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Rasheed, Leila

Rasheed, Leila

Titel: Rasheed, Leila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rueckkehr nach Somerton Court
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heftig zusammen, dass sie den Kessel umstieß. Das Feuer zischte, Dampf stieg auf.
    Priya schnappte Martha den Brief aus der Hand. Mit einem Blick erkannte sie, dass er an Rose adressiert war.
    »Gib den wieder her, sonst …«, brüllte Tobias.
    »Wag bloß nicht, mir zu drohen. Oder ich erzähle Mr Cooper, was ihr hier getrieben habt.«
    Tobias wurde blass und warf Martha einen verstohlenen Blick zu.
    »Ich werde diesen Brief Mrs Cliffe bringen, und ihr könnt von Glück reden, wenn ich ihr nicht alles erzähle.« Priya machte kehrt und rauschte hinaus, den Brief fest in beiden Händen.
    Sie fand Mrs Cliffe in ihrer Stube.
    »Bitte, Mrs Cliffe, das ist für Rose gekommen.« Sie knickste und hielt ihr den Brief hin.
    Mrs Cliffe musterte den Brief mit einem befremdeten Blick. Ihr Gesicht wurde ernst, und sie steckte ihn weg.
    »Danke, Priya.«
    Priya zögerte und überlegte, ob sie erwähnen sollte, was sie gesehen und gehört hatte. Aber viel war es ja nicht gewesen, und verwirrend obendrein. Warum sollte es Miss Ward interessieren, ob Rose einen Liebhaber hatte? Und sich Somertons Dienerschaft zu Feinden zu machen war das Letzte, was Priya wollte. Deshalb hielt sie lieber den Mund.
    »Ah, Mrs Cliffe … und Priya.«
    Priya fuhr herum. Sie bekam Herzklopfen. Das war William. Er stand in der Tür, und als er sie ansah, breitete sich ein unangenehmes Lächeln in seinem Gesicht aus. Priya senkte sofort den Blick, ihr wurde übel. William machte ihr Angst. Er tat so vergnügt, aber seine Heiterkeit konnte von einer Sekunde zur anderen in Grausamkeit umschlagen. In seiner Gegenwart fühlte sie sich in Gefahr. Da war etwas in der Art, wie er sie anschaute – sein Blick hatte etwas Kaltes und Gieriges.
    »Kann ich behilflich sein, Sir?« Mrs Cliffe trat vor Priya, um ihm die Sicht auf das Mädchen zu versperren. Priya war ihr dankbar. Sie vermutete, dass auch Mrs Cliffe William nicht sonderlich mochte.
    »Ich bin nur heruntergekommen, um Cooper ein paar Anweisungen wegen des Weins für heute Abend zu geben. Ich erwarte ein paar Freunde zum Bridge. Aber da Priya hier ist, kann sie mir vielleicht helfen, Cooper zu finden. Ich möchte Sie nicht stören.«
    »Sie stören mich keineswegs, Sir, und Priya muss ins Kinderzimmer zurück.« Mrs Cliffe sah sie auffordernd an, und Priya, froh über ihre Rettung, sagte hastig: »Ja, Mrs Cliffe.«
    Sie floh zur Tür. William trat zurück, aber nicht weit genug, so dass sie sich an ihm vorbeidrängen musste. Sie erschauerte, als sie seinen heißen Atem im Nacken spürte, und rannte fast den Gang hinunter. Sie zitterte, ihr Herz klopfte wie verrückt. Einer spontanen Regung folgend trat sie durch die Seitentür ins Freie. Sie brauchte frische Luft und konnte das Gefühl nicht ertragen, dass er sie womöglich beobachtete.
    Sie hastete durch den Küchengarten und warf einen kurzen Blick zurück, um sich zu vergewissern, dass William ihr nicht folgte. Als sie sich wieder umdrehte, wäre sie fast gegen Michael Templeton geprallt. Sie fuhr zusammen.
    »Oh, Sir! … Es tut mir leid …«
    »Nein, das war ganz allein meine Schuld.« Er klang wirr und aufgeregt. »Ich wollte nur …«
    Er hatte einen Rosenstrauß in der Hand. Priya beachtete die Blumen kaum, weil sie es so eilig hatte, möglichst weit von William wegzukommen.
    »Entschuldigen Sie mich, Sir.« Sie knickste rasch und hetzte weiter.
    Erst im Kinderzimmer konnte sie wieder aufatmen. Und erst dort nahm sie sich einen Moment Zeit, um sich über die Rosen in Michael Templetons Hand zu wundern – und über den Blick, mit dem er sie angesehen hatte.

24
    Michael fluchte und schlug den Rosenstrauß zornig gegen sein Bein, dass die Blütenblätter flogen. Er setzte schon seit einer Ewigkeit alles daran, Priya zu treffen, und hatte allen Mut zusammengenommen, sie endlich anzusprechen. Die Rosen hatte er für eine gute Idee gehalten. Aber jetzt war er wie ein Trottel in sie hineingerannt, hatte sie erschreckt und sich damit natürlich jede Chance vermasselt, ihr die Blumen zu überreichen. Ach, sie war ja so schön! So voller natürlicher Anmut und Eleganz …
    »Michael!«
    Er sah auf. Georgiana stand strahlend vor ihm, mit Zweigen im Haar, Schmutz im Gesicht und einem großen Grasfleck auf dem Kleid.
    »Georgiana! Du bist ja wieder auf den Beinen.« Er musterte sie von oben bis unten. »Aber was hast du denn gemacht? Du siehst ja aus, als hätte man dich rückwärts durch die Hecke gezogen.«
    Ihr Lächeln wurde unsicher und sie blickte

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