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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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verkündete: »Täuscht euch nur nicht. Ihr seid vielleicht größer als ich, aber ich bin genauso tödlich wie ihr. Vergesst das niemals!«
    »Es wäre klüger, dir dein Gift für die Jagd aufzuheben, anstatt damit anzugeben«, tadelte Mercor sie sanft. »Du hast keine Ahnung, wie lange es braucht, bis es sich wieder regeneriert hat. Würde dir jetzt ein Tier begegnen, würde es dir entwischen.«
    Die kleine grüne Drachin wirbelte zu ihnen herum. In ihrem Nacken standen die übereinandergeschichteten Mähnenlappen steif ab. Sie ließ sie erzittern, was eher dem Verhalten einer Schlange als dem eines Drachen entsprach. »Halte keine gescheiten Reden darüber, was klug ist, Goldener. Oder über die Jagd. Ich brauche deine Ratschläge nicht. Jetzt, da ich mein Gift wiederhabe, wüsste ich nicht, weshalb ich überhaupt deine Gesellschaft nötig habe.«
    »Oder deinen Hüter?«, fragte Ranculos einigermaßen neugierig.
    »Das bleibt abzuwarten«, blaffte sie ihn an. »Tats putzt mich, und seine Lobpreisungen finden mein Wohlgefallen. Vielleicht behalte ich ihn. Aber nur weil ich einen Hüter habe, bedeutet das nicht, dass ich weiterhin in Eurer Gesellschaft bleiben oder den Haufen anderer Hüter ertragen muss. Noch muss ich in der Nähe von Hütern bleiben, die meinen, man könne Drachen wie Kühe schlachten.« Sie schlug mit den Flügeln, peitschte die Luft und wühlte das Wasser auf. »Ich habe mein Gift, und bald werde ich fliegen können. Dann brauche ich niemanden mehr außer mich selbst.«
    »Das mit dem Fliegen hat Heeby auch gesagt«, sagte Sestican leise.
    »Heeby. Das ist ja noch nicht einmal ihr wahrer Name. Sie vermochte noch nicht einmal ihren wahren Namen zu ergründen. Heeby. Das ist der Name eines Hundes oder eines dummen Gauls. Nicht der eines Drachen.«
    »Sprich nicht schlecht über sie«, riet ihr Mercor. »Es könnte gut sein, dass wir dasselbe Ende finden wie sie.«
    »Sie hat nicht ihr Ende gefunden. Denn sie hat gar nicht erst angefangen, ein Drache zu sein«, erwiderte Fente scharf. »Ein halber Drache ist kein Drache.«
    Im Stillen stimmte Sintara ihr zu. Die geistlosen Drachen lasteten auf unbeschreibliche Weise auf ihrem Gemüt. Von Wesen umgeben zu sein, die die Form eines Drachen hatten, in deren Köpfen sie aber nicht die Gedanken eines Drachen vernahm, war verstörend. Einmal hatte sie gehört, wie sich die Hüter abends »Geistergeschichten« erzählt hatten. Und seither fragte sie sich, ob dies dasselbe Gefühl war. Etwas war da und doch nicht. Eine vertraute Form ohne Inhalt.
    Und genau das sah sie nun, als der Silberdrache ohne Namen mühsam in den Fluss hinausschwamm. Sein Schwanz war schon längst verheilt, doch er hielt ihn noch immer so steif, als hätte sich die Haut zu straff darübergespannt. Sein Leib war während der Reise muskulöser geworden, und seit die Hüter ihn entwurmt hatten, hatte er ein wenig Fleisch angesetzt. Trotzdem waren seine Beine noch immer kurz und bloße Stummel. Dagegen waren die Schwingen, die er soeben ausbreitete, fast normal gewachsen. Schweigend beobachteten die Drachen, wie er sie vorsichtig hob und mit ihnen schlug, so wie er es bei Fente abgeschaut hatte. Dann warf er den Kopf zurück, und als er ihn mit weit aufgerissenem Maul wieder vorstieß, sah Sintara, dass zwei Reihen Zähne darin starrten, die doppelt so lang waren wie die von Fente. Und die Giftwolke, die er mit einem gurgelnden Geräusch ausstieß, war dicht und beinahe purpurrot. Dicke Tropfen fielen zischend in den Fluss, und Sintara wandte angewidert vom sauren Geruch des starken Gifts den Kopf ab.
    »Dieser halbe Drache«, verkündete der Silberne, »kann machen, dass du gar kein Drache mehr.« Er wandte sich um, um die anderen finster anzustarren und sicherzustellen, dass sie die Drohung verstanden. »Name? Ich NEHME einen Namen. Fauch mein Name. Mein Name ist, was ich mache. Fente, sag meinen Namen.«
    Die kleine grüne Drachin drehte sich von ihm weg und wollte sich auf würdevolle Weise entfernen, aber Drachen waren nicht zum Schwimmen geboren. Deshalb wirkte es gehetzt und ungeschickt, als sie aus der Reichweite des Silbernen floh. Fauch lachte, und als Fente ihm den Kopf zuwandte und ihn anzischte, stieß er eine feine Giftwolke in ihre Richtung aus. Der Wind über dem Fluss trieb sie davon, bevor sie ihr schaden konnte. Dennoch griff Mercor ein.
    »Fauch, spar dir dein Gift. Einer unserer Jäger ist verschollen, und unsere Hüter haben mehrere ihrer Boote und fast all ihre

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