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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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gestrandet und verlassen.« Ihr Blick glitt über sein Gesicht und blieb auf seiner verbeulten Wange hängen. »Also habe ich dein Zimmer aufgeräumt, habe deine Kleider zum Waschen rausgeholt, weil ich dachte, dass du dann bei deiner Rückkehr sehen würdest, wie sehr ich mich gesorgt habe. Und dabei, als ich dein Bettzeug geordnet habe, habe ich … Was ist das?«
    Ihm schwante, was sie sagen wollte. Sie hatte das Geheimfach und die Phiolen und Schuppen und das Blut entdeckt. Doch ihr entsetzter Gesichtsausdruck verwirrte ihn. Sie beugte sich vor und hob die Hand. Er wich vor ihr zurück, aber sie berührte dennoch seine Wange. Ihre Finger glitten an ihr hinab und folgten dem Kinn. Nie zuvor hatte sie ihn auf diese Weise berührt, und schon gar nicht hatte sie ihn mit einem solchen Entsetzen angestarrt.
    »Gütiger Sa sei uns gnädig«, stieß sie atemlos hervor. »Sedric. Du bekommst Schuppen.«
    »Nein!« Er stritt es vehement ab. Mit einem Ruck brachte er sein Gesicht aus ihrer Reichweite und fasste sich mit der eigenen Hand an die Wange, ließ sie übers Gesicht fahren. Was spürte er da? Was war das? »Nein, das ist nur ein bisschen rau, Alise. Das Flusswasser hat mich verätzt, und dann war ich Wind und Sonne ausgesetzt. Das sind keine Schuppen! Ich bin doch kein Mann der Regenwildnis, wieso sollte ich Schuppen bekommen? Sei nicht närrisch, Alise! Sei nicht albern!«
    Mit zwischen Entsetzen und Mitleid wankendem Blick starrte sie ihn an. Unvermittelt stand er auf, ging zu seinem Koffer und holte den kleinen Spiegel heraus, mit dem er sich rasierte. Seit er aufs Schiff zurückgekehrt war, hatte er noch keine Gelegenheit dazu gehabt. Das war es, was sie sah. Er blickte aufmerksam in den Spiegel und hielt ihn nahe an die Kerze, während er sich das Kinn abtastete. Seine Haut war rau. Einfach nur rau. »Ich muss mich rasieren. Das ist alles. Alise, du hast mir einen Schrecken eingejagt! Was für eine abstruse Vorstellung. Jetzt bin ich zu müde, aber morgen früh werde ich mich rasieren und mein Gesicht eincremen. Du wirst schon sehen. Schuppen! Was für ein Einfall!«
    Noch immer starrte sie ihn an. Er begegnete ihrem Blick und forderte sie zu Widerspruch heraus. Da zog sie die Lippen ein und biss darauf, bevor sie den Kopf schüttelte.
    »Ich bin sehr müde, Alise. Bestimmt verstehst du das.« Geh einfach. Bitte. Er wollte sein Gesicht genauer unter die Lupe nehmen, aber nicht, solange sie dabei war.
    »Ich weiß, dass du müde sein musst. Das tut mir leid. Nun, jetzt habe ich über alles gesprochen, nur nicht über das, weshalb ich hier bin. Und ich weiß nicht, wie ich es anders als unverblümt sagen soll. Sedric. Bevor wir in Bingtown aufgebrochen sind, als wir die Reise planten … Hat Hest dir ein Pfand für mich anvertraut? Ein Erinnerungsstück? Etwas, was du mir vielleicht während der Reise geben solltest?«
    Er starrte sie verblüfft an. Ein Erinnerungsstück von Hest für sie? Wie kam sie nur auf diese Idee? Hest war nicht der Mensch, der irgendjemandem ein Andenken gab und schon gar nicht jemandem, der ihn jüngst so sehr verärgert hatte. Das sagte Sedric ihr aber nicht. Stattdessen schüttelte er schweigend den Kopf. Doch als sich ihre Augen verengten und ihr Blick argwöhnisch und bohrender wurde, sagte er: »Nein, Alise, er hat mir nichts für dich mitgegeben. Das schwöre ich dir.«
    »Sedric.« Der Tonfall machte deutlich, dass er ihr nichts vorspielen sollte. »Vielleicht hat er dir befohlen, mir nichts davon zu verraten oder es mir erst zu geben, wenn ich, ach, ich weiß nicht, wenn ich mich so verhielte, dass ich seinen Ansprüchen genüge. Oder … Ich weiß nicht. Sedric, sei aufrichtig mit mir. Ich weiß über das Medaillon Bescheid. Ich habe es gefunden, als ich dein Bett gemacht habe. Das Medaillon mit Hests Portrait. Auf dessen Rückseite Immer steht.«
    Als sie es erwähnte, setzte sein Herz einen Schlag aus, nur um dann umso heftiger zu pochen. Ihm wurde schwindelig, und schwarze Flecken tanzten ihm vor den Augen. Das Medaillon. Wie hatte er nur so töricht sein und es dort lassen können, wo jeder es finden konnte? Als er es sich hatte anfertigen lassen, hatte er sich geschworen, es immer bei sich zu tragen, damit es ihn stets an den Menschen erinnerte, der sein Leben verwandelt hatte. Immer. Das hatte er auf der Rückseite eingravieren lassen. Auf der Rückseite des kleinen Goldetuis, das er selbst bezahlt hatte. Das Geburtstagsgeschenk, das er sich selbst gemacht hatte. Was war

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