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Rain Song

Rain Song

Titel: Rain Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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mit den Achseln. »Ich bin mit dem Neffen des Polizeichefs befreundet.«
    »So, so«, sagte Hanna und lächelte. »Ja, ich bin wirklich da runtergestürzt. Aber mir ist nichts passiert.«
    »Greg hat Sie rausgefischt, stimmt’s? Er hat Ihnen das Leben gerettet.«
    Hannas Gesicht überzog sich mit einer leichten Röte und Grace dachte, dass die ganze Geschichte immer aufregender wurde. Sie hoffte, ihre Granny würde nicht so schnell zurückkommen.
    »Ja, das hat er«, sagte Hanna.
    »Greg ist toll, nicht wahr?«
    »Du magst ihn?«
    »Ja, sehr sogar. Er …«
    Mit Tee und Erdnussbutterplätzchen kam Gertrude aus der Küche zurück und Grace wechselte das Thema.
    »Ihre Urenkelin ist eine begnadete Künstlerin«, sagte Hanna zu der alten Frau.
    »Ja, ich habe ihr alles beigebracht, was eine gute Flechterin können muss.« Gertrude setzte sich. »Sie wird später davon leben können, so wie alle Allabush-Frauen vor ihr.«
    Grace vermied es, ihre Urgroßmutter anzusehen. Sie musste an Joey und seine Küsse denken. An ihr Versprechen, das sie ihm gegeben hatte. Sie, Grace, würde die erste Allabush-Frau sein, die ihr Leben an der Seite eines Mannes verbrachte. An der Seite eines klugen, guten und zärtlichen Mannes, mit dem sie Kinder haben würde, viele Kinder, und nicht nur ein einziges Mädchen.
    Grace wusste, dass ihre Granny nicht viel von ihren Zukunftsplänen halten würde, deswegen kamen sie ihr manchmal wie Verrat vor.
    »Grace?«
    Sie hob den Kopf. »Ja, Granny?«
    »Wir haben kein Brot mehr im Haus. Ida hat frisches gebacken. Ich habe ihr gesagt, du kommst gleich und holst eins.«
    »Ja, Granny.«
    Verärgert darüber, dass sie schon wieder fortgeschickt wurde wie ein Kind, verließ Grace den Raum.
    Gertrude Allabush schenkte Hanna Tee ein und fragte: »Kommen Sie zurecht in meinem alten Haus?«
    »Ja, alles bestens. Es ist nur ein bisschen einsam.«
    Die alte Indianerin musterte sie mit ihrem stechenden Blick. »Nun, ich nehme an, Greg wird Ihnen ab und zu Gesellschaft leisten.«
    Hanna spürte, wie ihr die Röte über die Wangen kroch. Sowohl Grace als auch ihre Urgroßmutter waren sehr direkt, was sie und Greg Ahousat anging. Ganz offensichtlich hatte die alte Frau etwas dagegen, dass er sich um sie kümmerte, während Grace am liebsten ein romantisches Abenteuer zwischen ihr und ihrem Retter sehen würde.
    »Greg will mir helfen, Jim zu finden«, sagte sie.
    »So, so.«
    »Eigentlich bin ich hier, weil ich Sie bitten wollte, mir etwas über Jim zu erzählen. Sie haben ihn doch gut gekannt.«
    »Sie nicht?« Gertrudes Blick schien sie zu durchbohren. »Sie haben eine Tochter von ihm.«
    »Ja, das stimmt«, sagte Hanna mit rauer Stimme. »Ich dachte nur, dass Sie vielleicht …«
    »Seltsam, dass man mit jemandem das Bett teilen kann und doch nichts von ihm weiß.«
    Hanna verschluckte sich an ihrem Tee und musste husten. Für einen Moment war sie sprachlos. Als sie auf die Idee gekommen war, die alte Gertrude Allabush zu besuchen, hatte sie sich der Begegnung gewachsen gefühlt. Jetzt war sie sich auf einmal nicht mehr so sicher.
    »Es ist nicht wahr, dass ich nichts über ihn weiß«, erwiderte sie mit fester Stimme. »Zum Beispiel weiß ich, dass es nicht zu Jim passt, einfach so zu verschwinden, ohne jegliches Lebenszeichen.«
    »Da haben Sie allerdings recht«, sagte Gertrude.
    Hanna vernahm die Trauer in der Stimme der alten Frau, und das stimmte sie etwas versöhnlicher.
    »Sie haben keine Idee, wo er sein könnte?«
    Gertrude schüttelte den Kopf. »Nicht den leisesten Schimmer.«
    Wieder hatte Hanna das merkwürdige Gefühl, dass die alte Frau ihr etwas verschwieg, aber was sollte sie dagegen tun? Gertrude Allabush traute ihr nicht über den Weg und sie musste sich damit abfinden.
    »Danke für den Tee«, sagte sie, schnappte ihren Rucksack und erhob sich. »Ich finde allein nach draußen.«
    »Grüßen Sie Greg von mir und bestellen Sie ihm, dass wir auf die Rinde warten.«
    Hanna verließ das Haus der alten Korbflechterin. Draußen umfing sie das warme Licht der Nachmittagssonne. Auf der Uhr in Gertrude Allabushs Wohnzimmer war es kurz nach fünf gewesen. Sie musste sich beeilen, sonst würde Greg womöglich anfangen, nach ihr zu suchen.
    Oren Hunter saß grübelnd hinter seinem Schreibtisch und dachte über die Fragen nach, die Bill Lighthouse ihm heute Morgen gestellt hatte.
    Sollte er den Jungen unterschätzt haben? Als Bill vor einem Jahr von der Polizeischule kam und Oren als Sheriff zugeteilt

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