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Ramses Mueller

Titel: Ramses Mueller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tex Rubinowitz
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schon erzählt, mich belastet das, das darf nicht so weitergehen, das soll vor allem nicht so weitergehen, ich kann damit nicht leben, es ist so, dass ich nicht der bin, für den ihr mich haltet, nein, bitte jetzt nichts sagen, Lydia, wir sollten jetzt wirklich noch mal neu anfangen, und ich bin froh darüber, dass diese beiden jetzt hier und heute Zeuge dieses meines Geständnisses sind, wie Trauzeugen fast.
    Schubal und Armin sehen sich verblüfft an, wagen aber nicht zu fragen, Stuckrad nicht zu unterbrechen, jetzt besser den Atem anhalten, damit man ja nichts verpasst, Stuckrad will offenbar heiraten. Er fährt fort.
    – Es ist so, nein, ich muss anders anfangen, mir passiert das nicht zum ersten Mal, also das, was Lydia jetzt passiert ist, wir haben uns ja gestern kennengelernt, in der Hundekehle , in der Torstraße also, du (zu Lydia) hast mich ja auch nicht gleich zu Wort kommen lassen, also es ist so, dass ich nicht der bin, für den ihr mich haltet, hä? Ich weiß, ich kann das jetzt hören, wie’s bei euch jetzt im Getriebe knirscht, ich bin ich, aber nicht der Schriftsteller Benjamin von Stuckrad-Barre aus Bremen an der Weser, so ist es, so war es und so wird es immer sein, sorry, ich schreib zwar auch, aber nur für die Schublade bisher, und ein bisschen im Internet in so Foren, aber unter anderem Namen, Marbert Mann, das ist aber nichts Besonderes, nichts als abgelaichter äh Laich eben, wie das Tausende machen.
    Beim Pseudonym Marbert Mann schauen sich Armin und Schubal entsetzt an, d. h., Schubal Armin entsetzt, Armin Schubal fragend mit gerunzelter Stirn. »Stuckrad« bekommt den Mimikaustausch mit, übergeht ihn aber, er kennt solche Reaktionen offensichtlich schon.
    – Also, was ich sagen will bzw. gesagt habe, ist, bitte, bitte verwechselt mich oder sprecht mich nicht mit Barre oder Stuckrad oder von an, ich bin es nicht, will es nicht sein, ich könnte das zwar spielen, ich könnte damit leben, ich könnte euch was vormachen, aber ich WILL ES NICHT, versteht ihr das?
    Keine Reaktion.
    – Bitte, ihr MÜSST das verstehen, es ist so bequem, eine gewisse Ähnlichkeit mit jemand Bekanntem zu haben, das hat schon Vorteile, sicher, ganz massive, es öffnet Türen, es (er schaut zu Lydia) öffnet Herzen, aber das ist ein Spiel, und ich mach das schon so lange mit, genauer gesagt, seit ER berühmt wurde, vorher gab’s ja keine Probleme, es nervt, das kann ich euch sagen, ich sag das sonst immer gleich, aber hier ist das so laut, und gestern in der Hundekehle hast du mich ja nicht zu Wort kommen lassen, du wolltest deinen Benstuck, Lydia, und ich war so erschöpft, dann hab ich dir eben den Benstuck gegeben, ich sag euch, Freunde, so eine Ähnlichkeit ist ein Stigma, das man nicht einfach so abwaschen kann, es ist wie eine schiefe Nase oder ein komplizierter Name, den man JEDES MAL erklären muss, und bei Namen bin ich gleich schon bei der nächsten Sache, geh, du (deutet auf Schubal), wie heißt du? Du bist nett, ich mag dich, magst du uns nicht noch mal Bier holen? Dann erzähl ich weiter, wie heißt du?
    Schubal ist verlegen, murmelt kleinlaut:
    – Schubal, wie der Heizer aus Kafkas Amerika, äh, mir haben sie vorhin das Geld geklaut, hast du, Ben, äh, Stu, äh, Marbert, bisschen was Geld?
    »Stuckrad« holt einen 20-Euro-Schein aus der Brusttasche seines hellblauen Oberhemds, gibt ihn Schubal.
    – Hier, aber komm bald wieder, ich hab grad einen Lauf.
    Armin denkt, während er den Tisch anstarrt, dass das eine ungewohnte Formulierung sei, »einen Lauf haben«, im Zusammenhang eines Geständnisses, außerdem rekapituliert er noch mal die letzten paar Stunden, weil er sie ja jetzt vollkommen neu ordnen muss, eine Person neu positionieren, ihre eigenen Ausrichtungen, Taten, Handlungen jetzt nach jemandem, einem obskuren Doppelgänger Stuckrad-Barres namens Marbert Mann, einem angeblichen Theaterstück von Leander Haußmann über einen Listenirren, er muss sich gewissermaßen norden, wie einen Kompass, was aber, wenn er uns jetzt hier verarscht? Die Ähnlichkeit ist ja ganz eklatant, ist ja nicht so, dass BvStB keine so verwechselbare Allerweltsphysiognomie hätte, sein gewaltiger Kopf gleicht ja fast schon dem eines Pferds, die wulstigen, aufgeworfenen Lippen, das massive Kinn, in den Kopf passen ohne Weiteres zwei Köpfe von Lydia z. B., andererseits, irgendwas scheint doch nicht übereinzustimmen, das kam ihm gleich am Anfang schon so vor, er muss dann gleich mal zu Hause bei Google nachsehen, wie

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