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Raritaeten mit Biss

Raritaeten mit Biss

Titel: Raritaeten mit Biss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Mecklenburg
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unterheben.
     
    Tipp
    Schmeckt wunderbar zu in Thymian und Olivenöl eingelegtem Ziegenfrischkäse und in der Pfanne in Olivenöl gerösteten Baguettescheiben.
     

     
    Giersch
    Zipperleinskraut
    Man trifft ihn in ganz Europa in Auwäldern, Schlucht- und Laubwäldern und in Gebüschen bis auf 1300 Meter Höhe – doch vor allem Gärtner ärgern sich oft über das schwer bekämpfbare und wuchernde Unkraut mit den starken Wurzelausläufern: Die Rede ist von Giersch, einem Doldengewächs, auch Geißfuß genannt. Sein botanischer Name Aegopodium ist aus dem Griechischen aigos, »Ziege«, und podion, »Fuß«, abgeleitet und weist auf die oft zwiespaltigen, ziegenfußähnlichen Blätter hin. Trotz seines Wildwuchses in unseren Gärten sollte man das Kraut mit dem Gattungsnamen Podagraria nicht verteufeln, sondern es vielmehr positiv als köstliches Wildgemüse und Gesundbrunnen betrachten und genießen. Nicht umsonst wird Giersch im Volksmund auch Zipperleinskraut oder Podagrakraut genannt, denn er ist ein traditionelles Heilmittel gegen Rheuma und Gicht. Die Homöopathie schätzt seine harntreibende, krampflösende, entzündungshemmende und entsäuernde Wirkung. Auch für Umschläge bei Verbrennungen und Insektenstichen ist er bestens geeignet. Er ist reich an Kalium, Magnesium, Kalzium, Mangan, Zink und Kupfer und enthält ein Mehrfaches an Vitamin A und C von beispielsweise Kopfsalat. Sogar die Neandertaler kannten ihn bereits, wie Grabfunde beweisen. Bei den Römern war er die Nahrung der Soldaten, weshalb Giersch auch »Soldatenpetersilie« genannt wurde. Im Mittelalter war das Kraut als Gemüse- und Heilpflanze in jedem Bauern- und Klostergarten zu finden. Vor allem in der Gründonnerstagssuppe (in Erinnerung an Christi Abendmahl vor seiner Kreuzigung) durfte er nicht fehlen. In Notzeiten sicherte das weitverbreitete Kraut vielen Menschen die Vitaminzufuhr. Doch Giersch ist nicht nur gesund, er verfügt auch über hervorragende kulinarische Qualitäten. In Geruch und Geschmack erinnert er an eine Mischung aus Möhren und Petersilie. Als Salat eignen sich besonders die ganz jungen, kaum entfalteten Blätter (Schösslinge). Roh sind sie auch im Frischkäse und in Suppen ein Genuss. Ältere Blätter sollten lieber verkocht werden, etwa in Aufläufen. Oder wie wäre es mit kross gebackenen Kartoffelbratlingen mit gemischten Wildkräutern? Die Stiele sollten Sie entfernen, sie schmecken sehr bitter. Im Juni entwickeln sich die weißlich blühenden Dolden, die an aufgespannte Regenschirme erinnern. Die Blüten können roh als essbare Dekoration oder auch als »Sonnentee« verwendet werden. Von Juli bis September sind die Früchte ein gutes Gewürz.
     

     
    Ein positiver Blick auf unser »Unkraut« geworfen, lässt so manches Pflänzchen in ganz neuem Licht erstrahlen. Doch Achtung: Wer nicht ganz so pflanzenkundig ist, sollte sich beim Griff in den heimischen Garten zunächst beraten lassen, denn beim Giersch besteht Verwechslungsgefahr mit dem giftigen Schierling!
     

     
    Giersch-Wildkräuter-Quiche
    Zutaten
    1 Bioblätterteig
    200 g gemischte Wildkräuter
    (Giersch, Gartenmelde, Vogelmiere)
    4 Eier
    200 ml Sahne
    70 g geriebener Käse
    30 g Speckwürfel
    Salz, Pfeffer
     
    Zubereitung
    Wildkräuter waschen, im Dampf zusammenfallen lassen, grob hacken.
    Für den Belag Eier und Käse verquirlen, Käse und Speck unterrühren.
    Ausgerollten runden Blätterteig in eine Form legen, mit einer Gabel einige Male einstechen. Kräuter auf dem Teigboden verteilen und den Belag darübergießen.
    Quiche in den vorgeheizten Ofen auf der mittleren Schiene bei 180 °C 30 bis 40 Minuten knusprig backen.
     
    Tipp
    Den Giersch und die anderen genannten Wildkräuter kann man durch Bärlauch ersetzen. Die Quiche wird dann giftgrün.
     

     
    Guter Heinrich
    Würzig heilender Kobold
    In vielen Sprachen ist er zu Hause: als Goede Henrik in den Niederlanden, Bon Henri in Frankreich oder als Bono Enrico in Italien. Auch im italienisch-französischen Grenzgebiet, so auch in Nizza, wird er unter diesem Namen für eine Art grüne Gnocchi verwendet. Die Rede ist vom Guten Heinrich, dessen Name an eine Legende des 12. Jahrhunderts erinnert, die vom armen aussätzigen Heinrich, einem hochadligen Ritter, erzählt, der durch Gott mit Aussatz gezeichnet wird und nur durch das Herzblut einer sich freiwillig opfernden Jungfrau geheilt werden kann. Den Zusatz »gut« soll die Pflanze durch ihre Heilkräfte erhalten haben, sie dient in der

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