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Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio

Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio

Titel: Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio Kostenlos Bücher Online Lesen
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Böses. Das traditionelle Theater lag im Licht der untergehenden Sonne. Matt schimmerte das dunkelrote Dach. Nadja glaubte, von dem Haus eine finstere Aura ausgehen zu spüren.
    Es ist durch und durch boshaft und verkommen. Gleichzeitig hat es einen gewissen Charme. Wie ein hungriger Vampir, der gleichzeitig unwiderstehlich und tödlich ist
. Vor allem war das Haus
lebendig
. Anders konnte Nadja es nicht beschreiben. Fröstelnd zog sie die Schultern nach oben.
    »Was fühlt ihr?«, flüsterte sie, während sie Torio und Naburo folgte, die sich geschickt durch die Masse der Wartenden drängelten, ohne Aufmerksamkeit zu erregen.
    Naburo blieb in der Nähe des Eingangs stehen. Es waren nur noch zwanzig Besucher vor ihnen. »Ich spüre eine sehr alte und böse Kraft. Etwas Vernichtendes, das sich nach Leben sehnt. Es ist boshaft und durchtrieben.«
    »Geht mir genauso«, bestätigte Torio.
    Chiyo sah unbehaglich zum Eingang. »Das Haus ist wie ein großer Drache, der hinterlistig wartet, bis er sich seiner Opfer sicher ist.«
    »Ich dachte, in Asien sind Drachen Glücksbringer«, sagte Nadja.
    »Nicht alle«, erklärte Torio belustigt und hustete. »Es gibt solche und solche.«
    Nadja bemerkte, dass das Theater mit Drachen geschmückt war. Während sie durch den Eingangsbereich gedrängt wurden, passierten sie zwei steinerne Statuen, die typische asiatische Drachen mit langen, schlangenähnlichen Körpern darstellten.
    Die Zuschauer gingen über einen dunkelroten Teppich. Obwohl links und rechts Grünpflanzen aufgestellt waren und die Wände und die Decke in einem zarten Goldweiß schimmerten, fühlte Nadja sich bedroht.
Als läge der Schatten Cagliostros und seiner dunklen Machenschaften über allem
.
    Als sie zum Eingang zurücksah, bemerkte sie auf der anderen Seite einen kräftigen schwarzen Raben auf einer Laterne, der ihr den Kopf zuwandte. Obwohl das schwarz gefiederte Tier viel zu weit entfernt war, hatte Nadja den Eindruck, dass es sie über die Menschenmasse hinweg ansah.
    Torio schob sie ein Stück weiter. Endlich kamen sie an die Kasse. Chiyo reichte dem düster aussehenden Mann hinter der Glasscheibe ihre Yen-Scheine, die sie beim Spielen in der Spielothek gewonnen hatte.
    Es wäre dumm, wenn wir hier gleich als Elfen auffallen, indem wir mit Perlen oder altmodischen Münzen bezahlen
. Nadja musterte den hochgewachsenen Mann mit der bronzefarbenen Haut hinter der Glasscheibe.
Ganz menschlich wirkt der auch nicht
. Sie wechselte einen bedeutungsvollen Blick mit Naburo und ließ sich von der Masse in den Saal treiben.
    Ihre Plätze befanden sich im Parkett und lagen nebeneinander. Der Shishi hatte sich unentdeckt durchgedrängelt – um in den Saal zu gelangen, hatte er sich kurzzeitig unsichtbar gemacht, war aber leider bereits wieder sichtbar. Nun legte er sich zu ihren Füßen unter die Sitze.
    Chiyo beeinflusste ein junges Pärchen neben ihnen, das sich über den vermeintlichen Hund beschwerte, doch Nadja bekam beides kaum mit. Aufgeregt berührte sie immer wieder ihr Cairdeas.
Bist du hier, David?
    Mit ihren Blicken durchsuchte sie das Theater. Über dem Zuschauerraum und einem Teil der Bühne befand sich ein riesiges, in die Decke eingelassenes Oberlicht, das schwarz gefärbt war und so die Strahlen der Sonne aussperrte. Die mächtige Kuppel bot einen interessanten Blickfang. Auf das schwarze Glas waren silberne japanische Symbole gemalt worden. Ein Schutzzauber? Nadja wusste es nicht.
    Der Zuschauerraum unterschied sich kaum von denen europäischer Theater. Überall waren rote Teppiche ausgelegt, die Sitze waren bequem, und das einzig Asiatische blieben die spitzen Giebeldächer über den höheren Rängen sowie die Drachensymbolik, die immer wieder an den Wänden und in einzelnen Elementen der Sessel aufgegriffen wurde. Die Bühne dagegen wirkte wie eine andere Welt. Die hellen Holzbretter vermittelten einen freundlichen Eindruck. Es gab keinen Vorhang, der die Sicht auf das Bühnebild – riesige seidene Tücher und bemalte Hängewände aus Reispapier auf einem leichten hölzernen Rost – verdeckt hätte. Das größte Bild zeigte einen weitverzweigten Baum, der in asiatischer Manier, gemäß dem Zen, nur angedeutet war. Weitere Darstellungen zeigten große Blüten und himmlische Wolken. All das sah ausgesprochen symbolisch aus.
    Nadja griff nach einem Opernglas, das Chiyo an der Kasse mitgenommen hatte, und betrachtete die leere Bühne aufmerksam. »Könnt ihr etwas von David und Rian spüren?«,

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