Rashminder Nächte 3 (German Edition)
lange dauern, er hatte das Herz um mehr als eine Handbreit verfehlt. Falls einer von den Schülern dieses Bastards Heilmagier sein sollte …
Grollend kam er auf die Beine, entriss dem nächstbesten fassungslosen Wächter das Schwert und schlug auf Naxanders taumelnden Körper ein. All seine Wut und seinen Hass brüllte er heraus, als er ein zweites Mal ausholte. Vor dem dritten Hieb erfasste ihn eine Druckwelle, die ihn aufschreiend zu Boden schleuderte.
Was folgte, war ohrenbetäubende Stille.
Naxander war tot.
~*~
„Keiner rührt sich!“ Die Stimme einer Frau hallte über den Hof. Kaiden wusste sofort, wer das war: Amisha, die Artefaktmagierin. Sie war klein, zartgliedrig, ihr Rücken gebeugt, das graue Haar zu einem festen Knoten gebunden. Eine blütenweiße Schürze war der einzige Schmuck, den sie zu ihrem schlichten hellen Kleid trug. Eine Aura von Tüchtigkeit und Strenge umgab sie und verriet die befehlsgewohnte Hauswirtschafterin. Ein ganzes Regiment der königlichen Garde folgte ihr.
Naxanders Schüler und Wächter rückten wie auf Kommando zusammen – und verschwanden.
„Da fliehen sie, die Ratten!“, murmelte Eryk hinter ihm.
Kaiden beachtete ihn kaum, er starrte fasziniert auf die Ursache der Druckwelle: Naxanders Körper war vollständig verschwunden. An seiner Statt häuften sich Gegenstände aller Art am Boden. All die Artefakte, mit denen er im Laufe seines Lebens verschmolzen war.
„Kommt da weg, Jungs!“ Lark beugte sich über sie und fasste ihn und Eryk am Arm. Als Kaiden ihn intensiv fixierte, verharrte er kurz, verstärkte dann aber entschlossen den Zug.
„Nun kommt und seid ganz vorsichtig. Ihr dürft keines der Dinger berühren!“
Mit Larks Hilfe taumelten sie ein Stück zur Seite. Kaiden fühlte sich völlig erschöpft, Eryk schien es kein bisschen besser zu ergehen. Wie erschlagen sanken sie zu Boden und umklammerten sich gegenseitig. Kaiden sah das Blut, das aus einem tiefen Schnitt an Eryks Arm sickerte. Er wollte ihn heilen, konnte sich jedoch nicht mehr erinnern, wie das funktionierte. Der Schock über all das, was in den letzten Stunden geschehen war, hatte ihn eingeholt. Die ausgestanden Ängste, die Schauspielerei, immer darauf bedacht, Naxander nicht merken zu lassen, dass er ihn erst bei Tagesanbruch wieder unter Kontrolle haben würde … Teilnahmslos hielt er den verletzten Arm und wartete. Irgendetwas würde als nächstes geschehen. Ganz gewiss. Das war immer so.
„Jungs?“ Kaiden fuhr zusammen, als er Larks Stimme erkannte. Richtig. Lark. Der war auch noch da.
„Ich schulde euch eine Erklärung“, sagte Lark und kauerte mit unglücklicher Miene neben ihnen nieder.
„Wir haben durchaus verstanden.“ Eryk lehnte schwer an Kaidens Schulter und sprach wie im Halbschlaf. „Der Verräter hat alle belogen. Uns genauso wie Naxander.“
„Ja … und nein. Es ist schwierig.“ Lark ließ den Kopf hängen und wirkte zum ersten Mal, seit Kaiden ihn kannte, vollkommen ratlos.
„Es war immer mein Ziel, diesen Mann eines Tages zu vernichten und damit meinen Bruder zu rächen. Zuvor waren wir gute Freunde gewesen.“ Er ballte die Faust, gab sonst aber kein Zeichen von Wut oder Hass. „Zumindest hatte ich mir eingebildet, wir wären Freunde, ich hätte wissen müssen, dass er dafür nicht genug Seele besitzt. Meinen Bruder hat er entführen und verkaufen lassen, um meine Loyalität zu testen.
Nun war ich in einer Zwickmühle gefangen. Naxander hat mit seinen Machtspielen nicht nur Schaden angerichtet, versteht ihr? Er hat die politische und wirtschaftliche Lage, die zuvor mehr als desolat war, schrittchenweise stabilisiert. Er hat die Übermacht der Gilden beschränkt und ein Gleichgewicht zwischen allen Kräften angestrebt. Ich wusste, wenn ich ihn bereits zu diesem Zeitpunkt getötet hätte, wäre unser Land im Chaos versunken. Also hab ich mich aus meiner Deckung begeben und einen kalten Krieg gegen ihn geführt. Jahrelang habe ich an meinem Ruf gefeilt und jeden wissen lassen, dass Naxander mein Feind ist. Insgeheim aber hatte ich einen Nichtangriffsabkommen mit ihm. Er tut mir nichts, ich tue ihm nichts. Wenn einer von uns beiden schwächelt, darf der andere sofort zuschlagen. Auf diese Weise wurde die Stabilität des Landes erhalten. Eine meiner Bedingungen war, dass er sein Geld, das ihn sowieso nicht interessiert, vermehrt den Armen zukommen lässt. Das hat ihm gefallen.“ Lark verdrehte die Augen, während Kaiden zunehmend gebannt war.
„Nach
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