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Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Titel: Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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eingeschätzt. Doch vorerst würde sie sich nicht bei ihm entschuldigen. Tatsächlich hoffte sie sogar, sich in ihm geirrt zu haben. Vorhin war ihr nur aufgefallen, wie geleckt er war. Noch nie hatte sie einen derart fein gekleideten Mann gesehen. Doch nun, da er wieder eine normale Farbe bekam, bemerkte sie, dass er äußerst gut aussehend war. Als er sich zuvor mit der Frau aus Bingtown unterhalten hatte, war er ihr aufgeblasen und im Hinblick auf die Drachen schrecklich unwissend vorgekommen, ganz zu schweigen davon, dass er arrogant und unverschämt zu ihr gewesen war. Seine Schönheit war dabei nur Teil der Kränkung gewesen, ein Mittel, das es ihm gestattete, auf sie herabzusehen. Aber er war ihr gefolgt und hatte sogar versucht, ihr zu helfen. Wofür sie ihm einen Speer in den Bauch gerammt hatte.
    Nun machte er einiges von dem wieder wett, indem er sie reumütig anlächelte und sagte: »Sieh, unsere erste Begegnung verlief etwas unglücklich. Und vermutlich habe ich es auch nicht besser gemacht, indem ich dich erschreckt habe. Ich habe dich beleidigt, aber du musst zugeben, dass du auch nicht gerade höflich warst. Und nun bist du mir einen Schritt voraus, nachdem du mich mit deinem Speer beinahe aufgespießt hast.« Er hielt inne, holte tief Luft und bekam wieder eine beinahe normale Gesichtsfarbe. »Können wir bitte noch einmal von vorn anfangen?«
    Bevor sie etwas erwidern konnte, war er aufgestanden, verneigte sich vor ihr und sagte: »Wie ist dein wertes Befinden? Mein Name ist Sedric Meldar. Ich komme aus Bingtown, und normalerweise bin ich als Sekretär des Händlers Finbok aus Bingtown tätig. Doch diesen Monat begleite ich Händler Finboks Gemahlin Alise als Chronist und Beschützer auf ihrer Suche nach neuem und aufregendem Wissen über Drachen und Elderlinge.«
    Noch bevor er mit seiner Rede zur Hälfte durch war, musste Thymara grinsen. Zwar drückte er sich höflich aus, doch sein Tonfall machte deutlich, dass er sich über diese steifen und großspurigen Formalitäten lustig machte. Obwohl er sich wie ein Prinz kleidete und kein Härchen am falschen Platz war, fühlte sie sich wegen seines Lächelns und seiner offenen Art nicht unwohl. Es war fast, als stünden sie auf einer Ebene.
    »Was ist ein Chronist?«, fragte Tats unvermittelt.
    »Ich schreibe auf, was sie tut. Wo sie überall hingeht, und was bei ihren Gesprächen herauskommt. Wenn sie Forschungen anstellt, zeichne ich ganz genau auf, was sie erfährt. Später kann sie meine Aufzeichnungen dann nutzen, um sicherzustellen, dass sie sich richtig erinnert. Da ich auch ein passabler Zeichner bin, soll ich Skizzen von den Drachen, Detailstudien ihrer Augen, Klauen, Zähne und, nun ja, anderen Körperteilen anfertigen. Heute musste ich allerdings erfahren, dass ich ihr bei den Gesprächen keine große Hilfe sein werde. Anscheinend habe ich die Drachin erzürnt, weshalb ich nicht bei Alise bleiben kann. Und selbst wenn, würde ich die Antworten des Tiers auf Alises Fragen nicht verstehen.«
    »Himmelspranke«, sagte Thymara. »Die Drachin heißt Himmelspranke.«
    »Sie hat dir ihren Namen verraten?«, fragte Tats entgeistert.
    Thymara war über die Unterbrechung verärgert. »So habe ich sie genannt«, informierte sie ihn mit einem finsteren Blick. »Es weiß doch jeder, dass Drachen ihren wahren Namen nicht preisgeben.«
    »Genau das hat meine Drachin mir auch gesagt. Nur hat sie mich nicht gebeten, ihr einen Rufnamen zu geben.« Er lächelte dümmlich. »Sie ist so schön, Thymara. Smaragdgrün, grün wie Sonnenlicht, das durch Blätter dringt. Ihre Augen sind wie, nun ja, mir fehlen die Worte. Allerdings ist sie eine launische Ziege. Aus Versehen bin ich ihr auf den Zehen getreten, und da hat sie mir gleich gedroht, mich zu fressen!«
    »Einen Augenblick, bitte«, mischte sich nunmehr der Fremde ein. »Bitte. Alle beide. Ihr behauptet, dass ihr mit den Drachen sprecht? So wie wir uns gerade unterhalten?«
    Auf einmal erschien er Thymara gar nicht mehr so fremd. Sie lächelte ihn an. »Natürlich tun wir das.«
    »Sie bewegen den Mund, es kommen Worte heraus, und ihr versteht sie? So, wie wenn wir miteinander sprechen? Warum höre ich dann nur Grollen, Muhen und Zischen, und ihr hört Worte?«
    »Nun ja …« Sie zögerte, weil ihr auffiel, dass sie sich noch nie Gedanken darüber gemacht hatte, wie sie die Drachen »hörte«.
    »Nein, natürlich nicht«, brachte Tats sich wieder ins Gespräch. »Ihre Mäuler sind ganz ungeeignet dafür, so

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