Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rambo

Rambo

Titel: Rambo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
Vom Netzwerk:
gut. Er rief ein letztes Mal. Seine Schimpfworte hallten von den Bergen wider. Er wartete. Er begann, den Hügel hinaufzusteigen. Er ging geradeaus, in der Erwartung, bald wieder einen Bach zu finden, dem er folgen konnte. Zehn Meter hinter der Quelle wurde er plötzlich von zwei Taschenlampen angestrahlt, eine von links, eine von rechts, und blieb unbeweglich stehen.
    Unter fast allen anderen Umständen wäre er aus dem Lichtkegel zur Seite gesprungen und hätte sich in der Dunkelheit davongemacht. Man riskierte sein Leben, wenn man sich nachts hier in den Bergen herumtrieb und seine Nase in Dinge steckte, die einen nichts angingen. Für das, was er jetzt tat, hatte man schon Gott weiß wie viele Männer ohne Vorwarnung erschossen und ihre Leichen verscharrt, bis die Tiere der Nacht sie wieder ausgruben.
    Die zwei Taschenlampen waren direkt auf ihn gerichtet. Die eine strahlte sein Gesicht an, die andere seinen nackten Körper. Er machte noch immer keine Bewegung und stand einfach da, mit erhobenem Kopf, und blickte zwischen den zwei Lichtstrahlen hindurch, als würde er das jeden Abend machen. Insekten schwirrten im Schein der Lichtstrahlen umher. Ein Vogel flatterte auf.
    »Am besten, du läßt jetzt den Revolver und das Rasiermesser fallen«, ertönte die heisere Stimme eines alten Mannes von rechts.
    Rambo atmete auf. Sie würden ihn nicht töten – wenigstens nicht sofort. Er hatte ihre Neugierde geweckt. Trotzdem war es ein Risiko gewesen, den Revolver und das Rasiermesser zu behalten. Bei ihrem Anblick hätten sich die Leute bedroht fühlen und ihn erschießen können. Aber er konnte hier nicht nachts im Wald herumlaufen ohne eine Waffe, mit der er sich notfalls verteidigen konnte.
    »Yes, Sir«, sagte Rambo gelassen und ließ den Revolver und das Messer zu Boden fallen. »Keine Sorge, der Revolver ist nicht geladen.«
    »Natürlich nicht.«
    Wenn der Mann, der rechts von ihm stand, alt war, würde der andere jung sein, überlegte Rambo. Vielleicht Vater und Sohn. Oder Onkel und Neffe. So funktionierten diese Betriebe. Es waren Familienunternehmen, wo der Alte die Anweisungen gab und die Junioren die Arbeit verrichteten. Rambo spürte förmlich, wie die beiden ihn musterten. Der Alte schwieg jetzt, und Rambo hatte nicht die Absicht, etwas zu sagen, bevor er dazu aufgefordert wurde. Als Eindringling hatte er den Mund zu halten.
    »Was sollen die dreckigen Ausdrücke, die du in die Gegend geschrien hast?« fragte der Alte. »Wen hast du denn als Schwanzlutscher bezeichnet, etwa uns?«
    »Papa, frag ihn doch mal, warum er splitternackt herumläuft und seinen Schnippi einfach so runterhängen läßt.« Die Stimme klang viel jünger, als Rambo erwartet hatte.
    »Du hältst den Mund«, befahl der Alte. »Ich hab’ dir doch gesagt – kein Sterbenswörtchen.«
    Rambo hörte, wie der Hahn einer Waffe gespannt wurde, da, wo der Alte stand. »Moment mal, warten Sie«, rief er schnell. »Ich bin allein. Ich brauche Hilfe. Schießen Sie nicht, bis Sie mich angehört haben.«
    Der Alte gab keine Antwort.
    »Wirklich. Ich bin nicht gekommen, um Ärger zu machen. Auch wenn ich weiß, daß ich es nicht mit zwei Männern zu tun habe. Daß einer von euch noch ein Kind ist. Obwohl ich das weiß, werde ich nicht versuchen, euch etwas zu tun.«
    Es war ein riskanter Versuch. Gewiß, der Alte hätte einfach deshalb schießen können, weil seine Neugier nun befriedigt war. Was lag näher, als daß Rambo – nackt und blutverschmiert, wie er war – dem Alten so gefährlich erschien, daß er kein Risiko eingehen wollte. Besonders jetzt, da Rambo wußte, daß er es nur mit einem alten Mann und einem kleinen Jungen zu tun hatte.
    »Ich bin auf der Flucht vor der Polizei. Die haben mir meine Kleider weggenommen. Einen von ihnen habe ich umgelegt. Und deshalb habe ich gerufen – damit mir jemand zu Hilfe kommt.«
    »Ja, Hilfe könntest du jetzt wohl gebrauchen«, sagte der Alte. »Die Frage ist nur – von wem.«
    »Sie werden Spürhunde auf mich ansetzen. Wenn wir sie nicht aufhalten, entdecken sie auch eure Schnapsbrennerei.« Das war die empfindliche Stelle. Wenn sie ihn umbringen wollten, dann war dies der richtige Augenblick.
    »Schnapsbrennerei?« sagte der Alte. »Wer hat dir gesagt, daß hier eine Brennerei ist? Glaubst du etwa, ich habe eine?«
    »Was denn sonst? Wozu sitzen Sie hier in einer stockfinsteren Senke neben einer Quelle? Sie müssen sie aber gut versteckt haben. Obgleich ich genau weiß, daß hier eine

Weitere Kostenlose Bücher