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Rain Song

Rain Song

Titel: Rain Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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Friedhöfen und verlassenen Holzlagerstellen. Eine Zeit lang führte die Straße am Ufer des riesigen Kennedy Lake entlang, dessen Wasser in herrlichem Blau funkelte. Dort machten sie eine kurze Rast, bevor sie weiterfuhren und gegen Mittag Quatawa erreichten.
    Quatawa war ein kleiner Ort mit ungefähr vierzig Holzhäusern, in denen fast ausschließlich Indianer vom Volk der Nuu-chah-nulth lebten, den engsten Verwandten der Makah vom amerikanischen Festland.
    Sie liefen zum Strand und Greg deutete aufs Meer hinaus, auf eine der Küste vorgelagerte bewaldete Insel.
    »Ist das Anaqoo?«
    Greg nickte. An diesem Ort war er noch nie gewesen, er hatte nicht mal gewusst, dass es ihn gab. Anaqoo . Als Hanna davon erzählte, hatte er sich erinnert, dass Jim diesen Namen in seinen Träumen ausgesprochen hatte, damals, als sie sich noch ein Zimmer teilten. Das hatte er völlig verdrängt.
    Hanna entdeckte einen alten Mann, der am Ufer Netze flickte. Greg begrüßte den Alten höflich in der Sprache der Makah und der Indianer schenkte ihm ein zahnloses, freundliches Lächeln.
    »Wir sind auf der Suche nach jemanden, der uns übersetzen kann«, sagte Greg und deutete auf die Insel.
    Die dunklen Hände des alten Mannes knüpften geschickt einen Knoten und zogen ihn fest. »Was wollt ihr denn da drüben?« Er musterte Hanna kurz und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Netz zu.
    »Wir suchen nach Jim Kachook, dem Holzschnitzer.«
    Der Mann grummelte etwas, das Greg nicht verstand.
    »Kennen Sie ihn?«
    Der Alte hob den Kopf von seiner Arbeit und betrachtete Greg eingehender. »Auf Anaqoo gibt es einen bekannten Holzschnitzer. Und es gibt dort auch ein paar Kachooks.«
    Greg sah, wie heftig Hanna auf die Auskunft des Alten reagierte. Er warf ihr einen eindringlichen Blick zu und sie schien zu verstehen, dass sie besser schwieg.
    »Wir brauchen jemanden, der uns rüberbringen kann«, sagte Greg.
    Der Indianer wackelte mit dem Kopf. »Eddie Elswa hat ein Motorboot. Er ist vor einer Weile nach Green River gefahren, müsste aber bald zurück sein.«
    Bald. Greg seufzte. Er wusste, das konnte zwei Minuten, zwanzig Minuten oder zwei Stunden bedeuten. »Gibt es niemanden anderen hier, der uns auf die Insel bringen könnte?«, fragte er und deutete hinauf ins Dorf. Am Strand lagen Boote, aber die meisten sahen nicht sehr vertrauenswürdig aus.
    Der Indianer hob die Schultern. »Eddie Elswa hat ein Boot. Und er hat Zeit.«
    »Verstehe«, gab Greg sich geschlagen, »dann warten wir.«
    Hanna und er setzten sich auf einen Steg und blickten schweigend hinüber auf die dunkle Insel. Was würde sie dort drüben erwarten? War er dort, dieser Mann, den sie beide liebten und der sich ihrer Liebe entzogen hatte? Würden sie eine Antwort auf das Warum finden, das sie beide quälte?
    Greg spürte seine Furcht vor der Ankunft im Vergangenen. Die innere Zerrissenheit schmerzte wie eine offene Wunde. Er sah Hanna schräg von der Seite an. Die mondhäutige Frau mit den moosgrünen Augen und dem roten Haar. Kupferfrau. Es drängte ihn, ihr zu sagen, was er empfand und was er fürchtete. Aber würde sie ihn auch verstehen?
    Ich muss es tun, bevor wir diese Insel betreten.
    Ihm war längst klar, dass sie eine Grenze überschritten hatten und als Preis für ihre Liebe Trauer und Verlust lauerten.
    »Hanna«, begann er und sie wandte den Kopf, um ihm in die Augen zu sehen. »Ich weiß, dass es schwer für dich ist, die langen Schatten der Vergangenheit zu akzeptieren. Manche Dinge in unserer Welt sind nicht so, wie sie scheinen. Aber glaub mir, nichts geschieht ohne Grund und ohne einen tieferen Zusammenhang.«
    Eine Falte bildete sich auf Hannas Nasenwurzel und ihre grünen Augen glitzerten. »Was, um Himmels willen, willst du damit sagen?«
    »Dass die Wahrheit uns vielleicht trennt. Wenn wir diese Insel wieder verlassen, Hanna, dann wird sich etwas verändert haben. Ich weiß nicht, was es ist, aber es macht mir Angst.«
    Ihre Augen weiteten sich und wurden dunkel wie das Meer. »Was macht dir Angst, Greg?«
    »Die Möglichkeit, alles zu verlieren.«
    Sie strich sich eine Haarsträhne aus der sommersprossigen Stirn und blickte wieder auf die Insel. »Warum hast du versucht, die Fahrt hierher so lange hinauszuzögern, Greg, wo du doch die ganze Zeit von Anaqoo gewusst hast?«
    »Ich hatte nicht vor, dich zu täuschen«, sagte er, »das musst du mir glauben. Als du mich nach dem Namen gefragt hast, wusste ich sofort, dass ich ihn schon mal gehört hatte. Ich

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