Rashen - Einmal Hölle und zurück: Roman (Neobooks) (German Edition)
wütend, dass ich damit rechne, dass er mir plötzlich an die Kehle springt.
»Und dann hast du sie gevögelt«, zischt Chaske, seine Stimme zittert vor Zorn, in seinen Augen lodern Flammen des Hasses. Ich zähle innerlich bis drei und sage laut und deutlich, jedes Wort ausdehnend: »Ja, woraufhin sie eine zweite Runde eingefordert hat.«
Nicht gerade meine Stärke, dann aufzuhören, wenn es für mich am besten wäre.
Bevor ich reagieren kann, springt Chaske nach vorne, umfasst gewaltsam meine Kehle und drückt mich mit voller Wucht gegen das Glas der Terrassentür. Ein Wunder, dass diese nicht splittert, als mein Kopf mit einem dumpfen Geräusch gegen die Scheibe knallt. Chaskes Gesicht schwebt wenige Millimeter von meinem entfernt, die Augen zu zwei schmalen Schlitzen verengt, ein kehliges Knurren entfährt seinem Mund. Ich schnappe keuchend nach Luft, doch mein Bruder drückt noch fester zu. Würde ich in meinem Dämonenkörper stecken, hätte ich es vielleicht krafttechnisch mit ihm aufnehmen können, doch so bin ich ihm haushoch unterlegen.
»Du widerlicher, schmieriger Bastard! Du hast den Tartarus verdient, und ich werde dich dort besuchen. Tag für Tag mitansehen, wie du deinen Qualen erliegst, und da sein, wenn du aufwachst und sie von Neuem beginnen.«
Ein Schweißtropfen perlt sich von meiner Stirn und läuft meinen Hals hinab, direkt auf Chaskes Hand, die meine Kehle noch immer in eiserner Umklammerung hält.
»Lass mich los«, ächze ich, spüre, wie sich das Blut in meinem Kopf sammelt, eine unerträgliche Hitze, die meine Gedanken lähmt.
»Nenne mir einen Grund, warum ich dich nicht …«
Jäh wird mein Bruder von splitterndem Glas unterbrochen. Eine schwarzhaarige Gestalt landet zu unseren Füßen, Blut fließt auf den Boden. Schmerzverzerrt lässt mich Chaske los, und ich greife mir an den Hals, um mir anschließend einen Überblick über die Situation zu verschaffen. Drinnen ist es ruhig geworden. Die Party ist vorbei … Die versammelte Mannschaft ist verschwunden. Ob Levathian sie alle nach Hause geschickt hat?
Vor dem weißen Ledersofa steht Hoyt, breitbeinig, die Arme von sich gestreckt. Mein Blick jagt weiter, plötzlich wird mir klamm ums Herz. Wo ist Claire?
Ich entdecke einen Wall aus schwarzem Haar, dicke Lederstiefel und ein Paar Kohleaugen, die sich augenblicklich in meine Seele saugen. Ezra. Deswegen der Rabe vor der Haustür. Ich hätte es mir denken können. Hinter ihr, erschrocken, steht Claire. Unsere Blicke kreuzen sich, für einen Sekundenbruchteil kann ich die blanke Angst darin lesen, dann verschwindet dieser Ausdruck sofort wieder und macht etwas anderem Platz. Sorge. Etwa um mich?
Chaske hat sich mittlerweile gefangen, entfernt mit spitzen Fingern die Glassplitter von seinem Ärmel und wirft einen verächtlichen Blick auf Levathian, der auf dem Boden liegt und sich nicht mehr rührt. Er entdeckt Ezra, die ihre Hand hebt und ihm zuwinkt.
Chaske wirbelt zu mir herum, ein hasserfüllter Ausdruck steht in seinen Augen. Anscheinend hat er erkannt, dass sich das Blatt zu meinen Gunsten gewendet hat. Ein kleines bisschen zumindest.
»Du ziehst eine Hexe in die Sache hinein? So viel Feigheit hätte ich nicht von dir erwartet.«
»Du kämpfst ja auch nicht mit fairen Mitteln, drei gegen einen?«, erwidere ich, lege den Kopf schief und betrachte den am Boden liegenden Levathian. »Wobei, mach lieber nur zwei draus.«
Ich verschweige ihm, dass ich nicht weiß, warum Ezra mir freiwillig gefolgt ist. Es kann nur einen einzigen Grund dafür geben: Sie will Chaske die Tour versauen. Für den Pakt mit ihrer Mutter, der Ezra in den Tartarus schicken wird, sollte sie sterben.
Plötzlich durchdringt ein Schrei die Stille der Penthouse-Wohnung. Ruckartig reiße ich den Kopf herum und starre zu Claire, die das leere Sekttablett schwingt und auf Hoyt zurennt. Ihr Gesicht ist vor Anstrengung verzogen, die Augen zielgenau auf den Hexenlehrling gerichtet. Etwas überrascht lässt dieser die Hände sinken, um sie im selben Moment hochzureißen und einen Zauber anzuwenden. Claire bleibt regungslos stehen, ihre Augen weiten sich verblüfft, dann verlagert sie ihr Gewicht und fliegt plötzlich durch die Luft, die Schuhe rutschen von ihren Füßen, doch sie prallt nicht wie erwartet gegen die Wand, sondern gleitet sanft daran hinunter. Ein Kribbeln durchfährt meinen Körper, der Wind nimmt zu, schneidend fährt er durch meine Glieder, dicke Regentropfen zerspringen auf dem Boden. Die Natur
Weitere Kostenlose Bücher