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Ramses Mueller

Titel: Ramses Mueller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tex Rubinowitz
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da hast du ja eine ganz prachtvolle Biografiezierleiste, ist ja ein vielversprechender Anfang. Freue mich schon für den, der dein Bewerbungsschreiben mal lesen wird, wo das drinsteht. Hast du dir schon deinen Wikipedia-Eintrag geschrieben? Kann man dich googeln? Googelst du dich manchmal leise in der Nacht?
    – Darum geht’s doch gar nicht.
    – Du hast ein echtes Problem.
    – Jeder hat ein Problem, echte oder falsche, irgendeins wird’s sein.
    – Aber du fügst, um mal den Spruch hier auf deiner Zigarettenschachtel abzuwandeln, »… Ihnen und den Menschen in Ihrer Umgebung erheblichen Schaden zu«. Du gaukelst dir vor, dass du mal irgendwann auf einer diesen bescheuerten Dankeslisten landest, oder Abspännen oder sonst wo.
    – Das ist doch kompletter Schwachsinn jetzt, ich rauche doch gar nicht und Missy Elliott raucht auch nicht, und außerdem ist sie auch längst nicht mehr so dick wie früher, sie ist jetzt sogar merkbar schlanker.
    – So, so, Missy Elliott raucht also nicht, und sie ist »merkbar« schlanker, oh Mann, das ist wieder die typische Technik abzulenken, ist es möglich, mal beim Punkt zu bleiben, kann man vernünftig mit dir reden, ist das realistisch?
    – Wer ist denn hier unrealistisch? Du hast doch angefangen mit der Unsterblichkeit. Vergänglichkeit, Sterben usw. scheinen für dich ein Problem zu sein.
    – Es hat keinen Sinn.
    – Würd ich auch sagen.
    – Was ist usw.?
    – Usw. was?
    – Du sagst »… Vergänglichkeit, Sterben UND SO WEITER
    – Damit meine ich Nervereien, Nervensägen, Typen wie du, die … äh …
    – Nerven?
    – Das hab ich nicht gesagt, verschwendete Zeit, Zeitdiebe wie du.
    – Realisten als »Zeitdiebe« zu bezeichnen, damit willst du dich kritikresistent machen.
    – Du bist Kritiker? So, so, was kritisierst du denn?
    – Ach komm, lass es, du wirst dich nicht finden in all den Listen und Abspännen und Vorhängen, und auch wenn, dann aus Notwehr, aus Gnade, die Leute bedanken sich bei dir dafür, dass du sie endlich mal in Ruhe lässt.
    – Was kaprizierst du dich eigentlich immer so auf diese blöden »Listen«, ich steh ja schon auf einer.
    – So? Wo denn?
    – Sag ich nicht, machst ja sowieso nur deine blöden Witze.
    – Mach ich nicht, versprochen, weil, das würde mich jetzt wirklich mal interessieren, wo das sein soll, sag, wo!
    – Wie wo? Wo wo?
    – Wo du deine »Duftmarke« hinterlassen hast.
    – Du tust mir leid, dass du mich provozieren willst, aber noch mehr leid, dass es dir nicht gelingt.
    – Es tut dir leid, dass ich dir leid tue? Ha, jetzt siehst du aus wie einer, der im Keller seine Mumien neu wickeln muss.
    – Nein, es tut mir leid, dass es für dich so leicht ist und du es offenbar brauchst, mich zu bemitleiden, angesichts der Tatsache, dass ich dir leid tue, das ist wie eine Torte, und du glaubst, ich bin die unterste Schicht.
    – Badewasser nicht wegschütten, sondern einfrieren und wieder verwenden.
    – Wie bitte?
    – Also, wo stehst du?
    – Schott.
    – Was?
    – »Schotts Sammelsurium«, das Buch ist randvoll mit Listen, nie gehört? War ein Dreivierteljahr auf der Spie gel -Bestsellerliste.
    – Und da dankt er dir, dass du …?
    – Nicht danken, er dankt ja nur seinen Eltern, ich komm in einer Liste vor.
    – Erzähl mal.
    Und ehe Schubal erzählen kann, ist das Lied aus und Stuckrad-Barre und seine Begleiterin, diese Lydia, kommen wieder an diesen kleinen Tisch mit den Zwergenstühlchen, den Schubal und Armin in der Zwischenzeit freigehalten haben, Stuckrad holt noch zwei weitere Stühlchen dazu, eins ist etwas größer, auf das setzt er sich, Lydia sieht nicht mehr ganz gut aus, sie ist versteinert, so als sei das ihr Motto, der Stein, beim Spiel vorher, jetzt mimisch. Stuckrad sagt auch nichts, aber es scheint, dass jetzt etwas kommen muss, Schubal und Armin haben bemerkt, dass die beiden anderen nicht nur getanzt haben, sondern auch heftig diskutiert, vielleicht doch dicke Luft, Armin will etwas sagen, aber es kommt nur ein guttural gepresstes: »Schott also« raus, was niemand gehört und erklärt haben will. Stuckrad räuspert sich und beginnt etwas zu murmeln, alle beugen ihre Köpfe weiter vor, es ist so laut, dass die Kopfschmerzen, die morgen hier jeder haben wird, praktisch fühlbar sind, Stuckrad beginnt noch mal:
    – Also, Leute, Jungs und Mädels, Freunde, Römer, Bürger, ich muss jetzt mal was loswerden, ich möchte nicht, dass es jetzt weiter zu Missverständnissen kommt, ich hab das Lydia auch vorhin

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