Rainer und die Puppenmutter
aber Frau Niggelmann brummelte bloß und stöhnte.
„Was fehlt Ihnen denn, Frau Niggelmann?“ fragte Dita mitfühlend.
„Ach, Kind“, jammerte die Hauswartsfrau.
„Mein Rheumatismus! Mein verflixtes Rheuma! Und nun muß es ausgerechnet so viel Schnee geben.“
„Das muß aber schlimm sein, so ein Rheuma“, sagte Dita.
„Ja, schlimm, schlimm. Das kneift und zwickt — ah — ah — überall.“
„Wissen Sie was?“ rief Dita. „Nach dem Frühstück komme ich runter und helfe Ihnen. Und Bällchen bringe ich gleich mit. Wir haben erst um zehn Uhr Schule.“
„Ja, ja.“ Frau Niggelmann freute sich. „Wenn ihr mir helfen wollt...“ Und dann schlurfte sie auf den Hof, um Besen und Schneeschippe herbeizuschaffen.
Die anderen sind schneller
Nach dem Frühstück konnte sich Dita gar nicht vom Tisch trennen. Im Zimmer war es schon warm und gemütlich, und in der Zeitung stand ein interessanter Artikel über die Kinder in China. Den wollte sie schnell noch lesen.
Dann mußte sie aber Frau Niggelmann helfen gehen. Sie hatte es ja versprochen.
Doch nun fand Dita auf einmal, daß ihre Puppenkinder nicht richtig saßen. Der Loni mußte sie ein anderes Kleid anziehen! Sie war ja noch im Schlafanzug!
Also schnell Loni umkleiden. Das ging ganz fix bei der geübten Puppenmütter.
„So, Loni“, schmeichelte sie, „jetzt bist du wieder fein. Sei schön lieb und fange keinen Streit mit Hubert an. Sonst gibt es was auf den Popo.“
Doch die Puppe Loni bekam nie etwas auf den Popo. Viel eher der Hubert. Der war frech. Mindestens so frech wie Rainer. Und darum hatte Hubert auch schon einen aufgeschlagenen Hinterkopf. Dita hatte ihn mit Heftpflaster verklebt.
Dita trat ans Fenster, um zu sehen, wie weit Frau Niggelmann gekommen war.
Aber was war denn da unten los?
Bällchen hantierte auf dem Gehweg mit der Schneeschippe und hatte schon ein gutes Stück freigeschaufelt!
Ärgerlich verzog Dita den Mund. Sie trommelte mit den Fingern aufs Fensterbrett und beobachtete Bällchen beim Schippen.
Wie ungeschickt sie die Schippe anfaßte! Und nicht mal eine Mütze trug sie auf dem Wuschelhaar!
Auf einmal erschien Rübchen. Die langen Zöpfe baumelten ihr vor der Brust. Sie hatte einen grünen Trainingsanzug mit rotem Kragen und roten Ärmelbündchen an.
Rübchen nahm sich einen Besen und fegte dort, wo Bällchen geschippt hatte, den Gehweg sauber. Sie kamen gut voran.
Frau Niggelmanns Spitz kugelte sich mit seinen Kindern im Schnee. Ein Traktor mit einem Schneepflug ratterte auf der Straße vorbei.
Rainer kann auch anders
Dita konnte sich noch immer nicht entschließen, hinunter zu den beiden Freundinnen zu gehen. Ja, wenn sie die erste gewesen wäre! Aber so?
Plötzlich sah sie Schneebälle durch die Luft fliegen. Einer traf Rübchen auf den Rücken.
Vorsichtig öffnete Dita das Fenster, lehnte sich aber nicht weit hinaus, damit die auf der Straße sie nicht entdecken konnten.
Der Schneeballwerfer war natürlich Rainer Pilz.
„Aufgepaßt!“ schrie er. „Schuß!“
Bällchen quiekte auf und ließ vor Schreck die Schippe fallen. Haarscharf au ihrem Kopf vorbei sauste ein weißer Ball und klatschte einer Frau, die gerade vorüberging, an die Einkaufstasche. Die Frau schimpfte laut, aber Rainer lachte nur. Er trat an den Straßenrand und knetete neue Bälle.
„Hör doch auf, Rainer“, bat Rübchen.
Bällchen sah wie hilfesuchend am Haus empor, aber Dita trat schnell einen Schritt zurück ins Zimmer. Dann näherte sie sich wieder behutsam dem Fenster. Wie eine richtige Klatschbase, die etwas belauschen will, benahm sie sich.
Da vernahm sie, daß Frau Niggelmann, die mit einem kleinen Eimer voll Sand angehumpelt kam, sagte: „Die Dita wollte doch auch helfen kommen, hat sie mir vorhin gesagt.“
„Wo bleibt sie denn nur?“ fragte Bällchen verwundert.
„Na, vielleicht hat sie sich’s anders überlegt“, meinte Rübchen. Darüber ärgerte sich Dita. Was ging es die Dünne an, was sie sich überlegte?
Frau Niggelmann streute mit einer Kohlenschaufel den Sand aus. Die Spitz-Leni hüpfte um sie herum. Rainer warf jetzt nicht mehr mit Schneebällen.
Er sagt zu Rübchen: „Du mußt den Besen anders anfassen, dann geht’s leichter.“
Rübchen lachte. „Gute Ratschläge kann jeder geben“, spottete sie.
„Was heißt: gute Ratschläge?!“ rief Rainer und nahm ihr mit einem Ruck den Besen aus der Hand. Und dann fegte er, daß es nur so stiebte. Im Nu hatte er Bällchen eingeholt. Er warf
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