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Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Titel: Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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ich, nach Hause gehen, um mich auszuruhen.«
    »Braucht Ihr Hilfe?«, wagte Alise zu fragen. Doch Malta schüttelte den Kopf. Sie ließ Alises Hände los und stieg langsam, aber elegant die flachen Stufen zum Ausgang empor. Alise starrte ihr noch immer nach, als Leftrin ihr schwer auf die Schulter klopfte.
    »Na, da habt Ihr Euch ja als Freifahrschein für uns beide entpuppt! Ob Brashen Trell wusste, was für ein Glück er mir bescherte, als er Euch zu mir geschickt hat! Das bezweifle ich, aber es ist so. Nun, meine Glücksfee, der Vertrag ist von allen unterschrieben außer von Euch. Wir warten.«
    Erstaunt wandte sie sich um und musste feststellen, dass es tatsächlich so war. Noch immer saßen die Konzilsmitglieder auf ihren Plätzen und warteten auf sie. Die Feder lag bereit. Händlerin Polsk deutete ungeduldig mit der Hand darauf. Alise richtete ihren Blick wieder auf Leftrin.
    »Nun, macht schon«, drängte er sie. »Der Tag wird nicht länger!«
    Wie in einer Art Trance ging sie zum Tisch. Sie sollte das lieber nicht tun. Sie konnte das nicht tun. Hatte sie jemals zuvor ihre Unterschrift unter einen Vertrag gesetzt, der sie band? Nur einmal, als sie den Ehevertrag mit Hest unterzeichnet hatte. Die einzelnen Posten dieses Vertrags waren inzwischen zu ihrem beständigen, lebendigen Albtraum geworden, und sie hatte damals bereitwillig ihren Namen daruntergesetzt. Dies war das einzige Mal gewesen, dass ihre Unterschrift sie als Händlerin gebunden hatte. Unzählige Male hatte sie sich an diesen Nachmittag erinnert. Wenn sie sich jetzt ins Bewusstsein rief, mit welcher Eile Hest durch die Zeremonie gehetzt war, sah sie darin nicht mehr die Ungeduld des Bräutigams, sondern lediglich einen weiteren Beweis dafür, wie gering er ihre Verbindung achtete. Wie oft hatte sie mittlerweile bereut, sich derart verpflichtet zu haben. Wie konnte sie überhaupt daran denken, ihren Namen erneut unter einen Vertrag zu setzen? Ihr Blick fiel auf die Worte über ihrem Namen. Jemand hatte einen Lohn für sie ausgehandelt, ein Tagessatz für die Zeit, die sie unterwegs sein würde. Der Gedanke, dass sie eigenes Geld verdienen würde, wenn sie das tat, war sonderbar. Falls sie es tat. Und dann wusste sie auf einmal, dass sie es tun würde.
    Weil sie es wollte. Sie war nicht nur Hests Gemahlin, sondern eine Händlerin, die ihre eigenen Entscheidungen treffen konnte. Mit ihrer Hand, dieser vertrauten, mit Sommersprossen gesprenkelten Hand, hob sie die Feder und tauchte sie ein. Wie von Ferne sah sie dieser Hand zu, die in der markanten, schrägen Handschrift die Buchstaben ihres Namens schrieb. »Hier, das war’s«, sagte sie und merkte, wie kläglich ihre Stimme in dem großen Saal klang.
    »Fertig«, bestätigte Händler Polsk und kippte eine ordentliche Menge Sand auf das Papier. Als der Sand wieder heruntergeschüttelt wurde, blieb Alises Unterschrift schwarz und kräftig zurück. Was hatte sie nur getan?
    Kapitän Leftrin trat neben sie. Sein herzliches Lachen erfüllte den Raum, als er ihren Arm nahm, sie herumdrehte und fortführte. »Das ist für uns beide ein gutes Geschäft am Morgen. Ich muss zugeben, dass mir Eure Gesellschaft auf dieser Expedition sehr willkommen ist. Das Konzil besteht darauf, dass Teermann bis zum späten Nachmittag geladen und abfahrbereit sein muss. Unter uns gesagt, ist das kein Kunststück. Denn ich wusste, dass ich den Auftrag erhalten würde, und habe mich bereits um die Ausrüstung gekümmert, die ich haben wollte. Nun denn. Bis zum ersten Halt auf unserer Reise ist es nicht weit. Das Gelände, auf dem die Drachen leben, liegt eine Stunde weiter flussaufwärts. Jetzt haben wir aber erst einmal ein wenig Zeit, mit der wir machen können, was wir wollen. Ich habe einen Botenjungen beauftragen lassen, der Hennesey Bescheid gibt. Er ist ein guter Maat, dem ich das Beladen unbesorgt überlassen kann. Also. Sollen wir eine kleine Runde durch Cassarick drehen, bevor wir aufbrechen? Nach allem, was Ihr mir erzählt habt, hattet Ihr kaum Gelegenheit, Trehaug zu besichtigen.«
    Sie hätte »Nein« sagen sollen. Sie hätte darauf bestehen sollen, unverzüglich zum Schiff zurückzukehren. Aber nach dem Abenteuer dieses Vormittags ertrug sie es einfach nicht, wieder ganz zu ihrer strengen, ja furchtsamen Anständigkeit zurückzukehren. Sie konnte sich auch nicht vorstellen, Sedric ins Gesicht zu schauen und ihm zu gestehen, was sie eben getan hatte. Sedric. Oh, Sa steh mir bei! Nein. Diesem Gedanken fühlte

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