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Rapunzel auf Rügen: Roman (German Edition)

Rapunzel auf Rügen: Roman (German Edition)

Titel: Rapunzel auf Rügen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Bieling
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Düsteren rum?«
    Sie schluchzte. »Konnte nicht schlafen.« Ihre Hände umklammerten einen Pott, aus dem der Faden eines Teebeutels hing.
    Beuteltee? Da stimmte was nicht. Ortrud trank so gut wie nie diese Fertigmischung.
    Ich setzte mich neben sie. »Ist was passiert?«
    Ortrud schüttelte den Kopf. »Ist nichts. Geh ruhig schlafen.«
    Ich spürte, dass etwas nicht in Ordnung war, wollte sie aber nicht bedrängen. »Okay, wenn du nicht darüber reden magst.« Dann rutschte ich an sie heran und äugte in ihren Pott. »Hm …, riecht nach Fruchtmix. Sollte ich mir auch noch vorm Schlafen machen.«
    Sie reichte mir ihren Pott. »Hier, kannst meinen haben.« Dann kullerten Tränen. »Dieses Zeug ist die blanke Chemie. Künstliche Aromen statt echter Früchte und Kräuter«, weinte sie plötzlich los.
    Ich legte meinen Arm um sie. »Komm schon, lass es raus.«
    Sie erzählte von ihrem Mann, der seit Jahren nach einem Arbeitsunfall im Koma lag. Und von ihrer Stieftochter, die einen Antrag auf das Abstellen der lebenserhaltenden Maßnahmen gestellt hatte. »Wie kann sie das ihrem Vater nur antun?«, jammerte sie.
    Ich schüttelte entsetzt meinen Kopf. Kinder sind grausam, keine Frage! Aber dass diese Tochter mit der Kraft des Gesetzes über den Tod des Vaters bestimmen konnte, fand ich erschreckend. Ich klopfte mir gedanklich auf die Schulter: Gut, dass ich dem Kinderwunsch entsagt und mir damit ein späteres Dahinvegetieren ermöglicht hatte. Behutsam streichelte ich über Ortruds Rücken. »Ach was, da muss es doch eine Möglichkeit geben, das zu verhindern.«
    Und so sicher ich mir auch war, Ortrud war es nicht. Ich hoffte inständig, dass sie unrecht hatte.
    Die Sonne kitzelte meine Nase. Ich blinzelte ihr entgegen. »Ist das herrlich«, ergötzte ich mich an ihren wärmenden Strahlen.
    So einen schönen Morgen hatte ich lange nicht mehr.
    Antonio schielte mich misstrauisch an. »Und das aus deinem Munde?«
    »Wieso nicht?«, wunderte ich mich über seine Frage. Warum sollte ich die Sonne nicht lobend erwähnen?
    Er schlüpfte in seine Jeans, die oberhalb des linken Beines aufgerissen war. Top modern, hatte er am ersten Tag meiner Ankunft erklärt. »Du muffelst doch sonst immer herum«, erwiderte er.
    Ich? Eine unausstehliche Zimmergenossin ? Ich lächelte verlegen. »Tu ich das? War mir gar nicht bewusst«, versuchte ich mich unwissend zu stellen. Dabei wusste ich nur zu gut, dass er recht hatte. Dennoch empfand ich diesen Morgen als besonders schön, was nicht zuletzt an Hendrik lag. Er spukte in meinem Kopf herum und wirbelte allen Frust beiseite.
    Fröhlich vor mich hin grinsend, trapste ich die Treppe hinunter. Es roch nach frisch gebrühtem Kaffee. Als Claudia mich sah, stellte sie ihre Tasse ab und lehnte sich gegen den Küchenschrank. »Und? Wie war dein Rendezvous?«
    Ich hatte eigentlich keine Lust von dem wundervollsten Abend meines Lebens zu berichten, tat es dann aber doch.
    »Es war megagigantisch«, schwärmte ich, wenn man diesen Abend überhaupt in Worte fassen konnte.
    Sie zog die Augenbrauen hoch und legte den typischen Hattet-ihr-Sex-Blick auf. Aber ich ging darauf nicht ein. Stattdessen goss ich mir einen Kaffee ein und wog mich in Vorfreude auf den Feierabend.
    Der Arbeitstag war regelrecht an mir vorbeigesaust. Voller Erwartung starrte ich auf die Uhr. Ich schloss die Augenund träumte mich in die Arme von Hendrik. Gerade als ich mich in die Umkleidekabine schleichen wollte, hörte ich Brömme.
    »Frau Waldmann, Telefon.«
    Telefon? Für mich? Etwas skeptisch lief ich mit ihm ins Büro. »Wer ist es denn?« Brömme drückte mir den Hörer der Satellitenstation in die Hand und flüsterte: »Ein Richard Kleve.«
    Ich schüttelte den Kopf und versuchte zu signalisieren, dass ich nicht bereit für dieses Gespräch war. Aber Brömme verstand nicht, während Richard durchs Telefon rief.
    »Punzelchen? Bist du dran?«
    Mit einem schlechten Gewissen in der Magengegend stellte ich mich der familiären Verantwortung, die ein schwuler Freund so mit sich brachte. »Hi, Richy«, begann ich leise und drehte mich von Brömme ab, der mich über den Rand seiner Brille musterte. »Können wir nicht später reden?«
    »Du hast nicht angerufen, und dein Handy ist aus«, fiel Richard über mich her. »Obwohl du weißt, dass ich mir Sorgen mache. Und dass ich dann immer Unmengen von diesen karamelligen Schokobonbons in mich hineinstopfen muss …«
    »Richard! Bitte lass uns später reden! Und woher hast du

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