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Rampensau

Titel: Rampensau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Blum
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wieder rund und silbern am Himmel, gelegentlich von zarten Wolken verdeckt. Carlo hielt eine kleine Schaufel in der Hand und bewegte sich über die Wiese auf den Wald zu. Er zwängte sich durch den Durchlass, den Lunke für sie in den Zaun getreten hatte. Er stöhnte, als fiele ihm jeder Schritt fürchterlich schwer. Dann schaltete er eine Taschenlampe ein. Ein heller Lichtkegel glitt über die ersten Bäume.
    Ohne dass sie es eigentlich wollte, schlich Kim ihm nach. Sie warf einen Blick zum Haus hinüber, ob ihnen vielleicht jemand folgte. Kein einziges Fenster war erleuchtet. Es roch noch nach verbranntem Holz, ansonsten war von dem Feuer nichts mehr zu sehen.
    Nein, sagte sie sich. Dörthe war nicht zurückgekehrt. Carlo war allein im Haus. Wahrscheinlich war auch Edy nicht mehr da, und Swara schlief in ihrem Zelt. Daher konnte Carlo sich auch erlauben, laut zu fluchen.
    Im Wald ließ er die Taschenlampe die ganze Zeit angeschaltet. Dann war ein lautes Klingeln zu hören. Carlo zog seinen silberfarbenen Apparat hervor und sprach missmutig hinein.
    »Verdammte Scheiße, ich habe verstanden … Lassen Sie mich in Ruhe, und wenn Dörthe irgendetwas passiert, dann werden Sie … Ich habe den anderen gesagt, dass sie panische Angst vor Feuer hat und in die Stadt gefahren ist … Keine Ahnung … Ja, ich weiß Bescheid.« Mit einer heftigen Bewegung steckte er den Apparat wieder ein.
    »Verfluchte Schweine!«, stieß er hervor. Dann stapfte er weiter. Wenn Lunke sie begleitet hätte, wäre allein für diesen Ausspruch eine Lektion fällig geworden, aber wahrscheinlich lag er irgendwo in einer Kuhle und träumte, wie er reihenweise irgendwelche Bachen beglückte.
    Carlo passierte die Stelle, wo der riesige Wagen mit dem Toten hinter dem Steuer gestanden hatte. Plötzlich begriff Kim, was er wollte. Im nächsten Moment schaltete er die Taschenlampe aus und stapfte als kleiner gedrungener Schatten weiter. Trotz der Dunkelheit bemerkte sie, dass er sich von Zeit zu Zeit umschaute, als würde er befürchten, dass ihn jemand beobachtete. Kim hob ihren Rüssel in den Wind. Nein, er konnte unbesorgt sein – da war niemand. Sie waren allein im Wald.
    Gelegentlich fluchte Carlo leise vor sich hin, sie meinte die Namen »Bornstein« und »Dörthe« zu hören.
    Wenig später war Carlo an der Eiche angelangt, wo er den Koffer vergraben hatte. Er legte seine Taschenlampe angeschaltet auf den Boden und klappte seinen Spaten aus. Nach kurzem Zögern begann er neben dem mächtigen Baum ein Loch auszuheben. Erst waren seine Bewegungen ruhig und gleichmäßig, dann jedoch wurden sie immer hektischer und ruckhafter.
    »Verdammte Scheiße – wo ist der Koffer?« Carlo hielt inne und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Nach ein paar weiteren Stößen in die Erde nahm er die Taschenlampe auf und leuchtete die Umgebung ab. Kim konnte im letzten Moment den Kopf einziehen und sich hinter einem ausladenden Farn verstecken.
    »Das kann nicht sein!«, schrie Carlo. »Ich irre mich nicht. Wo ist der verdammte Koffer? Er muss hier sein!« Er nahm den Spaten und stach mehrmals in das Loch, das er bereits gegraben hatte. Dann warf er den Spaten beiseite und ließ den Lichtkegel über den Boden gleiten.
    Kim konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen – es tat gut, einen Menschen wie Carlo so ratlos und verzweifelt zu sehen. Allerdings hatte er recht, der Koffer war offensichtlich verschwunden. Er hatte an der richtigen Stelle gegraben.
    Nach einer Weile ließ er sich an den Baumstamm sinken. Er schaltete die Taschenlampe aus und steckte sich eine Zigarette an. Im Dunklen saß er da und rauchte.
    »Und jetzt?«, sprach er tonlos vor sich hin. »Wo ist das Geld? Wie soll ich ihnen das Geld zurückgeben, wenn es verschwunden ist? … Verdammt, ich muss nachdenken.« Er schlug sich mit der Faust gegen die Stirn, ohne jedoch zu einem Ergebnis zu gelangen.
    Als Kim schon glaubte, er sei eingeschlafen, kam wieder Bewegung in ihn. Er sprang auf, klaubte die Taschenlampe vom Boden, zog den Spaten aus dem Loch und rannte los. Kim hatte Mühe, ihm zu folgen. So lief nur ein Mann, der zu einem Entschluss gelangt war. Ahnte er, wohin man Dörthe gebracht hatte?
    Kims Hoffnung zerschlug sich, als Carlo in den Weg zum Hof einbog. Allerdings ging er nicht über die Wiese, sondern am Feld entlang und um den Stall herum zum Gemüsegarten. Dieses Territorium war für Kim eine absolut verbotene Zone; hier durfte sich kein Schwein blicken lassen, doch darauf

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