Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer
Waffen verloren. Deshalb werden sie nicht so reichlich jagen können wie bisher. Wir müssen alle versuchen, selbst mehr Tiere zu erlegen als bisher. Spar dir dein Gift dafür auf.«
»Vielleicht fresse ich Fente«, sagte Fauch gehässig. Dann aber drehte er bei und ruderte ins flachere Wasser. Er watete ans morastige Ufer und warf sich ungeachtet des Schlicks auf den Boden, um zu schlafen. Plötzlich beneidete Sintara ihn. Es wäre eine Wohltat, sich hinzulegen. Dann würde sie schlafen können. Wenn sie erwachte, würden Thymara und Alise sie putzen. Da sie ohnehin schon schmutzig war, würde es auf ein bisschen mehr Schlamm nicht ankommen. Und es war Zeit, dass die beiden etwas Dankbarkeit dafür zeigten, dass sie sie gerettet hatte.
Nachdem sie sich entschieden hatte, stapfte sie zum ihrer Ansicht nach höchsten Punkt des Ufers und legte sich nieder. Der Schlamm passte sich ihrer Form an. Erst war er kalt, doch nachdem sie eine Weile still dalag, wärmte er sie beinahe, wie es ein Bett aus dicken Grashalmen tat. Sie legte den Kopf auf die Vorderpranken, damit die Nase nicht im Morast versank, und schloss die Augen. Es tat gut, sich niederzulegen.
Sie hörte, dass die Drachen um sie herum ihrem Beispiel folgten. Ranculos nahm den alten Platz zu ihrer Linken ein, Sestican legte sich auf der anderen Seite nieder.
Die Drachen schliefen.
Vierundzwanzigster Tag des Gebetsmonds
IM SECHSTEN JAHR DES UNABHÄNGIGEN HÄNDLERBUNDS
Von Erek, Vogelwart in Bingtown, an Detozi, Vogelwart in Trehaug In der Hülle befindet sich eine aus Jamaillia per Taube eingetroffene Nachricht von Hest Finbok, die auf dem schnellsten Weg an Sedric Meldar und Alise Finbok, Passagiere des Kahns Teermann , weitergeleitet werden soll, mit der Aufforderung zu frühestmöglicher Rückkehr nach Bingtown. Die Händler Cassaricks und Trehaugs sollen mit einem allgemeinen Aushang an beiden Händlerhallen darauf aufmerksam gemacht werden, dass sämtliche durch die beiden aufgenommenen Schulden nach dem dreißigsten Tag des Gebetsmonds nicht mehr durch die Familie Finbok zurückgezahlt werden.
Detozi!
Da klingt aber jemand aufgebracht! Ich muss zugeben, dass mich das neugierig gemacht hat. Ist sie mit dem Sekretär durchgebrannt? Aber warum haben sie sich in die Regenwildnis abgesetzt? Hier erzählt man sich, dass beide so gewirkt haben, als wären sie sehr zufrieden mit ihrem Leben gewesen, weshalb man äußerst entsetzt und überrascht von dieser Vorstellung ist.
Erek
10
Bekenntnisse
R elpda stürzte sich auf den Kadaver, ohne sich über den Gestank zu beschweren. Sedric wünschte, er hätte diesen Gleichmut teilen können. Mittlerweile lauerte sie stets am Rande seines Bewusstseins und seiner Gedanken. Der Gestank des Fleisches und sein fauliger Geschmack waren wie Phantomgefühle in seinem Mund. Er versuchte, sie zu verdrängen, um sich nicht den Genuss der Früchte verderben zu lassen, die Carson gesammelt hatte.
Der Jäger war zurückgekommen, wie er versprochen hatte. Da Relpda sich noch immer geweigert hatte, zurück ins Wasser zu gehen, hatten die beiden Männer den Kadaver bis neben das Floß schaffen müssen. Er war schlammverschmiert und bereits von Aasfressern angenagt worden. Doch Relpda kümmerte dies nicht. Nachdem sie ihr den Kadaver erst einmal gebracht hatten, dachte sie nur noch daran, sich den Magen zu füllen.
Die glatten Stämme der Bäume, die für Sedric ein Problem gewesen waren, hatten Carson keine Mühe bereitet. Für einen derart hochgewachsenen Mann war der Jäger erstaunlich behände. Offenbar bereitete es ihm genauso wenig Mühe, einen Baum hinaufzuklettern, wie einer Spinne, die eine Wand hinaufkrabbelte. Sedric hatte versucht, ihm zu folgen, doch mit seinen wunden und verätzten Händen konnte er nicht klettern. Nachdem er bis auf doppelte Mannshöhe geklommen war, musste er aufgeben. Doch auch das Heruntersteigen erwies sich als eine heikle Angelegenheit. Er stieß sich vom Stamm ab, um rückwärts nach unten zu springen, kam aber falsch auf. Jetzt schmerzte ihm auch noch der Knöchel.
Als es dunkel wurde, kehrte Carson zurück. In einem Tragriemen schleppte er Früchte herbei. Es waren dieselben, die Jess gesammelt hatte, aber auch zwei andere Sorten, eine gelb und süß, die andere faustgroß, fest und grün. In der Regenwildnis wuchsen viele Pflanzen und Bäume, doch Sedric wusste wenig über sie. Er nahm eine der grünen Früchte und drehte sie zwischen den Fingern, bis Carson sie
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