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Raine der Wagemutige

Titel: Raine der Wagemutige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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. . wenn ich mir Mühe gebe. Aber bitte, lasst Euch durch mich nicht bei Eurer Lektüre stören.“
    Falls sie seinen Sarkasmus bemerkte, so war ihr nichts anzumerken. „Nein, danke. Ich werde später lesen. In meinem Zimmer.“ Sie hielt den Kopf schräg. „Wer genau seid Ihr eigentlich, Rafe?“
    Seit jener Nacht in Dieppe in der Kutsche hatte sie ihm nie wieder eine persönliche Frage gestellt. Es war, als fürchtete sie, was sie herausfinden könnte. Er hob seine Hände, die Handflächen nach oben gekehrt. „Ihr habt mich doch längst als das erkannt, was ich bin. Ich bin ein Erpresser und ein Dieb. Mehr gibt es über mich nicht zu sagen.“
    „Ihr sprecht aber reichlich wohlerzogen und gebildet für einen gemeinen Dieb.“    
    „Ich will doch hoffen, dass an mir nichts gemein ist“, erklärte er arrogant, womit er ihr ein Lächeln entlockte.
    „Dann müsst Ihr ein, äh, nicht anerkannter Sprössling eines Adeligen sein?“
    „Himmel, Miss Donne, erkundigt Ihr Euch etwa, ob ich ein Bastard bin?“
    „Entschuldigt bitte“, murmelte sie, wurde schamrot, und ihre überraschende Reaktion bezauberte ihn wider Willen.
    „Ich bin kein Bastard. Aber mein Vater erkennt mich auch nicht mehr an.“ Das kam der Wahrheit nah genug. „Wegen Eurer diebischen Veranlagung?“
    Raine stand sehr still, während er überlegte. Er konnte ihr die Wahrheit sagen. Es hatte alles mit den edelsten Beweggründen begonnen, so einfach. Ohne seinen Namen zu nennen, würde er dem Mädchen helfen, dessen Leben er zerstört hatte. Aber allmählich verstrickte er sich immer tiefer in dem Spiel, das er trieb, und er war sich gar nicht mehr so sicher, wie hoch sein Einsatz wirklich war. Er sollte ihr sagen, wer er in Wirklichkeit war, und es dem Schicksal überlassen, wie die Würfel fielen.
    Doch dann würde sie gehen.
    „Ganz genau“, antwortete er.
    Sie nickte und lächelte in einer seltsamen Mischung aus Erleichterung und Argwohn. Eine naive Lügnerin; eine unschuldige Lebedame. Sie war ihm ein Rätsel.
    „Was ist mit Eurer Mutter?“
    „Sie ist tot.“ Seine Antwort klang schärfer, als er es beabsichtigt hatte. Er blickte auf, bemerkte Favors betroffene Miene und begriff, welche Schlüsse sie zog.
    „Nein, Favor, sie ist nicht aus Gram über die verbrecherischen Umtriebe ihres Sohnes an gebrochenem Herzen gestorben. Sie starb lange vor meinem Eintritt in die Welt des Verbrechens. “
    „Es tut mir Leid. “ In ihrer Stimme schwang Anteilnahme mit. „Auch meine Mutter starb, als ich noch jung war.“ Darauf fiel ihm keine angemessene Antwort ein, sosehr er sich auch anstrengte. Er erinnerte sich noch allzu gut an den Tod ihrer Mutter.
    „Wie war Eure Mutter?“ wollte Favor wissen.
    „Schön. Launisch. Ein bisschen eitel. Zu romantisch. Vielleicht war sie auch unreif. Sie hat verzweifelt an Märchen glauben wollen.“ Er entsann sich noch gut seines Zorns, wenn sie ihn und Ash fragte, wo ihre blauen Flecken herstammten. Sie zögerte nie, sie zu fragen, aber sie zöger-
    ten genauso wenig, zu lügen. Sie hakte niemals nach; er und sein Bruder hatten nie mehr darüber verraten.
    „Ihr mochtet sie nicht sehr.“
    „Sie mögen?“ Er dachte nach. „Ich weiß nicht. Sie war völlig von meinem Vater eingenommen. Wenn sie jedoch mit uns allein war ... niemand konnte unterhaltsamer sein. Sie war gebildet und aufrichtig und respektlos.“ Er schaute auf den Fächer in seiner Hand. Man konnte immer noch ein Stück des griechischen Tempels erkennen, der auf den Stoff gemalt war. „Zum Beispiel, obwohl sie die Antike schätzte, gab sie nie vor, sie zu verehren. So nannte sie den kleinen Tempel in unserem Garten spöttisch Part de Non nach dem Parthenon.“    
    „Dann liebtet Ihr sie also?“
    „Ja.“ Er legte den Fächer beiseite. „Kommt, auf uns wartet Arbeit, und Ihr werdet Euch Euren Pflichten mit so durchsichtigen Ablenkungsmanövern nicht länger entziehen.“
    Sie lächelte breit. „Da Ihr so entschlossen seid, meine Dienste zu erzwingen, oh gestrenger Herr und Meister, wo soll ich beginnen?“
    „Habt Ihr Kleidung für mich gebracht?“ fragte er, sich sehr wohl gewahr, dass sein Tonfall ihrer fröhlichen Laune einen Dämpfer versetzen würde, aber völlig ratlos, wie er sonst ihre Wirkung auf ihn abmildern könnte.
    Entweder ersticke ich etwas von dieser funkelnden Lebhaftigkeit, oder du wirst den Preis zahlen müssen, kleiner Falke, dachte er. Sie hatte sein Leben gerettet, und er würde es ihr nicht

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