten Brotkrumen pickte. »Was machen wir nun, Nadja? Wo beginnen wir unsere Suche?«
    »Wir brauchen eine Unterkunft. Am besten suchen wir uns ein Hotel – eine kleine Zimmerflucht zur Miete – im Herzen von Tokio.« Verlegen berührte Nadja die Taschen ihrer Jacke. »Leider habe ich kein Geld, um ein Hotel zu bezahlen. Vielleicht kann ich mir etwas aus Deutschland schicken lassen oder hier über eine internationale Bank etwas ausrichten, aber ich wäre schon froh, wenn ihr vorerst helft.«
    »Helfen?« Chiyo klappte ihren schwarzroten Spitzenfächer auf. Sie betrachtete ihren eigenen Schatten mit Interesse und weit weniger misstrauisch als Naburo den seinen. »Du meinst, mit unserer Elfengabe?«
    Nadja nickte.
    »Das wird kein Problem sein.« Die Prinzessin lächelte. »Wo ist dieses
Hotel?
«
    Nadja ersparte sich, ihr zu erklären, dass es in einer Metropole wie Tokio weit mehr als
ein
Hotel gab. Leider kannte auch sie sich in Tokio nicht aus. Ihr Freund Tom hatte einmal erwähnt, dass er für längere Zeit in Tokio gewesen war und eine Zeitungsreportage über die Stadt verfasst hatte. Aber Tom war weit fort.
    Welches Hotel wir nehmen, ist zunächst einmal egal. Es sollte lediglich zentral gelegen sein
. Nadja sah sich suchend um. Es gab einen Sandweg, der ganz in ihrer Nähe durch den Park führte.
    »Wir müssen zu einer U-Bahn-Station. Da sehen wir auf den Plan, und ...«
    Empörte Rufe wurden laut. Alarmiert drehte Nadja sich zu ihrer Quelle um. Mehrere Menschen standen zwischen den Kirschbäumen, zu denen Kush und Torio gelaufen waren.
    »Gehen wir besser nachsehen!« Sie rannte los.
    Torio befand sich in der Nähe von Kush, die Hände unschuldig in den weiten Taschen seines dunkelblauen Hosenrocks versenkt. Sein Schatten sah ebenso unbeteiligt in eine andere Richtung.
    »Was hast du gemacht?«, herrschte Chiyo den Elfen an. Sie war leichtfüßig neben Nadja hergelaufen. Ihr Anblick ließ die versammelten Menschen verstummen. Einige hatten offene Münder.
    Wir brauchen unbedingt neue Kleidung!
, befand Nadja.
Auch ich will endlich etwas anderes auf der Haut spüren!
    »Was ist passiert?«, fragte sie auf Englisch. Es stellte sich schnell heraus, dass Torio mit Steinen nach Tauben warf und der Hund nicht frei herumlaufen durfte. Im Grunde hatte er in der Grünanlage überhaupt nichts zu suchen.
    Da sie keine Leine besaßen, nahm Chiyo schließlich den langen grünen Stoffgürtel ihres Kimonos von ihrer Hüfte und legte ihn dem protestierenden Kush um den Hals. Dabei musste sie ihm zweimal das Maul zuhalten, damit Kush nicht anfing zu reden.
    Trotz des eindeutigen Löwenschwanzes schienen die Menschen in ihm einen Hund zu sehen. Auch Torios eigenwilligen Schatten bemerkten sie nicht.
    Es ist sonderbar, wie sehr der menschliche Verstand alles verdrängt, was seiner Meinung nach nicht sein kann
. Nadja selbst war es früher nicht besser gegangen.
Vor den Ereignissen in Paris habe ich eine ganze Welt verdrängt. Dabei war ich im Gegensatz zu anderen Menschen schon immer ein Teil von ihr
.
    Chiyo schaffte es, die Menschen – und vor allem die Männer – mit einem liebreizenden Lächeln zu beruhigen.
    Nadja zeigte in die Richtung, in die die meisten Menschen gingen. Dort musste die nächste U-Bahn-Station sein.
    »Gehen wir lieber. Da entlang.« Sie wies auf einen weißen Kiesweg, der zwischen dicht gedrängten Ginkgobäumen verlief.
    Die Elfen folgten ihr artig, auch Torio, der seit dem Vorfall mit den Tauben seltsam still war. Von Naburo erwartete Nadja von vornherein nicht allzu viele Bemerkungen. Der Krieger sprach nur das Nötigste.
    Chiyo dagegen quasselte munter vor sich hin, war ein sprudelnder Quell nie versiegender Neugier. Nadja hatte Mühe, ihr alle Fragen zu

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