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RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

Titel: RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Blicken. Der
König von Lakedämon steckte als erster zurück.
    »Ich werde auf meinem Schiff die Antwort erwarten.«
    In der kleinen Ratsversammlung wurde das Verhalten des
Regenten unterschiedlich gewertet. Gewiß, Menelaos und die Überreste seines
Heeres stellten für Ägypten jetzt und auch zukünftig keine Bedrohung dar, aber
trotz allem trug er den Titel eines Königs und verdiente Hochachtung. Ramses
hörte sich die Mißfallensbekundungen an und verwarf sie. Hatte er nicht einen
Kämpfer vor sich gehabt, einen dieser blutrünstigen Atridenkrieger, deren
Lieblingsbeschäftigung das Plündern niedergebrannter Städte war? Einem Gauner
dieser Art Gastfreundschaft zu gewähren schien ihm nicht angebracht.
    Der sonst so zurückhaltende Meba, der über die
Beziehungen zu den fremden Ländern wachte, ergriff das Wort.
    »Die Haltung, die der Regent hier einnimmt, scheint
mir gefährlich. Menelaos darf nicht verächtlich behandelt werden. Unsere
Beziehungen setzen gutes Einvernehmen mit vielen großen wie kleinen Ländern
voraus, nur so lassen sich gegen uns gerichtete Bündnisse vermeiden.«
    »Dieser Grieche ist ein verschlagener Fuchs«, erklärte
Ramses. »In seinem Blick liegt Falschheit.«
    Meba, ein stattlicher Sechzigjähriger mit breitem,
vertrauenerweckendem Gesicht und sanfter Stimme, lächelte nachsichtig.
    »Gefühle dürfen nicht den Ausschlag geben bei
Beziehungen zu fremden Ländern. Wir sind gezwungen, mit allen zu verhandeln,
auch wenn sie uns manchmal nicht gerade gefallen.«
    »Menelaos wird uns verraten«, beharrte Ramses. »Für
ihn hat das einmal gegebene Wort keinerlei Wert.«
    »Hier werden Absichten unterstellt«, klagte Meba. »Die
Jugend verführt unseren Regenten, voreilig zu urteilen. Menelaos ist Grieche,
und die Griechen mögen gerissen sein. Vielleicht hat er nicht die ganze
Wahrheit gesagt. Aber es obliegt uns, umsichtig zu verfahren und die wahren
Gründe dieses Besuchs aufzudecken.«
    »Bitten wir Menelaos und seine Gemahlin zu Tisch«,
erklärte schließlich Sethos. »Ihr Verhalten wird unsere Entscheidung
bestimmen.«
    Menelaos brachte als Gastgeschenk für den Pharao
kunstvoll gefertigte Gefäße aus Metall und Bogen aus verschiedenen Hölzern.
Diese Waffen hatten ihre Zugkraft bei den Kämpfen um Troja bewiesen. Das
Gefolge des Königs von Lakedämon trug bunte Röcke mit geometrischen Mustern und
hohe Schuhe; die gewellten Haarsträhnen fielen bis auf den Nabel herab.
    Nektarduft entströmte dem grünen Gewand Helenas, die
ihr Antlitz unter einem weißen Schleier verbarg. Sie nahm zur Linken Tujas
Platz, Menelaos zur Rechten Sethos’. Der Grieche war beeindruckt vom strengen
Antlitz des Pharaos. Meba steuerte das Gespräch. Der Oasenwein entspannte den
König von Lakedämon. Er erging sich in Wehklagen, bedauerte die langen Jahre
vor den Mauern Trojas, schilderte seine Heldentaten, sprach über seinen Freund
Odysseus, rang die Hände ob der Grausamkeit der Götter und rühmte die Reize
seines Landes, nach dem er solche Sehnsucht hatte. Meba, der vollendet
griechisch sprach, schien den Klagegesängen seines Gastes Glauben zu schenken.
    »Warum verbirgst du dein Gesicht?« fragte Tuja Helena
in deren Sprache.
    »Weil ich eine abstoßende Hündin bin, die jedermann
verabscheut. Der Tod vieler Helden lastet auf mir. Als Paris, der Troer, mich
entführte, ahnte ich nicht, daß seine Wahnsinnstat zehn Jahre Gemetzel auslösen
würde. Hundertmal habe ich mir gewünscht, der Wind möge mich davontragen oder
eine entfesselte Woge mich in den Abgrund reißen. Zu viel Elend, ich habe zu
viel Elend ausgelöst.«
    »Bist du jetzt nicht frei?«
    Ein schwaches Lächeln wurde unter dem weißen Schleier
sichtbar.
    »Menelaos hat mir nicht vergeben.«
    »Die Zeit wird euer Leid verwischen, da ihr wieder
vereint seid.«
    »Da ist noch etwas viel Schlimmeres…«
    Tuja achtete Helenas schmerzerfülltes Schweigen. Sie würde
schon reden, wenn ihr danach war.
    »Ich hasse meinen Mann«, bekannte diese schöne Frau
mit den weißen Armen.
    »Sicher scheust du nur zurück vor ihm? Das vergeht.«
    »Nein, ich habe ihn niemals geliebt. Ich hatte sogar
auf einen Sieg Trojas gehofft. Majestät…«
    »Ja, Helena?«
    »Gestatte mir, so lange wie möglich hierzubleiben.
Nach Lakedämon zurückzukehren ist mir ein Greuel.«
    Vorsichtshalber hatte Chenar Ramses einen Platz in
größerer Entfernung von Menelaos zugewiesen. Der Regent saß neben einem Mann
von unbestimmbarem Alter mit scharf geschnittenem und

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