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RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

Titel: RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Verbannung.«
    Iset schluchzte jämmerlich. Mit der Kraft der
Verzweiflung klammerte sie sich an Ramses.
    »Ich werde für dich eintreten, da dein Kummer
glaubhaft ist.«
    Gleich nach seiner Rückkehr hatte der Pharao das
Steuer wieder übernommen, das Tuja stets, wenn er abwesend war, mit kundigen
Händen lenkte. Die hohen Amtsinhaber vertrauten der Königin, denn ihr war
tägliche Arbeit wichtiger als politisches Ränkespiel, dem nur allzu viele
Höflinge huldigten. War Sethos gezwungen, den Vorsitz in der
Regierungsversammlung abzutreten, konnte er dies unbesorgt tun. Er wußte, daß
seine Gemahlin ihn nicht verraten und das Land mit Besonnenheit und Scharfsinn
lenken würde.
    Gewiß, auch Ramses hätte er mit Regierungsgeschäften
betrauen können, doch der König zog es vor, ihn nach und nach Einblick gewinnen
zu lassen, ihm seine Erfahrung durch Eindrücke zu vermitteln und seinen Sohn
nicht einfach auszusetzen auf dem eng gesteckten Kampfplatz der Macht, wo so
viele Fallstricke ausgelegt waren.
    Stark war Ramses, er besaß auch innere Größe. Er hatte
das Zeug zum Herrschen und Gegnern jedweder Gestalt die Stirn zu bieten, aber
wäre er fähig, die erdrückende Einsamkeit eines Pharaos zu ertragen? Um ihn
darauf vorzubereiten, mußte Sethos ihm noch viele geistige Prüfungen
auferlegen. Es lag noch ein gutes Stück Weges vor ihm.
    Tuja stellte dem Herrscher Nefertari vor. Die junge
Frau war wie gebannt, brachte kein Wort hervor und verneigte sich nur. Sethos
beobachtete sie kurz und empfahl ihr dann größte Gewissenhaftigkeit bei der
Ausübung ihrer Pflichten. Die Leitung des Hofstaats der großen königlichen
Gemahlin erforderte hohen Einsatz und Verschwiegenheit. Nefertari zog sich
zurück, ohne es gewagt zu haben, den König anzublicken.
    »Du warst sehr streng mit ihr«, bemerkte Tuja.
    »Sie ist noch sehr jung.«
    »Hätte ich sie eingestellt, wenn sie nicht fähig
wäre?«
    »Sie verfügt über erstaunliche Fähigkeiten.«
    »Gewünscht hatte sie sich, für ewig in der
Abgeschiedenheit des Tempels zu dienen.«
    »Wie gut ich sie verstehe! Da hast du ihr ein hartes
Los auferlegt.«
    »Das stimmt.«
    »Mit welcher Absicht?«
    »Ich weiß es selbst noch nicht. Als ich sie sah,
erkannte ich in Nefertari eine ganz außergewöhnliche Frau. Sie wäre glücklich
gewesen in der Abgeschiedenheit des Tempels, doch mein Gespür sagte mir, daß
ihr etwas anderes vorbestimmt ist. Sollte ich mich geirrt haben, wird sie ihren
Weg gehen.«
    Ramses stellte seiner Mutter den goldgelben Hund
Wächter und den nubischen Löwen Schlächter erstmals zusammen vor. Die beiden
Gefährten des Regenten, die zu spüren schienen, daß ihnen hier eine Ehre zuteil
wurde, benahmen sich mustergültig. Nachdem sie vom Koch der Königin zu fressen
bekommen hatten, genossen sie das unvergleichliche Vergnügen eines Mittagschläfchens
im Schatten einer Palme, wobei der Kopf des einen bei den Füßen des anderen
lag.
    »Es war eine Freude, euch drei zu sehen«, sagte Tuja,
»aber was war dein wirklicher Anlaß?«
    »Iset, die Schöne.«
    »Habt ihr eure Verlobung gelöst?«
    »Sie hat einen schweren Fehler begangen.«
    »Ist ihr Vergehen so schlimm?«
    »Sie hat die Königin Ägyptens verleumdet.«
    »Inwiefern?«
    »Indem sie dich beschuldigte, das Verschwinden des
Königs eingefädelt zu haben, um seinen Platz einzunehmen.«
    Ramses war verdutzt: seine Mutter schien belustigt.
    »Nahezu die Gesamtheit der Höflinge und der edlen
Damen waren der gleichen Meinung. Man sparte nicht mit Vorwürfen, weil ich
keine Hilfstrupps aussandte. Dabei wußte ich, daß ihr unversehrt wart, Sethos
und du. Trotz unserer Tempel und Rituale wissen nur sehr wenige, daß es möglich
ist, über Zeit und Raum hinweg im Geiste verbunden zu sein.«
    »Wird Iset angeklagt werden?«
    »Ihr Verhalten war verständlich.«
    »Bedrückt dich so viel Undankbarkeit und
Ungerechtigkeit denn nicht?«
    »Das ist das Wesen der Menschen. Wichtig ist nur, daß
sie nicht das Land regiert.«
    Eine junge Frau legte Sendschreiben auf ein niedriges
Tischchen zur Linken der Königin und verschwand auch schon wieder, lautlos und
unbemerkt. Ihre flüchtige Anwesenheit war wie ein Lichtstrahl im Blattwerk der
Bäume gewesen.
    »Wer ist sie?« fragte Ramses.
    »Nefertari, meine neue Hofmeisterin.«
    »Ich bin ihr schon früher begegnet. Wie hat sie eine
so hohe Stellung erlangt?«
    »Es hat sich einfach so ergeben. Sie war nach Memphis
bestellt worden, um Priesterin im Hathor-Tempel zu

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