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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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ihm aus der Hand nahm und sie wie ein hart gekochtes Ei auf dem Stamm zwischen ihnen aufschlug. Da löste sich die dicke grüne Schale, und zum Vorschein kam weißes Fruchtfleisch. »Esst das«, riet ihm Carson. »Die schmecken zwar nach nichts, aber sie sind sehr saftig.«
    Carson hatte die ganze Zeit geredet, und Sedric erfuhr die ganze Geschichte: Wie die Welle das Schiff erfasst hatte, wie sie fortgerissen worden waren, wie sie den Kapitän gerettet und dann die meisten der Hüter gefunden hatten. Sedric war entsetzt, als er hörte, dass Alise nicht an Bord des Kahns und in Sicherheit gewesen war – und erleichtert, dass sie es wohlbehalten überstanden hatte. Er ließ den Jäger so lange reden, bis dieser in Schweigen verfiel. Jetzt beobachtete ihn Carson. Er musterte ihn, nicht offen, sondern aus dem Augenwinkel und durch die Wimpern hindurch. Die Früchte teilte er gerecht zwischen ihnen auf, ohne ein Wort darüber zu verlieren, dass Sedric nichts zu der Mahlzeit beigesteuert hatte. Auch wenn Carson den Drachen gefüttert hatte, bangte Sedric vor dem Moment, wo der Jäger ihm einen Plan unterbreiten würde, wie man die Kreatur töten und Profit aus ihr schlagen könnte. Wenn der andere Jäger und der Kapitän bei diesem Geschäft unter einer Decke gesteckt hatten, schien es nur naheliegend, dass auch Carson mit von der Partie war. Und wenn Jess ihm von Sedrics Trophäen berichtet hatte, würde das erklären, weshalb Carson und Davvie den Kranken so oft und fürsorglich besucht hatten. Denn dann wussten sie, dass Sedric Drachenblut an Bord von Teermann geschafft hatte. Wenn sie diesen Schatz finden würden, wären sie reiche Leute.
    Nachdem die Früchte verzehrt waren, hatte Carson einen gusseisernen Topf aus seinem Boot geholt, ein wenig Öl hineingekippt und es angezündet. Dann schnitt er Zweige und harzige Astenden von den trockeneren Treibholzstücken ab und warf sie in die Flammen. Das Feuer strahlte willkommene Wärme ab und gab Licht, das nur vom Rauch getrübt war, der dafür aber wiederum einen Teil der Insekten fernhielt. Die beiden Männer saßen da und beobachteten, wie sich die Dunkelheit über dem Fluss sammelte. In dem Streifen Himmel über ihnen begannen die Sterne zu leuchten.
    Carson räusperte sich. »Ich dachte, Ihr wärt nicht fähig, mit den Drachen zu reden. Ihr habt sie doch nicht verstanden.«
    Auf diese Frage hatte sich Sedric keine Antwort zurechtgelegt. Doch er blieb nahe an der Wahrheit. »Das hat sich geändert, seit ich mehr mit ihnen zusammen bin. Und seit Relpda mich gerettet hat. Nachdem sie mich hierhergetragen hat, verstehen wir uns besser.« Na also. Einigermaßen wahr und zudem eine einfache Erklärung, die man sich gut merken konnte. Das waren die besten Lügen. Er starrte auf die glatte Wasserfläche.
    »Ihr redet nicht viel, was?«, stellte Carson fest.
    »Ich habe nicht viel zu sagen«, gab Sedric vorsichtig zurück. Dann erinnerte er sich an seine guten Manieren. »Außer: Danke!« Er zwang sich, sich umzuwenden und Carsons ernstem Blick zu begegnen. »Danke, dass Ihr uns gesucht habt. Ich hatte keine Ahnung, was ich als Nächstes hätte tun sollen. Ich habe es nicht geschafft, auf einen Baum zu klettern, um Früchte zu sammeln, und ich habe auch noch nie gejagt oder gefischt.« Etwas förmlicher fügte er hinzu: »Ich stehe in Eurer Schuld.« Unter Händlern bedeuteten diese Worte mehr als nur eine Nettigkeit, denn sie drückten eine tatsächliche Verpflichtung aus.
    »Oh, Ihr habt den Eindruck gemacht, als würdet Ihr gut zurechtkommen«, erwiderte Carson großherzig. »Aber jeder andere an Eurer Stelle würde erzählen, wie die Welle ihn erfasst hat und was er getan hat …« Erwartungsvoll ließ er den Satz unvollendet verhallen.
    Sedric sah weg und starrte in die Dunkelheit. Bleib so nah wie möglich an der Wahrheit. Damit wäre er am ehesten auf der sicheren Seite. »Ich erinnere mich nicht mehr daran, wie mich die Welle getroffen hat. Ich war an Land gegangen, um … um mir die Beine zu vertreten. Als ich wieder zu mir kam, hat Relpda mich getragen und meinen Kopf über Wasser gehalten. Natürlich schwamm sie stromabwärts mit mir, und es war nicht leicht, sie davon zu überzeugen, dass wir uns ans überschwemmte Ufer halten mussten. Und ich befürchtete, dass sie nicht durchhalten würde, bis wir dort anlangten. Aber am Ende haben wir es doch geschafft.«
    »Ja, das haben wir«, sagte der Drache mit vollem Maul. Sie war zufrieden mit sich und stolz, dass

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