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Rasheed, Leila

Rasheed, Leila

Titel: Rasheed, Leila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rueckkehr nach Somerton Court
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ist, dass nur wenige Auserwählte zu den Dinners der Wellingboroughs eingeladen werden. Das ist eine große Ehre.«
    Fiona und Lord Westlake unterhielten sich während des ganzen Frühstücks über nichts anderes. Charlotte wirkte gelangweilt, Ada freute sich an ihrem eigenen Glück. Eine Einladung nach Oxford – dann gäbe es bestimmt auch eine Chance, Ravi zu sehen. Natürlich nur, wenn er sie sehen wollte. Ihr fiel wieder ein, dass er nicht auf ihren letzten Brief geantwortet hatte; eine Wolke verdüsterte ihre Freude ein wenig.
    Als ihr Vater sich vom Frühstückstisch erhob, bemerkte er noch: »Ich bin froh, dass sie auch Douglas Varley eingeladen haben. Wir haben viel zu besprechen, und ich würde mich freuen, wenn ich …«, er zögerte, »… einige Missverständnisse ausräumen könnte.«
    »Douglas Varley wird auch dort sein?«, rief Ada. Wenn er kam, würde Ravi ihn vielleicht begleiten.
    »Ja.« Lord Westlake warf noch einen Blick auf den Brief. »Varley; sein Protegé, der indische Student; Lord Fintan und etliche andere. Es verspricht, eine interessante Gesellschaft zu werden.«
    Als er den Frühstückssalon verließ, sprang Ada auf und lief ihm nach. »Papa, kann ich mit dir sprechen?«
    »Natürlich, mein Liebes.«
    Sie zögerte, wusste nicht, wie sie beginnen sollte. Dann kam ihr eine Idee. Sie könnte Lord Fintan als Vorwand benutzen.
    »Ich würde auch sehr gern zum Dinner der Wellingboroughs mitkommen, wenn es sich einrichten ließe.«
    »Du?« Er runzelte die Stirn. »Ich dachte, ich hätte dir gesagt, du sollst dich nicht um die Politik sorgen.«
    »Das will ich auch gar nicht.« Sie errötete, weil sie wusste, dass sie im Begriff war zu lügen. »Ich hätte nur gerne Gelegenheit, mit … mit Lord Fintan zu sprechen. Ich fand ihn bei der Jagd sehr sympathisch.«
    Ihr Vater zog die Augenbrauen in die Höhe, wirkte aber nicht unerfreut.
    »Aha, Lord Fintan? Nun ja, ich …«
    »Wenn Ada mitkommt, dann sehe ich nicht ein, warum ich nicht auch mitkommen sollte«, presste Charlotte mit mühsam beherrschter Stimme hervor.
    Ada drehte sich um und sah Charlotte in der Tür des Frühstückssalons stehen. Sie wunderte sich. Charlotte hatte das politische Dinner doch gerade als schrecklich langweilig abgetan. Wieso also dieser plötzliche Sinneswandel?
    »Also, Mutter, was ist?« Ada merkte Charlotte ihren Ärger deutlich an. Da erinnerte sie sich plötzlich an die Blicke, die Charlotte bei der Jagdgesellschaft mit Lord Fintan gewechselt hatte.
    Fiona trat hinter ihre Tochter und legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter. »Wie du möchtest, Liebes. Ich wüsste nicht, was dagegen sprechen sollte. Schließlich ist die Einladung offen gehalten, und die Wellingboroughs wissen ja, dass wir en famille hier sind.«
    Lord Westlake zuckte mit den Achseln. »Wenn ihr es wünscht, könnt ihr selbstverständlich mitkommen. Fiona wird für uns alle antworten.«
    Als Charlotte an Ada vorbeiging, warf sie ihr einen so schneidenden Blick zu, dass Ada unwillkürlich einen Schritt zurückwich. Kein Zweifel – zwischen Charlotte und Fintan war etwas im Gang, und Ada tat es leid, dass sie einen falschen Verdacht geweckt hatte. Aber ihr fiel nicht ein, wie sie die Sache richtigstellen könnte. Ada brauchte Lord Fintan als Vorwand, um Ravi so bald wie möglich wiedersehen zu können.

23
    Die Schwellung an Georgianas Kopf war endlich zurückgegangen und sie durfte zum ersten Mal alleine nach draußen gehen. Sie hatte sich schon so darauf gefreut, es sich auf einer Bank gemütlich zu machen und weiter in Max Beerbohms Oxfordsatire Zuleika Dobson zu schmökern. Aber ihre Kopfschmerzen waren immer noch so stark, dass das Lesen keinen Spaß machte. Also spazierte sie auf dem Rasen umher und fragte sich, wie es Ada wohl in London erging. Ohne ihre Schwester war es auf Somerton Court wirklich nur halb so schön.
    Sie ging in den Obstgarten und hob einen heruntergefallenen Apfel auf, knabberte daran und schlenderte weiter zum Küchengarten, der durch ein Tor von den Gartenanlagen abgetrennt war. Als sie sich näherte, sah sie drinnen jemanden vorbeieilen. Sie blieb erschrocken stehen. Dieser Jemand hatte ausgesehen wie Michael. Und in der Hand hatte er einen Strauß Rosen gehalten, den er ganz offensichtlich selbst im Garten geschnitten hatte.
    Georgiana näherte sich neugierig. Was hatte Michael hier verloren? Es war ihnen nicht gerade verboten, den Nutzgarten zu betreten, aber er gehörte zum Dienstbotenbereich, und es war

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