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rank und schlank und rattenscharf

rank und schlank und rattenscharf

Titel: rank und schlank und rattenscharf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burghard Pohl
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Du wirst schon sehen, ob er Dir noch eins gibt.“ — Ich lege auf und suche in meinem Portemonnaie Kleingeld, umsonst will ich es auch nicht annehmen. Das sieht nach lauschüppen aus. — Er gibt mir noch eine kalte Flasche Bier und ich trinke sie mit noch mehr Genuss als die erste. — Ich sitze allein vor der Herberge in der bald untergehenden Sonne. Der Hunger ist erstmal durch das Bier gestillt.
     
    Wir verlassen dieses wunderbare Dorf und kommen außerhalb des Ortes an eine Stelle, an der Pilger, Gläubige oder Ungläubige, wer auch immer, so etwas wie eine kleine, religiöse Kult- und Kunststätte zusammengetragen und gestaltet haben. Ein Steinaltar und viele Skulpturen stehen dicht beieinander.
    An sanften, hügeligen Weinbergen führt der Weg entlang und ich biege ab, gehe durch eine Reihe Weinreben. Ich baue mein Zelt unter einem großen, ausladenden Baum auf. Zuerst muss ich einige tief hängende Äste abbrechen, Dornenpflanzen mit dem Pilgerstab Umschlagen, morsche Äste wegräumen. Erst einmal aufräumen, bevor ich meinen idealen Schlafplatz habe, weit genug weg vom Ort und vom Weg. Willi hat wieder eine SMS geschrieben:
     
    Die Pilgerherbergen hier sind alle voll und ich musste die letzte Nacht im Zelt verbringen. Ich habe die ganze Nacht gefroren.
     
    Ja, Willi, was meinst du, wie oft ich gefroren habe und was ich in den letzten Wochen alles mitgemacht habe? Da wird es dir bestimmt oft besser ergangen sein.
    In der Nacht jault Kira und muss vors Zelt. Ich sage zu ihr: „Lauf bloß nicht weg, wie beim letzten Mal.“ Nach einer Weile rufe ich sie leise, aber sie kommt wieder nicht zurück. Meine Rufe werden immer lauter und ich suche hektisch nach meiner Taschenlampe. Ich krieche aus dem Zelt, gehe einige Schritte auf dem unebenen Boden und leuchte die Umgebung ab. Da tauchen zwei leuchtende Augen aus der Dunkelheit auf. „Wo warst Du denn bloß?“ Ich schimpfe mit ihr. „Bist Du denn verrückt? Das fehlt mir noch, dass Du hier abhaust! Jetzt geh bloß rein ins Zelt!“ — Abgesehen von dieser Störung schlafe ich in dieser Nacht gut.
     
    Am nächsten Morgen, als ich das Zelt abgebaut habe, stelle ich mit Entsetzen fest, dass ein Hering fehlt. Nun ist der besagte Tag gekommen. Ich krieche über den Boden, taste das hohe Gras ab und kann ihn trotz langer Suche nicht finden. Er wird zu tief in der Erde stecken. So ein Mist. Als ich alles verzurrt habe und loslaufen will, ist auch noch Kiras Hundegeschirr weg. — Das hat sie doch gestern Abend noch angehabt! „Wo hast Du Dein Hundegeschirr gelassen?“ — Zuerst suche ich unseren Schlafplatz noch mal genau ab. Nichts. Mal gut, dass ich so weit gekommen bin, ohne dass ich etwas verloren habe. — Ich könnte zurückgehen und es suchen, aber wo? Wenn sie es abseits vom Weg verloren hat, werde ich es nicht finden. Kira hat auch schon einige Kilo abgenommen und es deshalb verloren. Es hat in den letzten Tagen schon sehr locker gesessen, aber ich habe nicht damit gerechnet, dass sie es verliert. — So ein Mist, jetzt muss ich sie die verbleibende Strecke am Halsband festmachen. Zum Glück habe ich noch vor einigen Tagen ihren Anhänger, auf dem die Anschrift, Handynummer und der Hinweis stand, dass wir auf dem Weg nach Santiago de Compostela sind, vom Geschirr abgemacht. Nun bekommt sie den Anhänger ans Halsband. Sollte Kira wirklich abhauen, könnte man mich umgehend anrufen. Ich würde sie unverzüglich wieder abholen. Zusätzlich ist sie auch im Ohr gechipt. Eine weitere Metallkapsel mit meiner Handynummer hatte sie am Halsband, aber die hat sie bereits in den ersten Tagen verloren. Sie muss mehrere äußerliche Erkennungsmerkmale haben, sonst kann ich sie nicht von der Leine lassen.
    - Hoffentlich rufen die mich im Ernstfall auch an! Ohne Kira nach Hause zu kommen, wäre eine Katastrophe, ich darf gar nicht daran denken.
    Wir laufen durch die Weinreben bergab bis zum Weg. Außer platt gedrücktem Gras und einem Hering habe ich hier nichts hinterlassen. Es ist ein wunderbarer Weg heute Morgen, ohne Autos immer durch Wiesen und Wälder. Ich bin in San Justo de la Vega und die erste Bar sitzt voller Pilger, alle Stühle sind besetzt. — Na toll, und wo soll ich hin? Ohne Hund würde ich mich dazwischen quetschen. — Hundert Meter weiter kommt eine Kneipe mit einer schönen Dachterrasse, von der Blumen in allen Farben herunterranken, hier ist kein einziger Pilger. Ich mache die Eingangstür einen Spalt auf und frage den Mann hinter der Theke

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