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Rapunzel auf Rügen: Roman (German Edition)

Rapunzel auf Rügen: Roman (German Edition)

Titel: Rapunzel auf Rügen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Bieling
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ebenso nackt wie ich.
    Ich hatte Sex und konnte mich nicht erinnern? Das durfte einfach nicht wahr sein. Mit aller Gewalt presste ich meine Hände gegen den Kopf, in der Hoffnung, den gestrigen Abend abspulen zu können. Aber diese Art der Denkhilfe taugte lediglich, meinen Brummschädel für einige Sekunden lahmzulegen.
    Knuffelbär sprang auf den Zipfel unserer Bedeckung und zerrte an ihm herum. Ich musste lachen. Zu lustig sah es aus, wie der kleine Kampftiger über die wehrlose Steppdecke herfiel und ihr den Garaus machte.
    »O Mann, wie spät?«, stammelte Hendrik. Er war aufgewacht,seine Hände tasteten sich an meinem Körper entlang.
    »Keine Ahnung. Sag du es mir«, erwiderte ich. Der Wecker auf der Nachtkonsole hielt einfach nicht still. Selbst mit zugekniffenen Augen konnte ich die Zeiger nicht erkennen. Mittlerweile waren die anderen zwei Katzenbabys aus ihrer Kiste gekrabbelt und stürmten zum Angriff auf Hendrik zu, der seine zweite Socke suchte.
    »Autsch!«, fluchte er bei jedem Angriff auf seine Füße. Dabei tänzelte er so gut er konnte um die boshaften Killerkätzchen herum.
    Ich beobachtete das Schauspiel mit einem Lächeln, gefolgt von einem üblen Schluckauf, der mich zum rekordverdächtigen Klo-Sprint zwang. Auf dem Weg ins Ziel stieß ich einige Hürden um, die sich mir in den Weg stellten. Unter anderem das Telefonschränkchen, das dummerweise links an der Wand des Flures stand.
    »Alles okay?«, rief Hendrik.
    In meinem Hals steckte die Hälfte des italienischen Abendmahls, so dass ich kein Wort herausbekam. Besorgt trat er ins Bad und kniete sich neben mich. »Brauchst du ein Aspirin?«
    Aspirin? Wohl eher eine Reanimation! Ich schüttelte den Kopf.
    »Frühstück?«, quälte er mich weiter, worauf mein Magen überreagierte und ich mich gnadenlos erbrechen musste. Hatte er eine Ahnung, wie anstrengend so was ist? Offenbar nicht. Mit verliebten Augen hockte er neben mir und streichelte über meinen entblößten Rücken. Das musste Liebe sein!

Bloß keine Depressionen
    So sehr ich mich auch bemühte, ich konnte einfach nicht geradeaus laufen. Gewiss hatte ich noch genügend Promille in mir, um einen Verunfallten ins Delirium zu beatmen. Hendrik hingegen stand fest wie ein Fels in der Brandung und rührte mir eine Haferschleimsuppe an.
    »Ohne Zucker oder Extras«, informierte er mich über das außergewöhnliche Frühstück, dessen Farbe an einen Nikotintoten erinnerte.
    Ich zappelte aufgeregt hin und her. »Ich komme zu spät! Viel zu spät! Das gibt richtig Ärger mit Brömme.«
    »Ach was, ich schreibe dir eine ärztliche Entschuldigung«, erklärte Hendrik und lachte.
    »Von einem Veterinärmediziner ? Sehr witzig!«
    »Sag einfach, du musstest mit Knuffelbär zum Tierarzt und hast dich zwischen Katzenschnupfen und Tollwutimpfung verliebt.«
    »Und du denkst, dass Brömme dafür Verständnis aufbringt? Pah! Da friert eher die Hölle ein.«
    Hendrik schob mir den Teller mit dem eigenartigen Inhalt rüber. »Hier iss.« Ich verzog meine Mundwinkel. »Du bist sicher, dass das essbar ist?«
    »Rein damit!«
    Wenn ein Doktor das sagte, musste es stimmen. Vorsichtig nippte ich am Löffel, um dann festzustellen, dass Haferschleim nach aufgeweichter Pappe schmeckte. Also weniger schlimm als angenommen. Und kurz darauf hatte ich das ganze Zeugs aufgemampft und damit das Loch inmeinem Magen verklebt. Ich war bereit für Brömme! Und für die beste Ausrede aller Zeiten, die ich mir allerdings noch unterwegs einfallen lassen musste. Aber vorher war da noch mein bester Freund, dem ich so einiges zu erklären hatte.
    Ein bisschen bange war mir schon, als Richards Ruf-Musik ungewöhnlich lange dudelte. Ich wippte im Rhythmus von Elton John hin und her und hoffte, dass mein allerbester Freund ein schlechtes Gedächtnis hatte. Fehlanzeige! Als ich seine Stimme vernahm, zuckte ich zusammen. Diesen Unterton bei seinem Namen kannte ich nur zu gut. Er war zickig und wollte mich leiden hören, so viel stand fest.
    »Bitte, Richard, nun sei nicht böse«, versuchte ich ihn zu besänftigen.
    »Nicht böse sein? Ich sitze zwei Abende hier herum und lauere auf deinen Anruf. Und du? Du hältst es nicht mal für nötig abzusagen!«
    »Nun lass dir doch mal erklären.«
    »Also gut! Ich hoffe, du hast eine plausible Begründung.«
    Ich schluckte den Kloß in meinem Hals hinunter und räusperte mich.
    »Was ist? Ich warte!«, drängte er.
    »Richard, ich habe eine Katze«, begann ich und wollte mich damit langsam zur

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