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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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noch weh? Noch wegen der Verletzung von damals im Fluss?«
    Eine Zeit lang schwieg Thymara, bevor sie widerwillig zugab: »Ja. Es ist nie ganz verheilt. Dadurch, dass ich bei der Flut wieder in den Fluss gefallen bin, ist es nur noch schlimmer geworden.«
    Das Boot glitt weiter. Sie kamen an einem toten Flussarm vorbei, auf dem riesige flache Blätter und orangefarbene Blüten trieben. Ein schwerer, fast schon fauliger Geruch wehte herüber.
    Sylve sagte: »Hast du deinen Drachen mal darauf angesprochen?« Sie klang zögerlich, schien aber auf etwas hinauszuwollen.
    »Auf was?«, gab Thymara zurück, auch sie klang keinesfalls beiläufig.
    »Auf deinen Rücken. Und darauf, dass du mehr Schuppen bekommst.«
    Auf das Boot senkte sich Schweigen. Sedric meinte, kaum noch atmen zu können, so schwer lastete es auf ihnen.
    Als Thymara schließlich antwortete, war die Lüge in ihren Worten offensichtlich: »Ich glaube nicht, dass der Schmerz in meinem Rücken etwas mit den Schuppen zu tun hat.«
    Sylve ruderte weiter. Sie wandte sich nicht zu dem anderen Mädchen um. Sie hätte genauso gut den Fluss meinen können, als sie sagte: »Du vergisst, dass ich es gesehen habe. Und ich weiß jetzt, was es ist.«
    »Weil du dich auf dieselbe Weise veränderst.« Thymara schleuderte die Worte regelrecht zurück.
    Sedric fühlte sich zwischen den beiden gefangen. Wieso um alles in der Welt brachte Sylve ein so persönliches Thema, das nur Hüter etwas anging, zur Sprache, während er mit im Boot saß?
    Dann kam ihm eine furchtbare Ahnung, und ihm wurde mulmig.
    Thymara war gar nicht gemeint. Sondern er. Er riss die Hand hoch und fasste sich an den Nacken, um die Schuppen zu verdecken, die entlang seiner Wirbel gesprossen waren. Carson hatte ihm versichert, dass man sie fast nicht sehen konnte. Er meinte, dass sie noch nicht einmal eine Farbe besaßen, anders als Sylves rosafarbene oder die silbernen Schuppen des Jägers. Sedric sagte kein Wort.
    »Ich verändere mich«, gab Sylve freimütig zu. »Aber ich hatte eine Wahl, und ich habe mich dafür entschieden. Und ich vertraue Mercor.«
    »Aber er hat dich heute im Stich gelassen«, wandte Thymara ein, und Sedric fragte sich, ob sie nur ehrlich war, oder einfach taktlos.
    »Darüber habe ich nachgedacht, und auch über das, was Sedric gesagt hat. Wenn ich heute Abend, wenn die Drachen ihr Lager aufschlagen, nicht dort bin, dann wird Mercor zurückkommen und mich holen. Das weiß ich. Aber ich werde dort sein, aus eigener Kraft. Das erwartet er von mir, denn ich bin weder ein Schoßtier noch ein Kind. Er glaubt nicht nur, dass ich in der Lage bin, selbst auf mich aufzupassen, sondern dass ich es wert bin, die Aufmerksamkeit eines Drachen zu empfangen. Und dass ich auch ohne sie überleben kann.«
    Mit halb erstickter Stimme fragte Thymara: »Wieso glaubt er das von dir? Wie hast du ihn davon überzeugt?«
    Sylve drehte sich zu ihnen um, und ein überirdisches Lächeln huschte über ihre Züge. »Ich bin mir nicht sicher. Aber er hat mir eine Gelegenheit geboten, und ich habe sie ergriffen. Noch bin ich kein Elderling. Aber ich werde es sein.«
    »Was?«, platzte es aus Thymara und Sedric wie aus einem Mund.
    Und Thymara fügte hinzu: »Wie das denn?«
    »Mit ein wenig Blut«, versetzte Sylve fast flüsternd, und Sedric wurde eiskalt. Ein wenig? Wie viel war ein wenig? Er versuchte, sich daran zu erinnern, wie viel Blut er in jener Nacht abbekommen hatte, und fragte sich, wie viel davon wohl nötig war.
    »Mercor hat dir von seinem Blut gegeben?« Thymara klang ungläubig. »Was hast du damit gemacht?«
    Sylve sprach so leise, als würde sie über etwas Heiliges reden. Oder etwas Schreckliches. »Er befahl mir, eine kleine Schuppe aus seinem Gesicht zu reißen. Das habe ich getan. Da sickerten ein, zwei Tropfen Blut heraus, und er meinte, ich solle sie mit der Schuppe auffangen. Und sie dann essen.« Ihr Atem stockte ebenso wie ihr Ruderschlag. »Es war … köstlich. Nein. Es war kein Geschmack. Sondern ein Gefühl. Es war wie Zauberei. Und es hat mich verändert.«
    Mit zwei Ruderschlägen steuerte Thymara sie aus der Strömung heraus ins flache Wasser. Sie griff nach einem Zweig und verhinderte dadurch, dass das Boot abtrieb.
    »Warum?« Die Frage platzte aus ihr heraus, und es klang, als richtete sie die Frage ans Universum, als wäre es ein verzweifelter Schrei an das ungerechte Schicksal. Aber nur Sylve gab eine Antwort.
    »Du weißt, was wir sind, Thymara. Du weißt, weshalb

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