Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio

Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio

Titel: Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
einen schlichten schwarzen Anzug gekleidet war. Wie die Elfen, die sie begleiteten, war seine Gesichtshaut ungewöhnlich weiß.
    Nadja packte die Klinke neben sich, drückte hastig die unverschlossene Tür auf und schloss sie wieder. Sie befand sich nun in vollkommener Dunkelheit. Ihr Herz versuchte aus ihrem Brustkorb zu entkommen, so heftig schlug es dagegen. Nadja drückte sich gegen das kühle Holz und lehnte ihren Kopf an. Draußen hörte sie Schritte, die vor der Tür verharrten und sich dann rasch entfernten.
    Dankbar atmete sie auf. Anscheinend war sie unentdeckt geblieben.
    Wie leichtsinnig, den Raum nicht abzuschließen
. Mit Blicken versuchte sie, die Dunkelheit zu durchdringen. Der rote Teppich des Flurs schloss mit der Tür ab und ließ kein Licht herein. Vorsichtig ging Nadja zu dem einzigen Ort des Zimmers, der ein wenig heller war. Ein grauer Streifen zeichnete sich vom Boden bis zur Decke ab.
    Ein Vorhang vor einem Fenster. Ein winziger Spalt steht offen
. Vorsichtig zog sie ihn weiter auf. Das schwache Licht einer Straßenlaterne drang in den dunklen Raum; Nadjas Augen gewöhnten sich erst allmählich daran. Sie betrachtete die Wand zwischen der Fensterfront und der Tür. Dort hingen an die hundert hauptgroße Schatten in verschiedenen Formen.
    Masken!
, erkannte sie.
Es sind Masken!
    Tatsächlich hing die gesamte Wand voll mit ihnen. Japanische Geistermasken befanden sich neben venezianischen und sonderbar grotesken Stücken aus Übersee. Im Halbdunkel wirkten sie unheimlich. Einige schienen Nadja aus den leeren Augenhöhlen heraus anzusehen. War da nicht sogar ein rotes Glimmen in einer von ihnen? Nadja fühlte sich, als könne sie den Blick spüren, mit dem die Maske sie betrachtete.
    »Saikin kono hen de hito ga kieteimasu«, sagte eine unangenehm laute Stimme.
    Erschrocken fuhr die junge Frau herum. »Was? Ich ...« Erst in diesem Moment sah sie den Mann hinter dem Schreibtisch. Er saß auf einem großen Drehsessel mit hoher Rückenlehne und schmiegte sich in die Schatten, als wäre er mit ihnen verwachsen. »Ich wollte nur ...«
    »Herumspionieren«, sagte der Mann auf Englisch. »Was ich dir eben auf Japanisch sagte, war kein Scherz: Menschen verschwinden in diesem Viertel. Besonders dann, wenn sie verbotene Dinge tun.«
    »Der Raum war nicht abgeschlossen«, verteidigte sich Nadja und wich zur Tür zurück.
    Der Mann stand auf. »Er ist ja auch nicht leer.«
    »Warum benutzen Sie kein Licht?«
Immer schön den anderen anklagen, dann kommt er auch nicht auf dumme Ideen
. Schritt für Schritt ging sie rückwärts und auf den rettenden Ausgang zu. Ihre Hand griff nach der nachtgrauen Klinke.
    Plötzlich war der Mann neben ihr. Seine Bewegungen waren unheimlich schnell. Noch ehe sie die Türklinke hinuntergedrückt hatte, umschlossen seine harten, unnachgiebigen Finger ihr Handgelenk. Nadja hörte, wie ihre Knochen unter dem Druck leise knackten. Eine unangenehme Hitze ging von dem Fremden aus.
    »Vielleicht brauche ich kein Licht.« Er beugte sich zu ihr herab. Sein Gesicht war ein hell schimmernder Fleck in der Dunkelheit des Raumes, und Nadja fragte sich angsterfüllt, wie sie es je hatte übersehen können. Es war fast so weiß wie das Haar darüber.
    Der Mann roch an ihrem Hals, und das Gefühl von Hitze verstärkte sich. Nadja wollte von ihm fort, ehe ihre Haut verbrannte, doch er gab sie nicht frei.
    »Riecht nach Journalistin.«
    Schließlich nahm sie all ihren Mut zusammen. »Ganz recht! Und ich werde dieses Theater durch meine schlechten Kritiken vernichten, wenn ...«
    Der Mann zog sie so nah zu sich, dass Nadja trotz der Finsternis sein kantiges Gesicht erkannte. Im schwachen Licht der Laterne war das eigentlich unmöglich, doch dieses Wesen glühte von innen heraus. Einen Moment erblickte Nadja es so, wie es wirklich war – keine weiße glatte Haut über grobkantigen Knochen. Kein weißer, langer Zopf, der straff nach hinten geflochten war. Da waren Schwärze, Fäule, spitze Zahnstummel und ein höhnisches Grinsen. Das Bild verschwand so rasch, wie es gekommen war. Nadja atmete heftig.
    Der Fremde ließ sie los. »Raus hier! Und schnüffele nie wieder bei uns herum, sonst wirst du es bereuen!«
    Nadja stolperte zur Tür. Als sie hinaus in den grell erleuchteten Flur taumelte, spürte sie es erneut: Ihr Cairdeas zog sich heftig zusammen. Das warme Band schnitt in ihre Haut.
    »David«, murmelte sie tonlos. Sie sah in den dunklen Raum mit den Masken zurück und stolperte dann dem

Weitere Kostenlose Bücher