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Rampensau

Titel: Rampensau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Blum
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nur einen kleinen Schluck von der gelblichen Flüssigkeit nahm. Ja, Brunst hatte recht; sie schmeckte ganz anders als Wasser, viel würziger, voller und irgendwie nahrhafter. Trotzdem hielt sie sich zurück. Weil Finn keine Anstalten machte, ihm zu helfen, hatte Carlo unterdessen selbst mehrere Flaschen geöffnet und füllte die leeren Schüsseln wieder auf.
    »Ich glaube kaum, dass es Dörthe gefallen wird, ihre Schweine betrunken über die Wiese torkeln zu sehen«, meinte Finn. »Wo bleibt sie überhaupt? Wann genau hat sie angerufen?«
    »Sie kommt nachher«, erklärte Carlo vage.
    »Wo ist Edy?«, rief Swara. Sie wirkte nun deutlich amüsierter. »Kommt er auch zu unserer Party?«
    »Edy ist ein Idiot«, erwiderte Carlo, als wäre das eine Antwort. Er ging zu dem Tisch, füllte den anderen ihre Gläser und reichte sie ihnen. Die drei stießen an. Sie tranken keine gelbliche, sondern eine tiefrote Flüssigkeit, wie Kim erkannte.
    »Auf Friede, Freude, Eierkuchen!«, erklärte Carlo und lachte abermals dröhnend. Er schien wirklich furchtbar guter Laune zu sein. Offenbar machte er sich keine Sorgen mehr um Dörthe und das fehlende Geld. »Wir sollten uns wieder vertragen. Jetzt, wo die Bullen weg sind und hoffentlich wegbleiben …« Die beiden anderen sagten nichts, sondern nickten lediglich. Dann stießen sie noch einmal mit den Gläsern an.
    Im nächsten Moment entfuhr Brunst ein Rülpser, der selbst für seine Verhältnisse eine ungeheuere Lautstärke hatte. Die Menschen wandten erschreckt die Köpfe. »O, was für ein herrliches Gesöff!«, grunzte er und warf einen hastigen, versonnenen Blick zum Himmel, der allmählich dunkler wurde.
    Doktor Pik hob nur kurz den Kopf und beugte sich sogleich wieder vor, und von Cecile sah man kaum mehr als ihr Ringelschwänzchen, das noch hektischer auf und ab hüpfte als sonst.
    »Den Schweinen schmeckt es anscheinend«, bemerkte Carlo, während er den anderen höflich nachschenkte. »Ich möchte, dass wir unsere kleinen Meinungsverschiedenheiten vergessen«, fuhr er fort. »Ich war zugegeben ein wenig gereizt – wegen Dörthe und wegen des Stücks … Sonst bin ich eigentlich nicht so.«
    »Was für ein Stück probt ihr eigentlich?«, fragte Swara. Eine leichte Röte hatte sich auf ihre Wangen geschlichen.
    »Ach – das weißt du nicht?« Carlo breitete die Arme aus, als wolle er Swara für diese Frage liebkosen. »Ich schreibe über Bornstein, meinen Verleger, einen notorischen Betrüger … Er macht windige Geschäfte, hat Menschen in die Pleite getrieben, hat ihnen ihre Häuser genommen, sie ruiniert …«
    »Handelt er mit Drogen?«, unterbrach Swara ihn.
    »Das wohl nicht, aber er ist ein Verbrecher, wie er im Buche steht.« Carlo erging sich in wortreichen Beschreibungen über Bornsteins Schlechtigkeit, dessen Gier nach Macht und Geld und dessen Fähigkeit, Menschen zu täuschen und zu betrügen.
    Als Che sich von der Schüssel löste, wirkte sein Blick ein wenig glasig. »Endlich ein Mensch, der es gut mit uns meint«, grunzte er und rülpste ebenfalls, allerdings nicht annähernd so laut wie Brunst.
    Cecile begann zu kichern. »Es kitzelt mich in meinem Rüssel und in meinem Hals und in meinen Augen …«, brabbelte sie vor sich hin.
    »Ihr solltet aufhören zu trinken«, rief Kim, obwohl sie wusste, wie sinnlos diese Aufforderung war. »Heute Nacht«, fügte sie hinzu, »gibt es Sternschnuppen am Himmel. Da kann sich jeder von euch etwas wünschen.«
    »Das hier ist viel besser als irgendeine blöde Sternschnuppe!«, brüllte Brunst. »Ein saugutes Gesöff!« Als er Kim anschaute, schwankte er ein wenig, und seine Hinterläufe knickten ein. Trotzdem beugte er sich erneut über die Schüssel, um sich auch den Rest seiner zweiten oder dritten Portion bis auf den kleinsten Tropfen einzuverleiben.
    Auch Doktor Pik begann zu rülpsen, dreimal hintereinander, jedoch zurückhaltender als die anderen. »Es ist nichts als Bier, gutes Bier«, sprach er vor sich hin, aber Kim wusste, dass die Worte ihr galten. Der alte Eber war zu schuldbewusst, um sie anzuschauen. Auch er trank gierig weiter.
    Cecile fiel als Erste um. Sie lag neben der Schüssel auf dem Rücken und strampelte mit ihren kurzen Beinen in der Luft. »Ich fliege, fliege, fliege«, rief sie kichernd.
    Kim konnte es kaum mit ansehen. Als die Menschen das strampelnde Minischwein bemerkten, begannen sie zu lachen, danach stießen sie wieder mit ihren Gläsern an und beglückwünschten sich für irgendetwas.

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