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Rampensau

Titel: Rampensau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Blum
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daliegenden Che ins Ohr: »Alarm! Feind im Anmarsch! Aufwachen, Schwein Nummer eins!«
    Che stieß ein so lautes Quieken aus, wie es keine trächtige Sau zustande gebracht hätte. Mit einem Satz stand er auf allen vier Klauen und reckte den Kopf angriffslustig vor.
    »Was soll das?«, jaulte er und funkelte Kim wütend an.
    Kim konnte ein Lachen kaum unterdrücken. »Schwein Nummer vier meldet gehorsamst – Menschen und Hunde erobern den Hof.«

20
    »Heute Nacht musst du besonders aufpassen«, sagte Bertie. »Da gibt es jede Menge Sternschnuppen. Kennst du Sternschnuppen? Hast du nachts schon mal welche gesehen?«
    »Sternschnuppen?«, fragte Kim ratlos.
    »Kleine Sterne, die den Himmel entlangrasen. Jede dieser Sternschnuppen ist eine Seele, die sich mit einer anderen vereinigen will. Wer sie sieht, darf sich etwas wünschen! Kannst du auch Che und den anderen sagen.«
    Bertie schwebte wieder vor ihr. Er wirkte noch fröhlicher als sonst. Sie blickte auf seinen Hals, der überhaupt nicht verletzt oder irgendwie lädiert aussah.
    He, wollte sie sagen, wie ist es da, wo du jetzt bist – in dieser Anderswelt? Hast du vielleicht meine Mutter gesehen? Paula – sie heißt Paula, ihr rechtes Ohr ist ein wenig verkrüppelt. Aber nein, sie musste eine andere Frage stellen, nur welche?
    Bertie begann sich schon wieder aufzulösen. »Das mit der Rotte hast du gut gemacht, Kim«, hauchte er, während seine Beine bereits verschwunden waren.
    »Wer hat dich umgebracht, Bertie?« Nun fiel ihr die wichtigste Frage aller Fragen doch ein.
    Er lächelte und wandte den Hals, als wollte er zeigen, dass ihm gar nichts passiert war oder dass es nun keine Rolle mehr spielte. Einen Herzschlag später war er verschwunden, und Kim wachte auf. Sie lag auf dem kümmerlichen Erdwall, neben ihr die kleine Cecile, die sich an sie schmiegte und sie mit ängstlichen Augen ansah. Wie ein unerschrockener Feldherr hatte sich Che am Ende des Hügels aufgebaut und blickte zum Haus hinüber. Brunst hatte sich drei Schweinslängen entfernt und fraß altes Brot, das Edy ihnen offenbar hingeworfen hatte.
    »Wo ist Doktor Pik?«, fragte Kim.
    »Er hat sich in den Stall gelegt«, erwiderte Cecile leise. »Die Hunde sind weg.«
    Tatsächlich machte man sich auf dem Hof zum Abmarsch bereit. Kim richtete sich auf und schob sich neben Che, der ihr einen abfälligen Blick zuwarf.
    »Sie rücken ab«, sagte er wichtigtuerisch, als hätte er die Menschen mit seinem bösen Blick vertrieben.
    Die Hunde wurden verladen, und die dunkelgrünen Männer stiegen ein. Marcia Pölk und David Bauer befanden sich ein wenig abseits, neben ihnen Carlo, der ein zufriedenes Gesicht machte. Als es jedoch in seiner Tasche klingelte, griff er hastig hinein und stellte das Klingeln ab.
    »Ich habe doch gleich gesagt, dass Sie nichts finden werden. Hier gibt es keine Drogen.«
    Die Polizistin verzog das Gesicht. »Sagen Sie uns bitte, wo sich Frau Miller aufhält. Wir würden gerne mit ihr sprechen.«
    Carlo zuckte mit den Achseln. »Ich weiß es nicht. Wir hatten ein kleines Feuer auf dem Hof, und da hat sie Panik bekommen und ist mit ihrem Auto weg. Ich glaube, ihre Eltern sind bei einem Brand ums Leben gekommen, als sie noch ein Kind war. Sie ist bei ihrem Großvater aufgewachsen. Ich bin sicher, dass sie heute irgendwann zurückkehren wird.« Die Lüge ging ihm leicht von den Lippen.
    Marcia Pölk schaute David Bauer an, der keine Regung zeigte. Die dunkelgrünen Männer waren mittlerweile alle in die Autos gestiegen. Bauer gab ihnen ein Handzeichen, und dann fuhren sie ab, ein Wagen ordentlich nach dem anderen. Selbst die Hunde hatten sich beruhigt.
    Nun gesellte sich auch Swara in einer weißen Sommerhose und einem roten T-Shirt zu den dreien. Wo war sie eigentlich die ganze Zeit gewesen?, fragte Kim sich.
    Carlo schaute sie kurz an. »Wollen Sie auch abreisen?«, fragte er unfreundlich.
    Swara lächelte übertrieben süßlich. »Ich bleibe noch ein paar Tage. Möchte mich von Dörthe verabschieden und ihr ein paar weitere Fragen zu Munk stellen.«
    Wieder klingelte ein Telefon, und wieder ging niemand an den Apparat.
    Che wandte sich Kim zu. »War unser Erdwall doch zu etwas gut. Die Menschen haben sich nicht herübergewagt.«
    Kim nickte. Mochte er glauben, was er wollte. Von Lunke war nichts zu sehen, aber vermutlich hätte er sich bei dem ganzen Durcheinander auch nicht zu ihr getraut. Ob Emma und ihre Rotte Dörthe schon gefunden hatten? Unvermittelt senkte sich Trauer

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