Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Rampensau

Titel: Rampensau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Blum
Vom Netzwerk:
Schritten hörte Kim auf zu zählen.
    Schließlich wurde es heller.
    Sie passierten das erste Fenster, das sogar noch heil war. Schmutz und Spinnweben ließen jedoch kaum Licht herein.
    Weitere vier Schritte, und sie waren an Dörthes Kabriolett angelangt.
    Die Erleichterung, die Kim draußen, als sie den Wagen entdeckt hatte, gespürt hatte, wollte sich nicht mehr einstellen. Im Gegenteil, nun war ihr beklommen zumute, der Wagen drückte Verlassenheit aus.
    »Hier!« Lunke schnüffelte über den Boden. »Hier riecht es ekelhaft nach Benzin.« Er deutete auf einen frischen Fleck neben dem Kabriolett.
    Ein anderer Wagen hatte dort vor kurzem noch gestanden.
    Hatten die Männer Dörthe gerade eben erst weggebracht? Kamen Lunke und sie wieder zu spät?
    »Schnell!« Ohne auf die fliegenden Mäuse zu achten, die möglicherweise auch hier von der Decke hingen, obwohl es in diesem Teil der Halle längst nicht mehr so dunkel war, lief Kim los. Am Ende des Gebäudes befand sich ein riesiges Tor, das jemand zwar geschlossen hatte, allerdings fiel durch einen Spalt in der Mitte ein breiter Balken Licht.
    »Warte!«, rief Lunke warnend. »Das ist alles viel zu gefährlich!«
    Atemlos steuerte Kim auf das Tor zu. Dabei schrappten ihre Klauen so laut über den Boden, dass es von den Wänden widerhallte, doch nun war es ihr gleichgültig, wie viel Lärm sie verursachte. Wenn Dörthe noch da draußen war, würde sie die Männer aufhalten.
    Als Kim vor dem Tor abbremste, lief Lunke in sie hinein, so dass sie mit voller Wucht gegen das Metall prallten. Ein lautes Quietschen erklang, das jeden im Umkreis von zehn Schweinslängen aufschrecken musste. Kim reckte neugierig den Kopf vor, um durch den Spalt zu blicken. Vor dem Gebäude lag ein Betonplatz genauso wie auf der anderen Seite.
    »Was ist?«, flüsterte Lunke hinter ihr. »Was siehst du?«
    Eine schmale Teerstraße, die sie draußen nicht bemerkt hatten, führte in einer langen Windung zu diesem Gebäude, und am Ende der Straße parkte der schwarze Kastenwagen, in dem Mats und Michelfelder Dörthe mit einem Sack über dem Kopf abtransportiert hatten. Weil die Scheiben getönt waren, konnte Kim nicht erkennen, ob jemand in dem Wagen saß.
    »Nun sag schon!«, drängte Lunke sie. Gleichzeitig versuchte er sie zur Seite zu schieben, um selbst etwas sehen zu können.
    »Da steht der schwarze Wagen«, erklärte Kim und verlagerte ihr Gewicht, so dass er sie nicht beiseitedrücken konnte. »Keine Ahnung, ob da jemand drinsitzt …« Im nächsten Moment verstummte sie.
    Ein grüner Jeep, den sie allzu gut kannte, fuhr langsam die Straße hinauf. Er hatte dem toten Maler Munk gehört, doch nun saß Carlo hinter dem Steuer. Der Wagen rollte langsam heran, blieb zögernd stehen und setzte sich erneut in Bewegung. Offenbar war Carlo unschlüssig, wo er anhalten sollte. An dem schwarzen Kastenwagen rührte sich nichts, aber Kim war nun sicher, dass sie alle da drinhockten – Mats, Michelfelder und hoffentlich auch Dörthe.
    Carlo schaltete einmal das Licht an und aus, als müsse er sich zu erkennen geben, dann öffnete er die Fahrertür.
    »Was hat das zu bedeuten?« Lunke hatte sich auf Kim gestemmt und dadurch seinen Kopf über ihren gebracht.
    Kim antwortete nicht, sondern versuchte ihren Blick zu schärfen.
    Carlo stieg mit bedächtigen Bewegungen aus und blickte unsicher zu dem Kastenwagen hinüber. Er hob die Hände und rief: »Ich bin bereit. Von mir aus können wir jetzt reden.«
    Er wartete, aber nichts geschah. Keine Reaktion vom Kastenwagen. Weder sprang der Motor an, noch wurde eine Tür geöffnet.
    Sie ließen Carlo schmoren, weil sie wussten, dass er Angst hatte.
    Plötzlich fiel Kim etwas ein – sie hatten hinter dieser Metalltür einen schönen, sicheren Posten, aber was war, wenn sie Dörthe zu Hilfe eilen mussten? Konnten sie sich durch den Spalt zwängen? Sie reckte den Kopf vor. Nein, da würde allenfalls eine magere Katze durchkommen.
    Sie blickte zu Lunke hoch, der sich immer noch schwer auf sie stützte, und versuchte ihn abzuschütteln.
    »Kannst du das Tor aufmachen?«, fragte sie.
    Er starrte ihr in die Augen. Sie konnte seinen heißen Atem riechen.
    »Ich will das Tor gar nicht aufmachen«, erwiderte er flüsternd. »Finde es ganz gut so, wie es ist.«
    Kim zwängte sich zurück, so dass er wohl oder übel von ihr ablassen musste.
    »Könnte aber sein, dass wir Dörthe befreien müssen.«
    Lunke schnaubte abfällig. »Befreien? Ich will niemanden

Weitere Kostenlose Bücher