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Raine der Wagemutige

Titel: Raine der Wagemutige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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hervor wie Seile. En garde.
    „Also glaubt Ihr an die biblische Art der Gerechtigkeit?“ fragte Fia.
    Favor nahm ihr Weinglas und ließ die rubinrote Flüssigkeit darin kreisen, sie nachdenklich betrachtend. Sie musste eine viel sagende Antwort finden, die Carrs Aufmerksamkeit erregte. Aber er stank nach einem süßlichen Parfüm, und Hitze umgab seinen Körper wie öliger Nebel, und er hatte gelacht, damals, als er ihr von Johns Tod erzählt hatte.
    „Miss Donne?“
    Janet. Sie musste Carr davon überzeugen, dass Janet ihn zurückhaben wollte. So lautete der Plan - ihr Plan. Sie hatte zugestimmt, Janet zu werden, und Janet wollte Carr zurück.
    „Verzeiht“, sagte sie darum und lächelte Janets Lächeln. „Ich gestehe, ich habe versucht zu entscheiden, wie aufrichtig ich sein darf. Es würde mich zutiefst bestürzen, zu verspielen, welches Maß an Ansehen. . .“, sie ließ ihren Blick flirtend zwischen Carr und Tunbridge hin und her fliegen, „ich auch gewonnen haben mag. Die Wahrheit ist, dass ich jemand bin, dem viel an seinem Wohlbehagen gelegen ist, sowohl in körperlicher als auch in anderer Hinsicht.
    Sollte mir ein Unrecht geschehen, würde ich nach Abhilfe suchen - wenn die Gerechtigkeit mir diese verschaffen kann, dann wird mir die Gerechtigkeit genügen. Wenn Schadenersatz mir Erleichterung verschafft, dann würde ich für Wiedergutmachung sorgen. Wenn ich mich beraubt fühlte, dann würde ich zurückverlangen, was man mir genommen hat.“ Sie ließ ihre Wimpern geziert flattern. „Ich vermute, Euch scheint das sehr oberflächlich und selbstsüchtig, nicht wahr?“
    „Mir scheint es erschütternd aufrichtig“, erklärte Tunbridge. „Wie erfrischend, eine Dame kennen zu lernen, die ihrem Verhalten eine so eindeutige Richtschnur zu Grunde legt. Eine, die einen Gentleman über ihren Charakter unterrichtet, anstatt ihm irgendetwas vorzugaukeln.“ Favor verspürte Mitleid mit dem Mann. Er sprach so offensichtlich an Fia gewandt, deren ganze Aufmerksamkeit der Vorspeise, mit französischem Käse überbackene Birnen, galt, die ein Diener vor sie gestellt hatte.
    „Meiner Ansicht nach wird Aufrichtigkeit sehr überbewertet“, murmelte Fia und schnitt sich anmutig eine hauchdünne Scheibe ab. „Ich glaube, Miss Donne wird mir zustimmen. Ihr Bruder würde das gewiss tun. Und ich weiß, dass Carr es tut.“
    Was meinte sie damit? Und was hatte Thomas mit Fia zu tun?
    „Lady Fia?“ Sie achtete darauf, dass ihre Stimme weiterhin gelassen klang.
    „Sie hat es sich in den Kopf gesetzt, andere stets zu reizen“, bemerkte Carr mit verächtlicher Miene, bevor Fia antworten konnte. „Es sind die Spielchen eines Kindes, aber schließlich ist sie ja ein Kind. Ihr tätet gut daran, Tunbridge, das nicht zu vergessen, wenn sie Euch in ihre Spielchen verwickelt.“
    Wenn Carr geglaubt hatte, Fia zu verärgern, so harrte seiner eine Enttäuschung. Sie neigte nur den Kopf, und ein Lächeln zuckte um ihre Lippen.
    „Ein Kind? Spiele?“ Tunbridge konnte sich bloß mit Mühe beherrschen. Die Beine seines Stuhles scharrten auf dem Holzboden, als er den Stuhl nach hinten schob, aufstand und sich knapp verbeugte. „Vergebt mir, Miss Donne. Ich fürchte, ich bin heute Abend ein unzulänglicher Gesellschafter.“
    „Nur heute Abend?“ hörte Favor Fia fast lautlos sagen. Neben ihr kicherte Carr. Favor schwirrte der Kopf, während sie versuchte, ihren Weg durch all die versteckten Untertöne zu finden, die sie wahrnahm. Sie saß mit Scha kalen zu Tisch. Tunbridge war soeben angefallen und zerfleischt worden. Ihm blieb nichts anderes mehr übrig, als den Rückzug anzutreten.
    Aber Janet wäre an solche Vorfälle gewöhnt. Und während Janet auch nicht gerade gebilligt hätte, was Carr gesagt und getan hatte, so hätte sie ihn doch nie öffentlich zurechtgewiesen. Sie hatte verdrängt, was sie nicht billigte. Wenigstens behauptete das Muira.
    „Wo bekommt Ihr bloß hier in den Highlands Birnen her, Lord Carr?“ erkundigte sie sich und kostete von der Frucht. Sie schmeckte wie Ton.
    Die Nacht wollte nicht enden. Die Uhr schlug Mitternacht, aber die Ausgelassenheit steigerte sich nur, statt nachzulassen, wie ein Uhrwerk in den Händen eines Kindes, das es unbekümmert immer weiter aufzieht. Fia verschwand, ihr unerklärliches Interesse an Favor war ebenso plötzlich vergangen, wie es erschienen war.
    Von dem ständig gezeigten halben Lächeln war Favors Wange ganz steif. Ihr Rücken schmerzte von dem Bemühen, durch

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