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Rapunzel auf Rügen: Roman (German Edition)

Rapunzel auf Rügen: Roman (German Edition)

Titel: Rapunzel auf Rügen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Bieling
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Kater aber nur dazu bewegte, seine Krallen auszufahren und dem armen Fuchs eine Kostprobe seiner Maniküre zu geben. Autsch! Katzen haben echt kein Feingefühl. Kein Wunder, dass der Hund zum besten Freund des Menschen wurde. Nur der Dosenöffner zu sein deprimierte schon manchmal. Ich beugte mich herab und hielt Knuffelbär ein Stück Backfisch unter die Nase. Schwupps sprang er raus und folgte mir bis zum Katzenbaum, wo ich das Stück Backfisch in seine Fellhöhle legte. So, Streit geschlichtet und die tierische Ordnung wiederhergestellt, dachte ich und setzte eine Kanne Kaffee an. Ich blickte zur Uhr. Mir blieben noch knapp zwei Stunden, um mich theaterfein zu machen. Hendrik hatte sich derweil seiner Shorts entledigt und war in etwas Bequemeres geschlüpft.
    »Jogginghose fürs Theater?«, fragte ich schockiert. Immerhin war mein Geburtstag, und so lange waren wir nun auch noch nicht zusammen, dass die Egal-wie-ich-ausseh-Phase schon begonnen haben konnte.
    Hendrik zeigte zum Praxisraum, dem ehemaligen Wintergartendes Hauses, und sagte: »Der Wilhelm von nebenan kommt noch mal eben schnell mit seiner Kira vorbei.«
    Aha! Quasi noch ein schneller Verbandswechsel vor dem Überraschungs-Theaterbesuch. Was führen die eigentlich auf? Sarah hatte nichts gesagt. Vielleicht könnte Hendrik ja mal eben schnell gucken. »Kannst du bitte mal ins virtuelle Programm vom Theater schauen?«, bat ich ihn.
    Hendrik nickte. »Klar.« Er warf mir einen Luftkuss zu und ging. Immerhin! Luftküsse gehörten nämlich noch in Phase eins des partnerschaftlichen Miteinanders.
    Ich stand im Schlafzimmer vor dem Spiegel und dachte an Richard. Wieso eigentlich? Wo er mich doch an meinem Dreißigsten hängenließ. Ich hingegen war an seinem Dreißigsten anwesend gewesen. War allerdings schon einige Jährchen her, aber ich konnte mich noch an jedes Detail erinnern. Selbst an das Konfetti, das er zwei Tage später im Stuhlgang hatte. O Mann, ich saß gerade in der Küche beim Zeitunglesen, als Richard aus dem Bad kreischte: O Gott, ich sterbe! Er hatte diese funkelnden runden Stücke im Stuhl entdeckt und sofort einen Nervenzusammenbruch erlitten. Angeblich dachte er, es sei ein neuartiges atomverseuchtes Bakterium, das auf sichtbare Größe mutiert war. Es dauerte zwölf Stunden, ehe er sich beruhigte. Und nochmal fünf, bis er mir glaubte, dass Konfetti den menschlichen Körper ebenso glamourös und funkelnd verlässt, wie es eingenommen wurde. Nur auf die Frage, wie es in seinen Körper gekommen war, enthielt ich mich. Hauptsache wieder raus, hatte ich gesagt und war danach – reif für die Insel – in einen komatösen Schlaf gefallen, ähnlich wie …
    »Dornröschen«, rief Hendrik von unten und unterbrach meine Erinnerungen.
    Ich verstand nicht. »Was meinst du?« Er konnte ja unmöglich meine Gedanken gelesen haben.
    »Die Vorführung heute«, rief er hinauf.
    Die führen Dornröschen auf? Die Konkurrenz also, wenn man von den zauberhaften Märchenvorlagen der Gebrüder Grimm ausging. Immerhin konkurrierten verschiedene Theatergruppen miteinander, wobei jede auf einen Langzeitvertrag hoffte. Es war eben ein hartes Brot – das Theaterleben.
    »Ach so«, rief ich zurück. »Dann werde ich mich jetzt mal in Schale werfen.«
    »Lieber in ein schönes Abendkleid«, rief Hendrik zurück. »Eines, das deinen Hüften schmeichelt. Schalen hingegen sind eher was für Krabben.«
    Aha! Er hatte auf meine Hüften angespielt. Ein eindeutiges Indiz, dass sie ihm zu fett erschienen. »Sehr lustig«, murrte ich hinunter, während ich mich vorm Spiegel kritisch beäugte. Von einer Taille keine Spur! Wie sollte ich mich mit diesen Rundungen in eines meiner zwei Abendkleider quetschen? Ich versuchte es dennoch. Nach einigen Drehungen vor dem Spiegel gestand ich mir ein: Du siehst aus wie eine Mettwurst, nur ohne Zipfel. So konnte ich keinesfalls einen Theatersaal betreten. Schon gar nicht in Begleitung eines so gutaussehenden Mannes wie Hendrik.
    Ich probierte das zweite Abendkleid an – mit ähnlichem Erfolg. Nur sah ich jetzt eher nach einer Blutwurst aus.
    »Du musst auf mich verzichten«, rief ich zu Hendrik hinunter. »Diese Kleider sind einfach nicht mehr in.«
    »Blödsinn. Zieh das Dunkelrote an, das mit der Schleife. Das ist hübsch«, rief Hendrik.
    Super! Ob ich das gerade anhatte? »Ich will das Blutwurstkleid nicht anziehen«, erwiderte ich und musste im selbenMoment lachen. Sagte ich gerade Blutwurstkleid? Egal! Hendrik setzte sich in

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