Rashminder Nächte 3 (German Edition)
hat jemand Kaiden mitgebracht … Der Kleine verträgt doch nichts!
„Eryk, sieh! Mich! An!“
Das war Lark, erkannte Eryk mit sehr viel Verspätung. Warum konnte der ihn nicht in Ruhe lassen? Das Schütteln und laute Rufen tat wirklich gar nicht gut.
Warum war der eigentlich hier?
Und wo genau war hier?
Vorsichtig öffnete er die Augen. Diesmal war die Schmerzattacke erträglich. Als sich seine verschwommene Sicht etwas klärte, erblickte er Lark, der sich über ihn beugte und sehr besorgt aussah.
Daneben ein zweiter Kopf. Torgen. Gleichgültig, wo hier sein mochte, Torgen gehörte nicht dahin.
Moment – da war noch jemand. Das war der Gildenmeister. Wie auch immer dessen verfluchter Name lauten mochte. Eryk hob minimal den Kopf und entdeckte eine Reihe weiterer Männer. Einige davon in Magierroben.
Seufzend schloss er die Lider und ließ diesen furchtbar schmerzenden Kopf behutsam ins Kissen zurücksinken. Er war in seiner eigenen Schlafkammer. Da gehörten all diese Menschen nicht rein. Magier schon mal gar nicht. Wenn überhaupt, würden die sich in die Wohnstube quetschen und mit Kaiden über magischen Unfug reden. Auf keinen Fall sollten sie sein Bett belagern und ernst auf ihn niederstarren.
Nein. Das war eindeutig ein Alptraum.
Das hatte man davon, wenn man sich sinnlos besaufen musste.
Seltsamerweise konnte sich Eryk überhaupt nicht erinnern, gesoffen zu haben. Egal ob sinnlos oder nicht. Er hatte auch nicht diesen ekligen pelzigen Geschmack auf der Zunge.
„… keine Sorge, übliche Nachwirkung. Anscheinend hat er …“
„Ja, Naxander …“
„Kein Schlafbann, eindeutig, er hat dem Mann …“
Eryk schnellte ruckartig hoch, als er das Gemurmel der Magier erlauschte. Die Schmerzen ignorierend, die sofort über ihm zusammenschlugen starrte er wild um sich.
Kein roter Lockenschopf.
„Wo ist Kaiden?“, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Als niemand antwortete, dafür ungemütliche Blicke gewechselt wurden, packte er Lark mit eisernem Griff am Kragen und zerrte ihn zu sich heran.
„WO. IST. KAIDEN?“
„Naxander hat ihn.“
Torgen trat einen Schritt vor, als wolle er ihn am Arm berühren, überlegte es sich aber offenkundig anders.
„Er war gestern hier, in diesem Raum. Er hat dir Lebensenergie gestohlen, was dich beinahe umgebracht hätte, wäre Kaiden nicht dazwischen gegangen. Dein Partner konnte Naxander nicht besiegen, also hat er ein Abkommen ausgehandelt.“
„Welches?“ Eryk war kaum fähig, dieses Wort durch seine zusammengeschnürte Kehle zu pressen. Er wusste, was für ein Abkommen das war. Und trotzdem hoffte er …
„Du bleibst am Leben. Dafür ist Kaiden freiwillig mit Naxander mitgegangen und hat sich durch einen Fluch von ihm unterwerfen lassen.“
„Nein.“ Es war kaum ein Flüstern. „Sag, dass das nicht wahr ist.“
Eryk wollte aufspringen und Torgen zusammenschlagen, bis der niemals wieder solche Dinge behaupten konnte. Dabei wurde ihm bewusst, dass er noch immer Lark am Kragen hielt. Zumindest besaß der den Anstand erschrocken zu wirken statt wie gewöhnlich leicht amüsiert zu grinsen. Fluchend stieß Eryk ihn von sich und sprang aus dem Bett. Ein Teil seines Bewusstseins störte sich daran, dass er lediglich ein kurzes Schlafhemd trug und damit so gut wie nackt vor der versammelten magischen Macht Rashminds dastand. Ein anderer Teil erkannte in diesem Moment, dass die Nicht-Magier zur politischen Obrigkeit gehörten. Dem Rest konnte es nicht gleichgültiger sein. Was drängten die sich auch in die Schlafkammer eines einfachen Mannes?
Sein Kampfgeist war erwacht. Jener Instinkt, der ihn schon als Kind auf der Straße gerettet hatte.
Kaiden lebte.
Naxander war der Feind.
Zeit für Trauer und Entsetzen oder Scham war später. Jetzt musste er praktisch handeln.
„Was, wann, wo, wie?“, warf er Torgen militärisch knapp an den Kopf. Den alten Meister hielt er für den fähigsten Mann in diesem Haufen, diese Fragen zu beantworten – Lark mochte viel mehr wissen, war jedoch weniger großzügig damit, dieses Wissen zu teilen.
Während Torgen erschrocken zurückzuckte, schlüpfte Eryk in Hemd, Hose und Stiefel, ohne sich weiter um die ungebetenen Zuschauer zu kümmern.
„Wir dürfen nichts überstürzen, junger Freund“, begann dieser oberste Wichtigtuer der Gilde.
Fauchend vor Wut riss Eryk das Kurzschwert, das er sich gerade hatte umschnallen wollen aus der Scheide und bewies dem Alten, dass ein Krieger eine tödliche
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