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Raine der Wagemutige

Titel: Raine der Wagemutige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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Betteln ihr nicht leicht fiel. Gott hätte eine Frau nicht mit so strengen Augenbrauen gezeichnet, wenn er nicht das andere Geschlecht hätte vorwarnen wollen. Flüchtig dachte er an ihren verstorbenen Ehemann. Sie hätte jeden Ehemann in die Knie gezwungen, ganz gewiss.
    Jacques, der sich eine riesige Scheibe des kalten Bratens schmecken ließ, verharrte in Schweigen. Ein kluger Mann, die Überzeugungsarbeit dem Mädchen zu überlassen. Das Licht der Talgkerzen tauchte ihre Wangen in einen warmen Glanz. Wann war es das letzte Mal gewesen, dass er, Raine, etwas berührt hatte, das so zart und weich aussah wie diese Wangen?
    Er füllte sich erneut seinen Becher, während er sich ihrem Bann zu entziehen versuchte, um stattdessen herauszufinden, wie viel von dem, was sie ihm erzählt hatte, der Wahrheit entsprach. Nicht dass es von Bedeutung wäre. Wenn alles, was er tun musste, darin bestand, im Hafen zu erscheinen und in vornehmem Englisch mit irgendeinem Schmugglerkapitän zu sprechen und sich damit eine kostenlose Überfahrt nach Schottland zu sichern . . . Nun, war das das Risiko, diesem seltsamen Paar zu vertrauen, etwa nicht wert?
    Obwohl auf den Docks von Dieppe trotz der nächtlichen Stunde noch einiges Treiben herrschte, lag die L'Auberge Au Cheval Rouge ungewöhnlich verlassen da. Aber schließlich, dachte Raine, während er durch das Fenster der Kutsche nach draußen zu dem Wirtshaus spähte, in dem er sich mit dem Schmuggler treffen sollte, weiß ich wenig darüber, wie es für gewöhnlich hier zugeht.
    Ein Windstoß fuhr in die Kutsche und unter seinen neu erworbenen Umhang. Mehr aus alter Gewohnheit als aus Notwendigkeit zog er die dicken Wollvorhänge zu. Neben ihm erschauerte in dem kalten Luftzug die junge Frau mit den faszinierenden kobaltblauen Augen. Seit er zugestimmt hatte, bei dem Plan mitzuwirken, war sie still gewesen, so als wäre sie in Gedanken woanders.
    Vor ihnen saß Jacques auf dem Kutschbock und wartete auf das Zeichen des Schmugglers. Sobald er es erhielt, würde er Raine Bescheid geben, der sich dann in das Wirtshaus begeben würde, um die Verhandlungen für ihre Überfahrt abzuschließen. Er klimperte mit den drei Louisdor in seiner Tasche, Geld, das er Jacques unter Hinweis auf die nicht von der Hand zu weisende Möglichkeit abgenötigt hatte, dass er in der Lage sein müsste, dem Schmuggler die Angelegenheit zu versüßen, sollte der sich als widerspenstig erweisen.
    Wenn alles nach Plan verlief, würde Madame Lambett in der Kutsche warten, bis eine Übereinkunft erreicht worden war. Dann würden sie und Jacques den kleinen Angus von wo auch immer sie ihn verborgen hatten holen fahren. Als liebevolle Mutter, die sie nun einmal war, hatte sie ihren Sohn nicht zu den Docks bringen wollen, ehe es nicht unvermeidbar war. Der Gedanke an Klein Angus weckte Raines Neugier über den verstorbenen Ehemann der jungen Frau erneut. „Wie ist er gestorben?“
    Sie drehte ihren Kopf zu ihm herum. Im Dämmerlicht der Kutsche sahen ihre Augen beinahe schwarz aus. „Monsieur?“
    „Euer Ehemann, wie ist er gestorben?“
    „Oh. Eine Lungenentzündung.“ Sie wandte ihr Gesicht wieder ab.
    „Ihr wart ihm sehr zugetan?“ fragte er weiter.
    Sie blieb stumm.
    Ganz offensichtlich wollte sie nicht mit ihm reden. Er konnte ihr diese Entscheidung nicht verübeln. Sie wusste nichts von ihm, außer, dass er Engländer war und sie ihn in einem Gefängnis gefunden hatte. Sie hatte noch nicht einmal nach seinem Namen gefragt. Natürlich musste sie um ihre Sicherheit nicht einen Augenblick fürchten, da Jacques stets in ihrer Nähe war.
    Der Gedanke an den riesigen Diener zügelte die Leidenschaft, die Raine immer noch plagte - aber er löschte sie nicht gänzlich aus. Er konnte das Gefühl, sie zwischen seinen Schenkeln gefangen zu halten, ihre Hand auf seiner nackten Haut und ihren Körper an seinen geschmiegt zu spüren, einfach nicht vergessen. Sogar jetzt, während er im Geiste hundert mögliche Verläufe der nächsten Minuten durchging, reagierte sein Körper immer noch auf die Nähe des ihren.
    Die Minuten verrannen, im Inneren der Kutsche wurde es langsam warm. Von draußen klang gelegentlich das Rattern eines vorbeifahrenden Wagens, das scharfe Klappern beschlagener Hufe auf dem Kopfsteinpflaster und gedämpfte Männerstimmen aus der Ferne zu ihnen.
    „Warum wart Ihr so grob und ungehobelt zu mir?“ Das steife Leder des Sitzes knirschte leise, als sie sich anders hinsetzte.
    Die plötzliche Frage

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