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Raine der Wagemutige

Titel: Raine der Wagemutige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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Aufmerksamkeit wieder auf den Nebel richtete. „Warum sollte sie?“
    Ganz offensichtlich überzeugte diese scharfe Erwiderung Tunbridge von der Fruchtlosigkeit seines Anliegens. Mit einem tiefen Seufzer schlich er sich davon. Carr bemerkte davon kaum etwas. Seine Augen waren auf die wallenden Nebelschwaden gerichtet. Er lauschte angestrengt, um die Begräbnisklänge der Dudelsäcke der McClairen noch einmal zu hören. Nichts.
    Verdammte Gespenster. Hatten die Toten denn nichts Besseres mit ihrer Zeit anzufangen, als kindische Versteckspiele mit ihm zu spielen? Mit einem Fluch verließ Carr die Terrasse und schritt über die Granitstufen in den Garten hinab. Er folgte zielstrebig dem schmalen Weg zwischen den gestutzten Hecken hindurch, bizarre und fantastische Formen, aus immergrünen Eiben und Buchsbaum geschnitten. Der Nebel waberte um seine Beine, die Feuchtigkeit drang durch seine weißen Seidenstrümpfe und hinterließ dunkle Flecken auf dem hellblauen Satin, mit dem seine Absätze überzogen waren.
    Am Ende des Gartens, wo wiederum Granitstufen zu einer darunter gelegenen Terrasse führten, blieb Carr stehen und schaute sich um. Unter ihm hatten Farnkraut und Stechginster ihren Weg zurück in die einst sorgfältig angelegten Beete mit Rosen und anderen seltenen Pflanzen gefunden. Die Schatten waren dort undurchdringlich geworden. Die Dunkelheit hatte gewonnen. Der Nebel war dichter, die Luft kühler.
    „Kommt heraus! Zeigt euch, ihr verfluchten McClairen-Geister! Ich bin hier! Verfolgt mich!“
    Sein Ausruf blieb unbeantwortet. Kein Geist nahm Gestalt an. Kein Dudelsack ertönte aus dem Dunkel der Nacht. Nichts.
    Jedes Mal, wenn er eine . . . Erscheinung hatte, war es das Gleiche; eine verstohlene Bewegung aus dem Augenwinkel wahrgenommen; ein kalter Windstoß, wo es keinen geben durfte; ein dumpfes Trommeln in der Mitte der Nacht, das sein Herzschlag sein könnte, es aber nicht war.
    Es trieb ihn langsam . . . Nein! Es trieb ihn überhaupt nichts. Es war lästig. Ein Ärgernis. Das war alles.
    „Was soll das?“ rief er in die Finsternis unter sich. „Fürchten die Toten immer noch die Lebenden? Fliehen die Schotten sogar noch im Tod vor den Engländern? Feige Gespenster!“
    Die ungebrochene Stille schien ihn zu verspotten. Mit einem wütenden Fauchen fuhr er herum und ging den Weg wieder zurück, den er gekommen war, und spürte die ganze Zeit über die Augen, die ihm folgten, wusste um das höhnische Grinsen der Geister. Er hatte gerade begonnen, die Stufen zur obersten Terrasse wieder hinaufzusteigen, als sein Blick von etwas Hellem zwischen den Rosenranken neben ihm angezogen wurde. Ein Schal? Seltsam, dass er es nicht schon vorhin bemerkt hatte, allerdings war er da in Gedanken mit etwas anderem beschäftigt gewesen.
    Einer seiner weiblichen Gäste musste die Gärten für ein Stelldichein benutzt haben. Nur war es für ein Stelldichein draußen eigentlich verflucht kalt. Er bückte sich und hob den Stoff auf. Er war schon ein paar Stufen gegangen, bevor er zufällig nach unten auf seine Hand blickte. Abrupt blieb er stehen, wie festgenagelt von dem, was er sah.
    In seinen Händen hielt er ein längliches Stück zerschlissener, schwerer Seide; die einst satten Farben waren jetzt dumpf, verblasst von Alter oder langem Tragen . . . oder einem Jahrzehnt im Wasser auf dem Meeresgrund. Die eine Seite des Schals war grob ausgefranst, während die andere mit feinen Stichen sorgfältig gesäumt war. Irgendjemand hatte ihn vor Wut zerrissen.
    Gequält schloss er die Augen. Öffnete sie wieder. Der Stoff war immer noch da, nicht wie ein Spuk wieder verschwunden oder in ein anderes Stück Stoff verwandelt. Er zerknüllte es in seiner Hand. Er erkannte es wieder.
    Das hier war Janets Arisaid, die für Frauen gedachte Version eines Plaids. Des McClairen Plaids. Nie würde er es verwechseln. Sie hatte es an dem Tag getragen, an dem sie gestorben war. Er war derjenige gewesen, der es mitten entzwei gerissen hatte, außer sich vor Wut darüber, dass sie es wagte, auch nur daran zu denken, die Farben der McClairen zu seinem Ball zu tragen. Ein Stück hatte sie um die kleine Fia gewickelt. Dies hier war die andere Hälfte.
    Er hatte es nicht mehr gesehen, seit er beobachtet hatte, wie es an den Felsen am Fuße von McClairen's Isle neben Janets Leiche auf dem Wasser getrieben war.
    In das er sie hinabgestoßen hatte.

9. KAPITEL
    „Carr hat sich noch nicht einmal nach Jamie und seinem Dudelsack umgesehen“, kicherte

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