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Rapunzel auf Rügen: Roman (German Edition)

Rapunzel auf Rügen: Roman (German Edition)

Titel: Rapunzel auf Rügen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Bieling
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boxte zurück.
    O Mann! Zwei Schwergewichte auf der Suche nach ihrem Hirn, fuhr es mir durch den Kopf. Ich servierte das gut gekühlte Hopfengetränk mit freundlicher Miene. Danach war der kalt werdende Toast Hawaii an der Reihe. Gerade als ich den letzten Teller abgestellt hatte, öffnete sich meine Steckfrisur und beförderte meine Kopfbedeckung quer über den Tisch. Sie landete auf dem Schoß eines der Flegel. Ich entschuldigte mich und äugte zu Brömme, der mich mit dem Ausdruck einer verstopften Dampfmaschine anblickte – kurz davor zu explodieren. Ich bändigte mein langes Haar zu einer Art Entenschwänzchen am Hinterkopf. Na ja, eigentlich glich es eher einem übergroßem Schwanenschwanz, wodurch meine Kappe nicht mehr ordentlich saß und lässig ins Gesicht rutschte wie bei diesen Strippern in Polizeiuniform.
    »Frau Waldmann!«, tönte es im barschen Ton hintermir. »Wenn Sie so nett wären und bitte mal in die Küche kämen?«
    War das jetzt eine Frage oder Aufforderung? Und wenn, könnte ich Erstere mit einem Nein beantworten? Wahrscheinlich nicht! Gehorsam folgte ich der Anweisung meines Vorgesetzten. »Was gibt’s, Herr Brömme?«, fragte ich zögerlich.
    »Ihr Haar ist völlig ungeeignet und viel zu lang.«
    »Ich weiß! Und es tut mir auch leid. Herr von Pfaffenhof sagte mir bereits, dass es auf die übliche Bordlänge geschnitten werden müsste.«
    »Ja, genau! Und wann gedenken Sie, dies zu tun?«
    Ich überlegte kurz. »Wenn ich sicher bin, dass mir dieser Job zusagt?«, erwiderte ich in Fragestellung.
    »So geht das nicht, Frau Waldmann! Sie lassen Ihre Haare abschneiden, oder wir beenden an dieser Stelle das Ganze, und Sie können sich morgen Vormittag Ihre Papiere abholen.«
    Papiere? Gewiss meinte er damit die Kündigung, was zur Folge hätte, dass ich meine restliche Strafe nicht abzahlen könnte und die Zinsen mich wie ein Bakterium auffressen würden. Ein staatlich verordnetes, wohlgemerkt! Das hatte ich schon oft in der Presse gelesen. Viele Karrieren und Träume waren daran gescheitert, und schuld waren meist die aufzehrenden Zinsen, die oftmals höher als die eigentliche Hauptschuld sind. Ratifizierter Finanzbetrug an armen Menschen, wie ich fand. Aber das wäre noch längst nicht alles! Ich könnte meine letzten Ausbildungsmonate auf der Schauspielschule vergessen. Und dann? Dann blieben mir nur die kleineren Nebenrollen. Jene, die gerne an Hobbyschauspieler oder Möchtegerndarsteller vergeben werden, um Kosten zu sparen. Vor meinem inneren Auge konnte ich mich bereits in Schürzeund Besen sehen, kehrend und auf der Bühne, als Verkörperung einer Hausfrau, deren Mann längst aufgegeben hatte und saufend vorm Flimmerkasten herumfläzte.
    Brömme stierte mich immer noch an. »Wollen Sie das?«
    »Gott, nein! Aber Sie müssen mir schon Zeit geben, einen Friseur zu finden.«
    Er lachte. »So viele gibt’s hier nicht. Fahren Sie nach Feierabend zum alten Pferdefranz. Etwas außerhalb von Muglitz, das Haus an den Weiden. Und bestellen Sie liebe Grüße von mir, dann macht er Ihnen einen guten Preis.«
    Der alte Pferdefranz? Ich traute mich kaum zu hinterfragen, ob der alte Pferdefranz überhaupt eine Ahnung vom Haareschneiden hatte. Tat es aber trotzdem. »Ist er ein altbackener Friseurmeister? Oder eher ein Fachmann des modernen Haarstylings?«
    Brömme lachte. »Fachmann? Meister? Wo ist der Unterschied? Sie zeigen ihm, wie lang Sie Ihr Haar tragen wollen, und er schneidet es ab.«
    Ich schluckte jeden weiteren Kommentar hinunter. Wahrscheinlich war der alte Pferdefranz nur ein Schere schwingender Landwirt, der für sich und seine Gäule etwas dazuverdienen musste. Hilfe! Ich werde den typisch Muglitzer Rundumschnitt bekommen.
    »Danke für den Tipp, Herr Brömme. Ich werde ihn beherzigen.« Was nicht heißen sollte, dass ich ihn auch tatsächlich umsetzen wollte. Jedenfalls nicht, bevor ich sämtliche Friseure von Muglitz abgeklappert hatte. Irgendwo musste es doch auch in diesem Dorf einen Salon des guten Haarschnitts geben, da war ich mir sicher.
    Nachdem sich Tante Isoldes Hinterbliebene teils schwankend verabschiedet hatten und von Bord geleitet worden waren, trat wieder Ruhe auf der Friedhild ein.
    Claudia tippte mich an. »Kommst du mit, eine Pause machen?«
    Pause klang gut und erinnerte mich etwas an meine geliebte Theatergruppe daheim. Dort standen wir meist in der Requisite und schwatzten querbeet durcheinander.
    »Klar komme ich mit«, erwiderte ich und griff mir eine Flasche

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