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Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio

Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio

Titel: Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio Kostenlos Bücher Online Lesen
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fragte sie flüsternd.
    Die Elfen verneinten. Chiyo beugte sich zu ihr herüber. »Aber ich spüre ganz deutlich, dass dieses Theater voller Elfen ist. Und zwar hinter der Bühne!«
    Unruhig wartete Nadja auf den Anfang des ersten Stückes. Leise, traditionelle Musik erklang aus den Lautsprechern an den Seiten des Raumes. Trommelschlagen und düsterer Flötenklang, gemischt mit dem Gesang von tiefen Männerstimmen. Nadja spürte, wie ihr leicht schwindelig wurde. Zu ihrer Erleichterung endete die hypnotische Musik bald, und das Schauspiel begann.
    Sie verstand kein einziges Wort. All die Bewegungen, die Gesten waren ihr fremd. Die Darsteller trugen prachtvolle Gewänder aus Seide und Brokat. Am imposantesten war der Hauptdarsteller gekleidet. Entgegen dem Namen des Theaters trug er eine schwarz-graue Maske. Das Bühnenlicht beleuchtete die Züge optimal. Es schien, als würde die Maske ein Eigenleben besitzen, als liefen changierende Schlieren über die glatte Oberfläche aus bemaltem Ebenholz.
    Nadja musste an ihre eigene venezianische Maske denken, in die ein alter Geist gebannt worden war. Fasziniert beobachtete sie den Hauptdarsteller, der über die Bühnenbretter schwebte.
Das ist definitiv magisch! Allein die Art, wie die Darsteller gehen!
    Für einen kurzen Moment wurde Nadja von einer irrationalen Angst gepackt. Es war, als würde sie eine riesige eiskalte Faust packen und schütteln. Sie war kurz davor, aufzuspringen und hinauszurennen. Dann sah sie dem Hauptdarsteller in das durch die Maske verfremdete Gesicht, und eine große Ruhe legte sich über sie. Als ob ein guter Geist sie trösten würde.
    Abermals versank Nadja in dem fremden Schauspiel. Eine Weile vergaß sie David, Rian und den eigentlichen Grund ihrer Suche. Der Hauptdarsteller irrte durch einen Wald. Als ein gespenstischer Reigen aus Geistern mit weißen Masken sich um ihn erhob, krallte Nadja vor Spannung ihre Finger in die Lehnen des Sitzes. Die Geister sangen! Ihre monotonen, männlichen Stimmen drangen in sie ein, füllten alles aus, ihren Körper, ihre Seele. Wieder spürte Nadja leichten Schwindel. Ein schwerer Druck lastete auf ihrer Brust, als hätte sich ein gehässiger Alb darauf niedergelassen.
    Was ist das?
Wie unter Zwang musste sie plötzlich an David denken. An sein vertrautes Gesicht und seine warmen Hände, die auf ihrer nackten Haut lagen. Sie waren in Venedig. David war gerettet und saß neben ihr auf dem Bett in der Ca’ d’Oreso. Seine dunkelvioletten Augen leuchteten vor Verlangen. Nadja streckte sich ihm entgegen. Ihr Körper sehnte sich nach dem wohligen Kitzeln seiner Fingerkuppen, die ihre Haut erkundeten. Er berührte ihre Wange, glitt den Hals hinunter und verharrte auf ihrer Brust. Dann zog er die Finger zurück und hinterließ brennende Leere.
    »David«, flüsterte sie heiser. Er beugte sich in ihren so lebendig wirkenden Gedanken über sie. Strich mit seinen Lippen über ihren Körper. Nadja war, als könne sie die Spitze seiner Zunge tatsächlich auf ihren Brüsten spüren, als fahre er in diesem Moment tatsächlich über die harte Knospe ihrer linken Brust. Gleichzeitig aber beugte sich eine zweite Gestalt über sie. Diese trug einen dunklen Umhang mit Kapuze. Harte, gewaltbereite Hände packten Nadja an der Hüfte und rückten sie auf dem Bett zurecht, sodass sie zwischen David und dem Schwarzgewandeten lag.
    Sie keuchte auf und schlug die Hände vor den Mund.
Nein! Nicht er! Nicht der Getreue!
    »Nadja?«, hörte sie Chiyo aus weiter Ferne sagen.
    »Das ist nicht gut.« Torios ungewohnt ernste Stimme war leise, als befände er sich viele Meter von ihr entfernt. »Irgendetwas läuft hier, was den Menschen schadet.«
    Der Getreue schob derweil seine Hände ihre Schenkel entlang. Nadja wimmerte, gleichermaßen vor Wut und Lust. Sie versuchte, zurück in die Gegenwart zu kommen, doch die Vision von Venedig hielt ihren Geist gefangen.
    »Wir müssen Nadja hier rausbringen!« Das war Naburo.
    Verzweifelt versuchte Nadja, Venedig hinter sich zu lassen, doch da war David, so nah, so begehrenswert mit seinem Duft nach Sommer und seiner Lust auf sie. Er beugte sich über ihren Kopf. Seine Augen, in denen sich das Baumschloss spiegelte, strahlten sie an. Sie wollte bei ihm bleiben, sich ihm hingeben, wie sie es schon so lange nicht mehr hatte tun können. War es denn wirklich so schlimm, dass der Getreue auch bei ihnen war? War es nicht sogar richtig? Wollust stieg in ihr auf. David lächelte ihr aufmunternd zu,

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