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Raine der Wagemutige

Titel: Raine der Wagemutige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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barsch, als sie zögerte. „Ich kann es nicht wagen, Euch noch einmal zu retten. Ich hatte schon Glück, dass Orvilles Eitelkeit ihn zum Schweigen veranlasst hat.“
    „Aber wie ..."
    „Ich passe dort nicht durch, Favor“, sagte er knapp. „Es gibt andere Verstecke hier für mich. Aber keines davon ist groß genug für zwei. Jetzt geht!“
    Erst nachdem die niedrige Tür hinter ihr zugefallen war, begann er wieder zu atmen. Die Schritte waren jetzt lauter. Fast schon an der Kapelle angekommen.
    Raine sparte sich die Mühe, sich nach einem Versteck umzuschauen. Er hatte gelogen. Es gab hier kein anderes Versteck. Er trat hinter den Möbelberg und wartete. Wenige Augenblicke später hörte er, wie die Tür aufschwang und dann wieder Schritte, die sich langsam auf ihn zu bewegten.
    Wer auch immer der Neuankömmling war, er durfte Favor nicht durch diese Tür dort folgen. Raine sprang hervor, die Fäuste erhoben, bereit zuzuschlagen . . .
    Eine verhutzelte kleine Frau stand im Raum, gerade außerhalb des Lichtkreises, der durch das Rosettenfenster fiel.
    „Raine!“ rief sie, dann sank sie zu Boden.

17. KAPITEL
    „Gunna! “ Raine stürzte zu der alten Frau und hob sie vorsichtig auf seine Arme. Ihre Augenlider flatterten schwach. Sie wog beinahe nichts. Ihre dicken hässlichen Kleider ließen ihre Gestalt wesentlich kräftiger erscheinen, als sie in Wirklichkeit war.    
    Sie trug immer noch einen dichten Schleier vor ihrem, entstellten Gesicht, so dass nur die eine Hälfte zu sehen war. Aus ihrem eingesunkenen Auge schaute sie ihn an. Längst sah sie nicht mehr so grausig aus, wie er sich erinnerte, nur traurig verzerrt, wie ein mit Wasserfarben gemaltes Porträt, das man im Regen hatte stehen lassen.
    „Seid das wirklich Ihr, Raine Merrick, und kein Geist?“ flüsterte sie. Tränen tropften ihr aus dem Augenwinkel und rannen eine der tiefen Furchen in ihrem Gesicht hinab.
    Er drückte ihr einen Kuss auf die Wange. „Kein Geist, alte Frau. Bloß derselbe Bengel wie früher, zurückgekommen, um dir das Leben schwer zu machen.“
    Ihr zahnloser Mund verzog sich zu einem schwachen Lächeln. Sie schloss die Augen und ließ ihren Kopf gegen seine Brust sinken. Ihre ganze Haltung strahlte Zufriedenheit aus. Raine sah auf die winzige alte Frau herab, zu gleichen Teilen bewegt und beunruhigt. Die Gunna, an die er sich erinnerte, hatte wenig für unsinnige Liebe übrig gehabt.
    Als habe sie seine Gedanken gelesen, schlug sie ihre Augen auf und ihr zärtliches Lächeln erlosch. Sie begann sich zu winden, versuchte sich in seinen Armen aufzusetzen, gab ihm einen leichten Klaps und murmelte dabei: „Lasst mich herunter! Ich habe gehört, Ihr wart im Gefängnis. Was für eine Sorte Gefängnis ist das wohl gewesen, möchte ich gerne wissen, dass Ihr darin stark wie ein Stier geworden seid?“    
    Offensichtlich hatte sie sich doch nicht so sehr verändert.
    Raine stellte sie vorsichtig auf ihre Füße. Augenblicklich wischte sie sich die Spuren ihrer Tränen mit dem Handrücken ihrer elegant geformten Hand fort. Diese anmutigen Hände waren schon immer Gunnas einziger Anspruch auf Schönheit gewesen. Jetzt stemmte sie sie in die Hüften und musterte ihn vorwurfsvoll. „Nun? Wie lange seid Ihr schon aus dem französischen Gefängnis heraus?“
    „Sechs Monate. Fast sieben.“
    „Und hier? Wie lange seid Ihr hier, ohne. . . Wie lange seid Ihr hier?“ Ihm wurde völlig überraschend klar, dass sie gekränkt war, wirklich und wahrlich gekränkt, dass er sie nicht von seiner Anwesenheit unterrichtet hatte. Der Gedanke war ihm überhaupt nicht gekommen, dass sie sich seinetwegen gesorgt haben könnte.
    „Ein paar Wochen.“
    Sie kniff ihre Lippen zusammen.
    „Es tut mir Leid.“
    Bei dieser aufrichtigen, von Herzen kommenden Entschuldigung verschwand ihr Ärger. „Kein Grund, sich zu entschuldigen, Raine. Ich bin nur so . . .“ Sie brach ab, verlegen wegen ihrer Rührseligkeit. Sie setzte erneut an. „Ich bin froh, dass Ihr hier seid und dass es Euch gut geht und Ihr so gesund ausseht. Euer Bruder hat in seinem Brief geschrieben, dass er nach Frankreich gereist ist, um das Lösegeld für Euch zu zahlen, aber Ihr wart nicht da. Ich . . . wir fürchteten, die Franzosen hätten Euch getötet.“
    „Ash ist nach Frankreich gefahren, um mich freizukaufen?“ wiederholte Raine ungläubig. Einmal mehr hatte ihn die alte Frau völlig durcheinander gebracht. In rascher Folge hatte er nicht nur einen, sondern zwei

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