Rage Zorn
ausgebeulten Shorts und das T-Shirt stammten von Gap, genau wie bei den Jugendlichen. Trotzdem hatte er den Schild seiner Baseballkappe nach unten gezogen, damit sein Gesicht überschattet blieb.
Zum Teil kannte er die Leute, die sich heute Abend hier versammelt hatten. Er hatte sie schon bei ähnlichen Zusammenkünften oder in den Clubs auf der Sixth Street und rund um den Universitätscampus gesehen. Andere waren ihm unbekannt. Es kamen jedes Mal ein paar neue Gesichter hinzu.
Alles, was das Herz begehrte â Alkohol, Drogen, Sex â, war hier verfügbar. Heute Abend konnte man sogar Wetten abschlieÃen. Am Strand kniete ein Mädchen in nichts als einem Bikinihöschen und einem Cowboyhut und gab einem Jungen einen Blowjob, während die Zuschauer darauf wetteten, wie lange der Junge wohl durchhalten würde, bis er kam.
Er stellte sich in den Kreis johlender Zuschauer, der sich um
das Pärchen gebildet hatte, und setzte fünf Dollar. Man musste den Knaben für seine Selbstbeherrschung bewundern, denn das Mädchen verstand sein Geschäft. Er verlor seine Wette.
Ohne jede Eile schlenderte er über den Pier. Er zog keine Aufmerksamkeit auf sich, aber das war meistens auch nicht nötig, und heute Abend war es nicht anders. Schon bald näherten sich ihm zwei Mädchen, die eindeutig auf Ecstasy waren, so wie sie ihn umgurrten.
Sie drückten ihn und streichelten ihn, sie küssten ihn auf den Mund und erklärten ihm, wie scharf er aussah, wie supergeil der Mond sei, wie genial die Nachtluft und wie schön das Leben war.
Sie baten ihn, auf ihre Sachen aufzupassen, während sie nackt ins Wasser hüpften. Er schaute vom Pier aus zu, wie sie, Wassernymphen gleich, in den Wellen tollten und nur gelegentlich innehielten, um ihm zuzuwinken und Küsse zuzuhauchen.
Als sie wieder aus dem Wasser kamen und sich angezogen hatten  â zumindest teilweise â, ging er mit ihnen zu seinem Auto und gab ihnen jeweils ein Bier aus.
Eines der Mädchen fixierte ihn mit glasigem Blick. »Feierst du gern?«
»Ich bin hier, oder etwa nicht?« Eine geschickte Antwort. Undefinierbar. Und ohne ausdrückliche Zustimmung.
Sie betastete ihn durch seine Shorts hindurch und kiekste. »Ich glaube schon.«
»Wir feiern echt total gern«, lallte die andere.
Wie wahr. Im Lauf der nächsten Stunde demonstrierten sie ihm auf dem Rücksitz seines Autos, was für Partygirls sie waren. Als er ihnen schlieÃlich erklärte, dass sie verschwinden mussten, wollten sie nur widerwillig aussteigen. Sie küssten und liebkosten ihn und bettelten ihn an, sie noch weiter zu verwöhnen.
SchlieÃlich hatte er sich von ihnen gelöst und sie weggeschickt. Während er seinen Wagen durch den improvisierten Parkplatz auf die StraÃe zurücklenkte, bemerkte er, wie ihn ein paar Jungs mit offenem Neid nachschauten. Offenbar hatten sie beobachtet, wie er es mit den beiden Babes auf dem Rücksitz getrieben
hatte und wie mühsam er sich ihrer Umarmungen und ihrer berauschten Liebesbezeugungen entwinden musste.
Ob diese Loser wohl wünschten, sie hätten so viel Glück in der Liebe wie er? Darauf hätte er seinen Arsch verwettet.
Aber er registrierte auch einen Mann, in dem er einen Drogenfahnder erkannte. Der Bulle war dreiÃig, sah aber keinen Tag älter aus als achtzehn. Er verhandelte gerade mit einem bekannten Dealer durch dessen offenes Autofenster.
Was tut ein Süchtiger, der Drogen kauft, denn anderes als ich? , fragte sich John Rondeau.
Rein gar nichts. Um ein Verbrechen effektiv bekämpfen zu können, musste man dessen Wesen und Abläufe verstehen. Und seit seine Einheit auf den Sex Club gestoÃen war, hatte er sich verpflichtet gefühlt, ein paar Recherchen anzustellen. In seiner Freizeit und am Ort des Geschehens natürlich.
Er hatte sich zum Ziel gesetzt, in das CIB aufzusteigen, das Herz der Kriminalpolizei. Dort landeten all die aufregenden Fälle, und genau dorthin wollte er.
Um befördert zu werden, konnte er sich mit dieser Kemp-Geschichte profilieren. Der Fall vereinte gleich mehrere Aufsehen erregende Elemente, nämlich eine Prominente, Sex und eine Minderjährige. Zusammengenommen ergab das einen echten Kracher.
Für das Dezernat für Computerkriminalität war der Sex Club ein alter Hut. Dort wusste man seit Monaten davon und hatte die Sache mehr oder weniger wieder vergessen, weil klar
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