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Rampensau

Titel: Rampensau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Blum
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schloss, sah sie jedoch Dörthe vor sich – sie hatte eine Drahtschlinge um den Hals, und ihre Zunge war genauso blau und angeschwollen wie bei dem weißhaarigen Mann, der tot in ihrem Kabriolett gesessen hatte. Der Schreck fuhr Kim in die Glieder und ließ sie aufspringen.
    Brunst schaute sie an, einen welken Kohlkopf im Maul. »Spielst du nun auch verrückt?«, fragte er barsch.
    Kim gab ihm keine Antwort. Auf dem Hof begann Carlo Stühle herumzurücken.
    »He, Leute!«, rief er. »Wollen wir nicht eine kleine Versöhnungsparty feiern – und nachher kommt Dörthe nach Hause. Hat sie mir vorhin am Telefon gesagt.«
    Dörthe kam nach Hause? War doch alles ein Irrtum gewesen, und Kim hatte sich unnötig Sorgen gemacht?
    Neugierig lief Kim zum Gatter und beobachtete Carlo. Er hatte auch Gläser und Flaschen auf den Tisch gestellt, dazu ließ er aus einem kleinen schwarzen Apparat Musik laufen.
    Als er Kim bemerkte, verharrte er mitten in der Bewegung. Ihre Blicke trafen sich einen Moment lang, dann kniff Carlo die Augen zusammen und lächelte maliziös. Ein boshafter Gedanke war ihm ins Hirn gesprungen.
    »He, Finn, he, Swara!«, rief er. »Kommt her – wir werden was zu lachen kriegen, und dann feiern wir Versöhnung. Bringt doch nichts, wenn wir uns ewig streiten.«
    Kim wich zwei, drei Schritte zurück, ohne Carlo aus den Augen zu lassen. Er ging ins Haus und kehrte kurz darauf mit drei Plastikschüsseln zurück. Dann, während Swara in einem weißen Hemd und einer kurzen roten Hose gelangweilt um den Stall schlenderte, öffnete er mehrere Flaschen und goss eine gelbliche Flüssigkeit in die Schüsseln.
    Swara blieb neben ihm stehen. »Was tust du da?«, fragte sie mäßig interessiert.
    »Ich bin heute guter Laune, weil Dörthe sich gemeldet hat und zurückkehren wird, und da sollen alle etwas von haben.« Carlo lächelte wieder übertrieben freundlich.
    Kim war sicher, dass etwas an seinem Verhalten ganz und gar nicht stimmte.
    Er nickte Swara zu und bat sie, sich zu setzen, dann lief er mit den Schüsseln zum Gatter, öffnete es geschickt mit dem Ellbogen und trat auf die Wiese. »Unsere lieben Schweine sollen heute auch ein wenig Spaß haben!«, rief er, während er die Schüsseln auf der Wiese platzierte. »Ich weiß doch, wie sehr Dörthe an ihnen hängt.«
    Ein merkwürdig säuerlicher Geruch wehte von den Schüsseln zu Kim herüber.
    »Na, Schweinchen.« Carlo klopfte sich lockend auf die Beine. »Nur zu! Zier dich nicht so! Der liebe Onkel hat dir etwas Leckeres hingestellt.«
    Bevor sie auch nur einen Grunzer des Protests oder der Warnung hätte ausstoßen können, war Brunst herangelaufen und tauchte seinen Rüssel in die Flüssigkeit. Kim hörte, wie er gierig schleckte.
    »O wunderbar!«, rief er dann. »Das schmeckt viel besser als Wasser.«
    Che war der Nächste, der sich hastig genähert hatte, dann kamen auch Doktor Pik und die neugierige Cecile heran.
    »Doktor Pik, Vorsicht!«, rief Kim warnend.
    Er blickte schuldbewusst zu ihr herüber. »Ich probiere nur einen Schluck – versprochen.«
    Che hatte sich schon über die zweite Schüssel gebeugt und trank geräuschvoll. Cecile zwängte sich neben Doktor Pik und beugte sich so vehement vor, dass die Schüssel beinahe umgekippt wäre. Gierig soffen die vier Schweine.
    Carlo lehnte am Gatter, er hatte sich eine Zigarette angesteckt und wirkte überaus zufrieden. Er wandte sich zu Swara um, die auf einem der Stühle Platz genommen hatte.
    »Schweine mögen Bier!«, rief Carlo. »Na, das Gesöff ist ja auch gesund, besteht aus Hopfen und Malz …« Lauthals lachte er.
    Die Geräusche der saufenden Schweine hatten offenbar auch Finn angelockt. In seinem weißen Anzug lehnte er in der Eingangstür. »Hast du etwas von Party gesagt?«, rief er zu Carlo herüber.
    Carlo winkte ihm freundlich zu. »Finn, sieh dir das an! Unsere Schweine besaufen sich.«
    In seiner Gier hatte Brunst die erste Schüssel geleert und sie umgeworfen, um auch noch den letzten Tropfen auszulecken. Kim spürte, wie unbezwingbare Neugier über sie kam. Wenn selbst Doktor Pik das Zeug trank, musste es wirklich schmecken, auch wenn es so merkwürdig roch. Langsam näherte sie sich der Schüssel, aus der der alte Eber und Cecile einträchtig soffen.
    »Mach noch ein paar Flaschen auf, Finn!«, rief Carlo höchst amüsiert. »Die Schweine brauchen Nachschub. Sind völlig ausgetrocknet, die armen Tiere.«
    Sein Tonfall gefiel Kim nicht. Wahrscheinlich war das der Grund, warum sie

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