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Rampensau

Titel: Rampensau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Blum
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woraufhin Che ihm einen strafenden Blick zuwarf.
    »Toll!«, rief Cecile begeistert aus. »Eine tolle Aufgabe! Soll ich gleich anfangen, Che? Ich könnte mich in den Gemüsegarten schleichen und …«
    Che beugte den Kopf und lächelte scheinbar nachsichtig. »Nenn mich bitte von jetzt an Schwein Nummer eins, ja?«
    Cecile nickte heftig, ihr winziger Ringelschwanz hüpfte hin und her. »Jawohl, Schwein Nummer eins.«
    »Habt ihr euch schon einmal Gedanken gemacht, warum Bertie umgebracht worden ist?«, fragte Kim. »Könnte doch sein, dass es einen besonderen Grund dafür gab, nicht wahr?«
    »Seit Urzeiten befinden Menschen und Schweine sich im Kampf«, rief Che aus. »Das ist gewissermaßen ein Naturgesetz.«
    »Gestern hast du dir noch friedlich den Bauch auf der Wiese vollgeschlagen und behauptet, Bertie sei gar kein richtiges Schwein. Oder irre ich mich, Che?« Kim gönnte ihm ihr schönstes falsches Lächeln.
    Che wandte abrupt den Kopf. »Schwein zwei und drei, wir sollten uns nun an die Arbeit machen, statt uns in fruchtlosen Diskussionen aufzureiben. Ich gebe den Befehl zum Abmarsch. Wir werden nun beginnen, den Wall auszuheben.«
    Im nächsten Moment stakste er vorsichtig auf die Wiese. Brunst folgte ihm schwerfällig, und selbst Doktor Pik schlich ihm hinterher, ohne Kim anzusehen.
    Den Nachmittag über warfen die drei Schweine auf der Wiese Erde auf. Richtig voran kamen sie dabei jedoch nicht. Brunst machte immer wieder eine Pause, um zu fressen, und Doktor Pik gönnte sich die eine oder andere Rast, legte sich unter seinen Apfelbaum und blickte in den Himmel hinauf, um den sanften weißen Wolken nachzusehen. Auch Che schien es mit seinem Wall nicht eilig zu haben, eigentlich sah er seine Aufgabe eher darin, die beiden anderen zu dirigieren und ihre Arbeit anzuleiten. Nur Cecile mühte sich nach Kräften, Kartoffelschalen und Brotreste zusammenzutragen und in einer Ecke des Stalls aufzuhäufen.
    Kim legte sich in den Durchgang und versuchte das Haus zu observieren, aber immer wieder fielen ihr die Augen zu. Als sie plötzlich einen lächelnden Bertie im Traum vor sich sah, schreckte ein infernalischer Lärm sie auf.
    Edy stand hinter ihr im Stall. Den großen weißen Kasten, den er auf seinem Fahrrad transportiert hatte, hatte er geöffnet und ein merkwürdiges Ding herausgenommen, das Kim noch nie gesehen hatte. In der linken Hand hielt er einen langen Stab mit merkwürdigen Metallseilen, mit der rechten strich er über diese Seile. Der Lärm war höllisch. Dabei machte er ein abwesendes Gesicht, als ginge er ganz in seinen scheppernden Geräuschen auf.
    Hör auf!, wollte Kim ihm zuschreien. Du machst meine Ohren kaputt.
    Bisher hatte Edy immer andere, längst nicht so laute Geräusche von sich gegeben. Einen Moment später kam Swara in den Stall. Wo war sie eigentlich die ganze Zeit gewesen? Offenbar war sie gar nicht mit der Polizistin ins Haus gegangen.
    Sie nickte Edy zu und hockte sich auf das Gatter, wie es Dörthe manchmal nachts tat – nur kehrte sie Kim den Rücken zu.
    Edy ließ sich nicht stören – er machte mit seinem Lärm weiter, allerdings stieß er nun auch noch mit dem rechten Fuß auf.
    Swara wippte auf und ab. Gefiel ihr dieser Lärm etwa? Kim versuchte auszumachen, ob sie die Waffe noch in der Tasche hielt, doch genau konnte sie es nicht erkennen.
    Als Edy endlich mit seinem Lärm aufhörte, klatschte Swara in die Hände. »Smoke on the water – geiles Stück«, sagte sie.
    Edy nickte. »Ja, ein echter Klassiker.« Er wirkte von dem Applaus nicht sonderlich beeindruckt.
    »Du spielst supergut E-Gitarre und machst hier den Hilfsarbeiter?«, fragte Swara.
    Edy zuckte mit den Schultern. »Meine Band ist auseinandergegangen – interne Schwierigkeiten. Und an den Musikhochschulen haben sie mich überall abgelehnt. Ich kann nicht Klavier spielen. Ich hasse Klaviere.«
    »Weißt du, was hier los ist?«, fragte Swara. »Wohnst du im Dorf?«
    Edy packte seine Gitarre in den weißen Kasten. »Ich wohne im Kirchturm«, sagte er. »Der Priester ist mein Vater.«
    »Wie bitte?« Erstaunt sprang Swara vom Gatter.
    Edy verzog das Gesicht. »War ein Scherz. Mein Großonkel ist der Küster im Dorf. Der Alte hat mir zwei Zimmer im Pfarrhaus gegeben. Die Hütte steht leer, weil der Pfaffe vor kurzem gestorben ist. Ich verdiene mir hier ein wenig Geld, und dann nehme ich eine CD auf.« Er verschloss den Kasten. »Ich singe auch und schreibe eigene Songs.«
    »Toll«, meinte Swara anerkennend.

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