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Raphael

Raphael

Titel: Raphael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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hätte, sondern weil sein Blick sich bei seinen wenigen Worten so verdunkelt hat wie in jener Nacht in der U-Bahn. Genau so sah er aus, als er mir seinen Mantel in den Schoß warf und sich dann wie ein Monster auf meine Mitfahrer stürzte. Aber so schnell, wie der tödliche Blick gekommen ist, verschwindet er wieder und Raphael sieht mich ruhig an.
    „Stell deine Fragen, Caine!“
    Ich blinzle verdutzt. Wie bitte? „Äh ... was?“
    „Du sagst, ich erzähle nichts, das wird sich ab sofort ändern, du bist alt genug dafür. Nicht körperlich, aber geistig. Du willst mehr über die Vampire erfahren? Dann stell deine Fragen.“
    Zuerst kann ich ihn nur sprachlos anstarren, weil ich von seinem Angebot völlig überrumpelt bin. Aber als mir klar wird, dass Raphael es wirklich ernst meint, dauert es keine Minute, bis mein Kopf vor Fragen überquillt. Ich weiß gar nicht, welche ich zuerst stellen soll. Dann fällt mir etwas ein. In der U-Bahn hat er etwas gesagt, das mich nie richtig losgelassen hat, obwohl ich der letzten Zeit kaum darüber nachgedacht habe.
    „In der U-Bahn ... Du kanntest meinen Namen, meine Adresse … Woher wusstest du, wer ich bin, Raphael?“
    Er zuckt mit den Schultern. „Ich habe dich sehr lange beobachtet.“
    Ich sehe ihn verdutzt an. „Mich? Wieso?“ Jetzt grinst er und in mir macht es 'klick'. Oh. Er ist ein Spanner. So langsam wundert mich überhaupt nichts mehr. Aber wo wir gerade bei der U-Bahn sind, da gibt es noch einiges mehr, was ich von Raphael wissen will. „Warum sind wir damals eigentlich auf dich angesprungen? Ich meine, ich hätte dich beinahe angesabbert, so geil fand ich dich.“ Raphael fängt an zu lachen. „Das ist nicht lustig“, weise ich ihn verlegen zurecht. „Es ist nie amüsant, auch beim Trinken nicht. Das weißt du ganz genau.“
    „Wir sind so“, sagt Raphael, nachdem er mit Lachen fertig ist und grinst. „Mit zunehmendem Alter kommt das von ganz allein und wird stärker. Setjan ist noch viel weiter, weil er seinen Geist trainiert. Er findet das Ganze faszinierend, genau wie dich und dein Trinkproblem. Ich beneide ihn um die Art und Weise, wie er Dinge in dieser Welt sehen kann.“
    Mir fällt das 'Bizarre' ein ... Wie Setjan Raphael beim Trinken zugesehen hat. „Aber was ist das? Habt ihr dafür einen Namen?“, frage ich neugierig, weil mich das von Anfang an interessiert hat, so wie Raphaels Ausstrahlung in der U-Bahn. „Telepathie?“
    „Du siehst zu viele Filme, Kleiner.“
    Raphael schüttelt belustigt den Kopf und setzt sich in Bewegung. Ich folge ihm durch den Park, bis er sich vor einen Baum einfach auf den Boden setzt und gegen den Stamm lehnt. Ich mache es ihm nach und schaue in den Himmel, wo heute sogar ein paar Sterne zu sehen sind. Das ist in einer Stadt wie New York City wahrlich keine Selbstverständlichkeit.
    „Für uns ist es der reine Instinkt“, beginnt Raphael zu erklären und lässt seinen Blick schweifen. „Vampire sind anders als Menschen. Die Sterblichen haben für beinahe alles Namen und Bezeichnungen, aber auf das Einfachste kommen sie nicht. Wir sind Evolution. Erinnerst du dich an diesen Film mit Mutanten? So sehen Vampire sich. Und wer kann uns das Gegenteil beweisen? Je älter ich werde, umso leichter fallen mir solche Dinge. Ich kann dich und jeden anderen Sterblichen beeinflussen, wenn ich es will. Ich kann dich betören, so heftig, dass du nie mehr einen Anderen wollen würdest. Das liegt in meiner Natur. Ich habe weder einen Lockstoff an mir, noch bin ich der Zauberer von Oz. Es ist, wie es nun mal ist, und ich genieße die Annehmlichkeiten, die es mir bringt.“
    Ich muss kein Genie sein, um das zu begreifen. „Du meinst schnellen Sex.“
    „Manchmal“, gesteht er freimütig, was mich den Kopf schütteln lässt.
    Das muss ich nicht kommentieren. „Moment mal ...“, hake ich nach. „Willst du mir etwa weismachen, dass du praktisch nur mit dem Finger schnippen musst und ich reiße mir die Klamotten vom Leib?“
     
     

 
     
    5
     
     
    Raphael grinst dermaßen schmutzig, dass es mir die Schamröte ins Gesicht treibt. Aber daran bin ich selbst Schuld. Ich hätte nicht fragen sollen. Raphaels Grinsen wird noch anzüglicher, als ich mich verschämt räuspere und seinem Blick ausweiche. Er amüsiert sich königlich über meine Verlegenheit. Typisch. Wahrscheinlich hält er sich für Casanova persönlich, und als würde Raphael wissen, woran ich gerade gedacht habe, fängt er wieder an zu lachen, was mich

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