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Rampensau

Titel: Rampensau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Blum
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war nun bei allen zu spüren. Einzig eine junge Bache grinste blöde vor sich hin, fast hatte es den Anschein, als erwartete sie, dass Emma sich jeden Moment auf Kim stürzen würde, um sie von der Lichtung zu vertreiben.
    Kim unterdrückte ein Zittern. Sie vermochte kaum zu atmen. Was hatte Emma nur für eine Präsenz! Sie war das mächtigste Tier des Waldes – daran konnte es keinen Zweifel geben.
    »Und was hältst du von der Sache, Fritz?«, fragte sie ihren Sohn.
    »Nun, ich denke …« Lunke begann zu stammeln. »Man könnte es ja als eine Art Spiel auffassen.«
    »Als eine Art Spiel?« Emma bedachte ihren Sohn mit einem abfälligen Blick. »Unfug!« Dann wandte sie sich mit zusammengekniffenen Augen Kim zu. »Nein, wir werden diese Angelegenheit sehr ernst angehen. Wenn deine Menschenfrau hier irgendwo im Wald ist, werden wir sie finden. Das verspreche ich dir, mutige kleine Kim.«
    Hatte sie jemals schon eine so große Erleichterung verspürt? Auf dem Weg zurück zu ihrer Wiese hätte sie tanzen mögen. Emma hatte sie »mutige kleine Kim« genannt, und dann hatte sie jeden aus der Rotte einzeln vortreten lassen, damit sie an dem roten Tuch schnüffelten. Lunke war als Letzter an die Reihe gekommen.
    »Wenn wir etwas herausfinden, wird Fritz es dir mitteilen«, hatte Emma zum Abschied gesagt. »Er schleicht ja ohnehin ständig hinter dir her.«
    Jede Müdigkeit war mit einem Schlag von Kim abgefallen. Fast war es, als wäre Dörthe schon zurück und als wären wieder Ruhe und Frieden auf den Hof eingekehrt.
    Doch kaum war sie am Durchschlupf angekommen, hörte sie Autos auf den Hof rasen. Türen wurden aufgerissen, Hundegekläff erfüllte den frühen Morgen.
    Kim blieb wie gebannt stehen. Das waren mindestens zehn dunkelgrüne Autos, aus denen dunkelgrüne Männer sprangen. Zwischendrin liefen Marcia Pölk und David Bauer umher. Sie machten Handzeichen, deuteten mal zum Stall, dann zum Haus und zum Gemüsegarten. Als alle dunkelgrünen Männer sich verteilten hatten, klopfte Bauer mit der Faust gegen die Tür. »Frau Miller, wir haben einen Durchsuchungsbefehl. Es besteht der dringende Verdacht, dass sie auf Ihrem Anwesen Drogen verstecken.«
    Die Hunde kläfften wieder und zerrten unruhig an ihrer Leine, als würde das Wort »Drogen« sie besonders reizen.
    Kim blickte sich um. Sollte sie in den Wald zurücklaufen? Aber dann würde sie die anderen im Stich lassen. Langsam zwängte sie sich durch den Durchschlupf und näherte sich dem Stall. Aus dem Inneren war Cecile zu vernehmen, die leise und ängstlich quiekte. Dann Doktor Piks sonore Stimme.
    Weil sich hinter der Eingangstür nichts rührte, pochte Bauer noch einmal gegen das Holz. Die Männer verharrten auf ihren Positionen.
    »Frau Miller, ich fordere Sie auf, uns hereinzulassen, oder wir sehen uns gezwungen, die Tür aufzubrechen.«
    Wussten die Polizisten noch gar nicht, dass Dörthe verschwunden war?
    Als Carlo die Tür öffnete, zeigte Bauer sich wenig überrascht. Er hielt ein Papier hoch. »Hält sich Frau Miller auch im Haus auf?«, fragte er in gereiztem Tonfall.
    Carlo trug ein weißes Unterhemd und eine blaue Trainingshose. Sein Haar war zerzaust, er hatte tiefe Ringe unter den Augen. Viel Schlaf hatte er noch nicht bekommen.
    »Nein«, sagte er. »Dörthe ist nicht da.« Sein Blick richtete sich auf das Papier, das der Polizist noch immer hochhielt.
    »Können Sie sie herbestellen?« Nun war Marcia Pölk vorgetreten. Sie klang kaum weniger gereizt. »Wir möchten eine Hausdurchsuchung vornehmen lassen. Verdacht auf Drogenbesitz.«
    Carlo machte eine einladende Handbewegung. »Kommen Sie herein! Hier werden Sie nichts finden. Frau Miller hat mir während ihrer Abwesenheit das Hausrecht überlassen.«
    Darauf folgte ein knappes Handzeichen von David Bauer, und einen Augenblick später brach auf dem Hof der Teufel los. Die dunkelgrünen Männer rückten mit ihren hypernervösen Hunden nicht nur ins Haus, sondern auch in den Stall vor. Rufe schallten umher und ein Gekläffe, wie es furchterregender nicht sein konnte.
    Kim lief in den Stall, um die anderen zu wecken.
    »Schnell hinaus auf den Erdwall!«, rief sie warnend. »Wir müssen uns in Sicherheit bringen.«
    Doktor Pik war bereits auf den Beinen. Er beugte sich über die zitternde Cecile, die ebenfalls schon erwacht war. Dem laut schnarchenden Brunst versetzte Kim im Vorbeigehen einen so heftigen Stoß in die Flanke, dass er erschreckt die Augen aufriss. Dann brüllte sie dem reglos

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