Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Raine der Wagemutige

Titel: Raine der Wagemutige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
Vom Netzwerk:
in der Gesellschaft einer jungen Dame gewesen, ohne dass die Möglichkeit bevorstehender Verführung jedes Wort, das ausgetauscht wurde, doppeldeutig erscheinen ließ, und jeder Blick den anderen im Geiste zu entkleiden schien.
    Die jungen Frauen in seiner Vergangenheit waren nur an einer Sache, aus einem Grund interessiert gewesen, was, wie Raine schon damals begriffen hatte, mehr auf seinem Ruf als auf ihm selbst beruhte. Sie hatten ihn und seine Gesellschaft eigens gesucht wegen seiner Unfähigkeit, seine wilden Triebe zu mäßigen . . .    
    „Nun?“ erkundigte sich Favor ungeduldig, und ihr Tonfall legte die Vermutung nahe, dass sie ihre Frage zum wiederholten Male stellte.
    „Entschuldigt bitte. Was wolltet Ihr wissen?“
    „Warum starrt Ihr mich so an?“ Sie sah leicht verwundert an sich herab. „Ich konnte diese schmutzige Schürze wirklich nicht noch einmal anziehen, und hier drinnen ist es kalt.“
    „Ich starre Euch nicht an. Ich versuche mir darüber klar zu werden, wie ich Eure eher wenig hilfreichen Fertigkeiten nutzbringend einsetzen kann.“
    Völlig unbeeindruckt von seinem Tadel, akzeptierte sie seine Ausrede. Sie blickte sich in dem Raum um und entdeckte das Buch, das er auf einem Regal in dem riesigen, wackeligen Schrank neben der Tür abgelegt hatte.
    Wie bei einer Katze, die von einem Wollknäuel angezogen wird, spannten sich ihre Züge interessiert, und sie eilte dorthin. Vorsichtig schlug sie es auf, biss sich mit ihren ein klein wenig schief stehenden Schneidezähnen auf die Unterlippe. Das gestörte Ebenmaß ihrer Zähne verlieh ihrem Gesicht eine eher pikante Note. Ein einst ernstes, eindringliches Gesicht, dachte er und bedauerte es unwillkürlich, dass der künstlich geformte Bogen jetzt an der Stelle der stolzen, störrischen Brauen von früher stand.
    Begierig begann sie zu lesen, und er beobachtete sie, während ihn ein völlig lachhaftes Gefühl von Freude und Zufriedenheit erfüllte. Er suchte besonders nach solchen Gegenständen, die ihr die Geschichte ihres Clans näher brachten, die ihr nach der Vernichtung der McClairen niemand mehr hatte erzählen können.
    Wenn er sich recht an ihren Vater Colin erinnerte, war er der zweitgeborene Sohn gewesen, der die Highlands schon früh verlassen hatte, um zu Ruhm und Reichtum zu kommen. Dennoch hatte er eine Familie gegründet - eine Ehefrau und drei Kinder, die er nach Hause nach Schottland geschickt hatte, während er weiter dem trügerischen Versprechen auf kommenden Reichtum nachjagte.
    Ein paar Jahre später war er enttäuscht heimgekehrt, nur um seine Söhne verhaftet zu finden, wegen ihrer Beteiligung an den jakobitischen Umtrieben ihres Onkels Ian. Ian selbst war bereits hingerichtet worden, und eine kurze Zeit lang war Colin der Laird der McClairen gewesen.
    Favor, so entsann sich Raine, hatte nie auf Wanton's Blush gelebt, weil sie mit ihrer vertriebenen Mutter in einem halb verfallenen Turm auf dem Festland wohnte und auf die Heimkehr ihres Vaters wartete. In dem Turm, zu dem man ihn vor so vielen Jahren gezerrt hatte.
    Die Erinnerung daran vertrieb seine Zufriedenheit. Gerade so, als spüre sie seine sich verdüsternde Stimmung, schaute Favor von der Seite auf, die sie aufmerksam las.
    Sie schloss das Buch und rümpfte die Nase, als dabei eine Staubwolke daraus aufstieg. „Es ist eine Art Rechnungsbuch, versehen mit persönlichen Notizen. Aber es ist nicht von Duart McClairen.“
    „Und wer, bitte sehr, ist dieser Duart McClairen?“
    „Der kleine Junge, dessen Tagebuch ich vorgestern gefunden habe.“
    „Ah, ja. Und warum dachtet Ihr, es könne von dem jungen Duart sein?“
    „Oh, ich weiß nicht.“ Sie zuckte die Schultern. Dieses beständige Schulterzucken musste die frommen Schwestern schier zur Verzweiflung getrieben haben. „Ich vermute, es war Wunschdenken. Eigentlich hatte ich gehofft, zu erfahren, was aus Duart als Erwachsener geworden ist.“
    „Wenn ich mich recht entsinne, wart Ihr an dem Tag für keine Arbeit zu gebrauchen, so tief hattet Ihr Eure Nase in den Aufzeichnungen des kleinen Heiden vergraben.“ „Woher wollt Ihr wissen, dass Duart ein kleiner Heide
    war?“
    Weil ich entdecken musste, was auch immer Euer Interesse weckt, mich ebenfalls interessiert.
    „Wenn die Nacht angebrochen ist, bleibt mir nicht mehr viel zu tun übrig. Manchmal lese ich. Bitte, Favor, eine derart unhöfliche Zurschaustellung von Überraschung wirft ein schlechtes Licht auf die guten Schwestern. Ich kann lesen .

Weitere Kostenlose Bücher