Rashen - Einmal Hölle und zurück: Roman (Neobooks) (German Edition)
Ich-finde-dich-einfach-umwerfend-in-deiner-Nacktheit-Sprachlosigkeit, sondern jene, die nur eintrifft, wenn man einfach keine Worte findet. Ist dieses Mädchen eigentlich noch bei Trost?
»Dein …«
»Ja, mein Verlobter. Keine Sorge, er lebt nicht mehr. Er kann also nicht zur Tür hereinspazieren und sich wundern, warum ein Abbild von ihm halbnackt durch die Gegend flaniert.«
Tote Menschen. Tote Menschen dürfen auch nicht verwendet werden. Weiß sie denn nicht, was das für Konsequenzen für sie haben könnte? Abgesehen davon, dass ich bei jeder Bewegung von ihr einen Freudenhüpfer mache?
Ich bin noch immer sprachlos.
Claire zuckt ungerührt mit den Schultern. Ihre Augen wirken jedoch etwas schuldbewusst. Eine gute Fassade, das muss man ihr lassen.
»Sorry, ich war aufgeregt. Das war nicht geplant, ehrlich.«
Wow, sie ist ehrlich. Na großartig.
Ich schüttle den Kopf, drehe mich um und verlasse das winzige Badezimmer. Ich muss weg von dieser durchtriebenen, hinterhältigen Person, weit, weit weg. Ich lasse mich auf das abgewetzte Sofa nieder und warte. Ich bin in einem Körper gefangen, der Gefühle für das Menschenmädchen gehegt hat.
Komplikationen? Sind definitiv vorprogrammiert.
Claire baut sich vor mir auf. »Sorry.«
Hat sie sich gerade tatsächlich entschuldigt?
Ich schaue mir Claire an: Ihre blauen Augen versprühen keine bösartige Heiterkeit mehr, ihre Lippen sind zu einem freudlosen Lächeln verzogen, das weiße Handtuch lässt ihre bleiche Haut noch blasser erscheinen. Fast ein wenig zerknirscht zupft sie mit den Zähnen an ihrer Unterlippe herum, fährt sich mit einer Hand durch die nassen, verstrubbelten Haare.
»Sorry?«, echoe ich und hebe die Augenbrauen.
»Ja, na ja … Es war echt nicht geplant. Deswegen war ich anfangs auch so schockiert. Da warst du … also James … nackt. Und … ach, ich weiß auch nicht. Es ist nun mal passiert, ich kann’s nicht ändern. Jetzt stell dich nicht so an! Und schau verdammt noch mal nicht so wie …« Sie hält inne. »Sorry, okay?!«
Ihre Stimme wird von Wort zu Wort fester, nimmt am Ende sogar an Lautstärke zu. Fast schon ärgerlich schleudert sie mir die Entschuldigung ein zweites Mal entgegen.
Interessant. Ich weiß nicht, woran ich es genau festmachen soll, aber sie scheint für diesen Kerl wirklich etwas übriggehabt zu haben. Für sie eine ebenso beschissene Situation wie für mich. Nein, für mich ist sie in jedem Fall schlimmer.
Der Missbrauch der Regeln kann einiges nach sich ziehen. Das schnellere Heranreifen von Menschlichkeit zum Beispiel. Und daran möchte ich ganz gewiss nicht denken. Menschlichkeit! Das muss man sich mal vorstellen …
»Du hast keine Ahnung, was du angerichtet hast.«
»So schlimm wird es schon nicht sein …«
»Ach nein?«, höhne ich. »Du wirst nie wieder mit Magie in Verbindung kommen können. Du bist gesperrt. Lebenslänglich. Du bist gezeichnet, für immer. Kein billiger Hexenzauber, keine Dämonenmagie, das wird nicht mehr funktionieren …«
»Ich hatte nicht vor, die nächste Rachel Morgan zu werden«, sagt Claire trocken.
»Wer?«
»Eine Buchfigur, aber vergiss es. Mal ehrlich: Ich habe nicht vor, in ferner Zukunft wieder Magie anzuwenden. Du bist eine einmalige Sache.«
Schön, dass also nur ich die Konsequenzen ihres fatalen Fehlers zu tragen habe. Da wird es mir doch gleich leichter in der Hose.
»Wie sah der Kerl aus, von dem du das Buch gestohlen hast?«
»Dick, unrasiert, Glatzkopf, ziemlich klein, etwa um die fünfzig.«
Ich schlucke. Kann das sein? Es muss irgendein schmieriger Dämon sein, der sich nicht scheut, ein hässliches Äußeres zu wählen. Ein Mann Mitte fünfzig, dick und klein fällt einfach nicht so auf wie ein gutaussehender Dämon mit einer bombastischen, charismatischen Ausstrahlung. Ich weiß, wovon ich rede, ich habe diesen Job lange genug gemacht.
»Er hat dir seinen Namen gesagt, richtig?«
Claire schweigt beharrlich. Vorhin habe ich in ihrem Blick gelesen, dass sie die Wahrheit sagt, aber trotzdem habe ich so meine Zweifel …
Mir kommt der Gedanke, dass sie mich mal wieder auf die Folter spannen will, dieses Biest.
»Ach, komm schon! Es ist besser, wenn wir zusammenarbeiten, als gegeneinander. Außerdem bist du mir das schuldig.«
»Ich bin dir überhaupt nichts schuldig. Das mit James, okay, ja, das tut mir leid. Aber du bist mein Oishine, für die nächsten zweiundzwanzig Tage …«
»Zweiundzwanzig Tage und neunzehn Stunden!«, werfe ich
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