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Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Titel: Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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zu fragen! Weil du mir mit dem Silberdrachen geholfen hast, und zwar aus dem einzigen Grund, dass es deine Art ist. Und weil du erst etwas gibst, bevor du nimmst. Diese drei kümmern sich ausschließlich nur um ihre eigenen Drachen.«
    Sylve hob den Saum ihres Kleids, um sich das verschmierte Gesicht damit abzutupfen. Hinter dem Stoff verborgen, sagte sie: »Aber was ist anders bei uns? Wir reden auch nur davon, dass wir unsere Drachen füttern.«
    »Aber das war so abgemacht!« Thymara rastete beinahe aus. »Das ist die Abmachung, die wir unterschrieben haben. Jeder von uns hat sich bereit erklärt, einen Drachen zu übernehmen. Und nun sieht es so aus, dass wir uns jeweils um zwei kümmern müssen. Da haben wir es nicht nötig, dass ahnungslose Lümmel uns um unser schwer verdientes Fleisch bringen. Nun, damit werden sie auch nicht durchkommen!« Während sie gesprochen hatte, hatte Thymara ihre Arme durch die provisorischen Schlingen geschoben, die Tats gebunden hatte. Sie übernahm den vorderen Teil des Kadavers mit dem Brustkorb. Die schwere Hüfte übernahm Tats, und ohne ein Wort darüber zu verlieren, kamen sie überein, dass Sylve Kopf und Hals tragen sollte. Auch wenn Sylves Anteil leichter war als das, was sie zu schleppen hatten, war es doch nicht einfach, den Kopf durch das Unterholz und den Sumpf bis zum Fluss zu ziehen.
    »Ehrlich gesagt wird es aber genau so laufen«, sagte Tats, als er vornübergebeugt seine Last schleifte und ihr folgte. Sylve bildete das Schlusslicht, was für sie den Vorteil hatte, dass der Weg schon etwas gebahnt war.
    »Was wird so laufen?«
    »Dass sie damit durchkommen. Worüber wir eben gesprochen haben. Greft, Kase und Boxter werden damit durchkommen, dass sie dir dein Fleisch wegnehmen.«
    »Nein, werden sie nicht! Nicht, wenn ich allen anderen Bescheid sage!«
    »Bis wir zurück sind, werden sie allen ihre Version der Geschichte erzählt haben. Und all jenen, die heute nichts für ihre Drachen erlegen konnten, wird es vernünftig erscheinen, dass du mit allen teilst.« Es folgte, leiser gesprochen, ein weiterer Satz.
    »Was?«, fragte sie und blieb stehen, um ihn anzublicken.
    »Ich meinte«, sagte er zögerlich, während seine Ohren rot anliefen, »dass es in gewisser Weise auch nur vernünftig wäre.«
    »Was? Was sagst du da? Dass ich mir die ganze Arbeit mit Pirschen und Schießen machen soll, um es nachher einfach an alle zu verteilen?«
    »Geh weiter. Es wird Nacht. Ja, genau das sage ich. Weil du eine gute Jägerin bist – wahrscheinlich jagt niemand von uns besser als du. Wenn du freie Hand hättest und jemand anders sich darum kümmern würde, das Fleisch zu zerlegen und wegzuschaffen, könntest du noch viel mehr schießen. Dann hätten alle Drachen eine bessere Aussicht auf richtiges Fleisch.«
    »Aber Himmelspranke würde weniger bekommen! Viel weniger. Heute hätte sie fast einen halben Elch bekommen sollen. Wenn wir es auf deine Weise machen, würde sie nur ein Fünfzehntel kriegen. So würde sie verhungern!«
    »Sie bekäme ein Fünfzehntel von dem, was alle zusammen erbeuten. Ich glaube zwar, dass du die beste Jägerin von uns bist, aber nicht die Einzige. Denke darüber nach, Thymara. Du und die drei Berufsjäger, und einige von uns sind ganz gut im Fische fangen und bei der Kleintierjagd. Jeder Drache könnte sich sicher sein, dass er abends etwas zu fressen bekommt.«
    Ihr rann der Schweiß, als sie den Brustkorb durch den Wald zerrte. Es wurde dunkel, und die Moskitos hatten sie entdeckt. Wütend fuhr sie sich über die Stirn und schlug sich auf den Nacken, wodurch sie ein halbes Dutzend der hartnäckigen Blutsauger zermalmte. »Ich kann nicht fassen, dass du dich auf Grefts Seite stellst«, sagte sie gekränkt.
    »Das tue ich nicht. Ich stelle mich auf meine Seite. Im Grunde ist es derselbe Handel, den du mir angeboten hast, nur dass er alle mit einschließt.«
    Schweigend zog sie ihre Last an tief hängenden Ästen vorbei und biss jedes Mal die Zähne zusammen, wenn sie stolperte und bis zum Knöchel in Morast versank. Ihr war schmerzhaft bewusst, dass Sylve jedes Wort mit anhören konnte. Deshalb konnte sie Tats nicht einfach sagen, dass es in seinem Fall etwas anderes war, weil er ihr Freund und Verbündeter war und es ihr nichts ausmachte, mit ihm zu teilen. Nicht, dass es ihr heute Abend etwas ausmachte, mit Sylve zu teilen. Das Mädchen hatte ihr Bestes getan, sich um den verletzten Silberdrachen zu kümmern. Auf gewisse Art und Weise betrachtete

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