Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer
gerade zu tun. Er war ebenso ein Hüter, wie es die jungen Leute waren. Sein Drache hatte lediglich die Form eines Kahns. Als er eben die Hände auf die Reling legen wollte, antwortete Teermann . Durch das Schiff ging ein Ruck. Leftrin stieß einen Fluch aus und griff hastig nach der Reling, um sich festzuhalten. Von Deck waren die verwirrten Schreie der Mannschaft und der Hüter zu hören, und erneut ging ein Stoß durch das Schiff. Und wieder. Der Kahn stemmte sich in die Höhe und sackte wieder ab, auf und nieder. Leftrin konnte die stämmigen Hexenholzbeine und die Flossenfüße förmlich vor sich sehen, wie sie strampelten und ruderten wie eine Kröte im Schlamm. Doch mit jedem Aufbäumen schwenkte Teermann den Bug ein Stück herum.
»Was soll das?« An das Geländer geklammert torkelte Greft auf das Deck herunter. Er hatte die Zähne hinter den schmalen Silberlippen gebleckt, als habe er Schmerzen.
»Keine Ahnung. Halt dich fest«, sagte Leftrin ruppig. Mit seinem Schiff ging etwas Seltsames vor, und er wollte sich auf Teermann konzentrieren und nicht auf einen eingebildeten Jungen.
Vielleicht verstand Greft den Wink, oder Skellys Blick brachte ihn zum Schweigen. Grimmig hielt Leftrin sich fest, während sich Teermann unablässig und ruckartig hob und wieder senkte. Als der Kahn schließlich zur Ruhe kam, wartete Leftrin noch einige Minuten, bevor er sprach. Das Schiff hatte sich gedreht, sodass das Heck nicht mehr festsaß. Ein kleiner Stoß mit den Stangen würde genügen, um auch den Bug aus dem Schlamm freizubekommen.
Viel bedeutsamer aber war, dass Teermanns Bug in Richtung des kleinen, klaren Flusses ausgerichtet war, und nicht mehr zum Hauptstrom hin. Kapitän Leftrin dachte eine kleine Weile nach über das, was er da sah. Dann traf er eine Entscheidung und empfing die Zustimmung seines Schiffes.
»Alles in Ordnung!«, bellte er über das zunehmende Geschnatter und das Geschrei der Hüter und der Mannschaft hinweg. In die verblüffte Stille, die seinem Ausruf folgte, sagte er: »Wir hätten beinahe den falschen Weg eingeschlagen. Das ist alles. Kelsingra befindet sich am Oberlauf dieses Flusses, nicht an jenem.«
»Woher wollt Ihr das wissen?«, fragte Greft.
Leftrin lächelte ihn eisig an. »Das hat mir mein Lebensschiff eben gesagt.«
Greft deutete zu den Drachen, die sich am Ufer versammelten. »Und werden die das auch so sehen?«, fragte er höhnisch. Plötzlich durchbrach Drachengebrüll die Stille.
»Hast du das gesehen?«
Thymara hatte es gesehen. Nachdem sie Sintara hastig mit kaltem Flusswasser abgerieben hatte, war sie eben auf dem Weg zurück zum Schiff gewesen. Sie war durchnässt und fror. Sie glaubte nicht, dass die Drachin die Wäsche tatsächlich genossen hatte, und vermutete, dass Sintara sie nur als Vorwand genommen hatte, um den schnaubenden und sich kämpferisch aufplusternden männlichen Drachen zu entkommen. Während der ganzen Zeit hatte sie nur wenig mit ihrer Hüterin gesprochen, und Thymara hatte ihre Fragen für sich behalten. Denn sie war zu dem Schluss gekommen, dass sie sich mit ihren Fragen wohl besser an Sylve wenden sollte. Sie hatte das ungute Gefühl, dass es mit dem Wachstum ihrer Schuppen noch etwas anderes auf sich hatte. Harrikin hatte einmal eine Bemerkung über seine Schuppen im Zusammenhang mit seinem Drachen fallen lassen, aber als sie hatte wissen wollen, worin die Verbindung bestand, war er sehr schweigsam geworden. Und Sintara hatte ihr überhaupt nicht weitergeholfen.
Fröstelnd, durchnässt, noch immer beunruhigt und mit so heftigen Schmerzen im Rücken wie schon seit Tagen nicht mehr, hatte sie sich auf den eiligen Weg zurück zum Schiff gemacht. Sie hoffte, an Bord zu gelangen und sich am Feuer in der Küche aufwärmen zu können, bevor sie zur täglichen Etappe aufbrachen. Denn heute war sie an der Reihe, eines der verbliebenen Boote zu bemannen, und das wollte sie nicht frierend tun.
Doch dann hatte sie gesehen, wie der Kahn sich plötzlich aufgebäumt hatte, als ob er von einer Welle hochgehoben worden wäre. Sie hatte die Schreie gehört, die von Bord herübergeschallt waren. Die Drachen hatten die Köpfe umgewendet, und Mercor hatte einen Ruf des Erstaunens ausgestoßen. Wie zur Antwort darauf hatte auch Ranculos gebrüllt und sich dabei nach allen Seiten umgesehen, als suche er nach einer vermeintlichen Gefahrenquelle. Plötzlich sackte das Schiff wieder ab, und sandte Wellen in alle Richtungen aus.
Sie war auf Armeslänge neben Sedric
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