Rashminder Nächte 3 (German Edition)
Partner? Er hatte nur ein einziges Mal mit Eryk geschlafen.
Die leidenschaftlichen Küsse, Händchenhalten, Arm in Arm einschlafen, ihr Spielchen heute Morgen – all das hatte nichts mit Unzucht zu tun. Jedenfalls nicht mit jener Art von Unzucht , die von den Stadtoberen so gefürchtet wurde.
Ein Magier konnte einen normalen Menschen mühelos versklaven und ihn zwingen, ihm als Lustspielzeug zu dienen. Dabei ging es nicht bloß um das offensichtliche Vergnügen, sondern vor allem um die Lebenskraft, die der Magier seinem Opfer während des Aktes regelrecht aussaugen konnte. Falls er das wollte. Dafür wurden magische Artefakte benötigt, die aus den finsteren Zeiten noch immer zu finden waren, meistens in Form eines Schmuckstückes.
Diese verhinderten, dass es zu einem Austausch von Lebensenergie zwischen den beiden kam, wie es sonst üblich gewesen wäre, und speicherten, was dem Opfer geraubt wurde.
So war es lange gängige Praxis unter Magiern gewesen, die nicht nur Normalsterbliche, sondern sogar ihre Schüler auf diese Weise missbraucht hatten.
Seit dieser Zeit war Unzucht unter Männern strengstens verboten, vor allem für Magier. Kein Sex, ob freiwillig oder erzwungen. Wobei jemand, der vergewaltigt wurde, unschuldig im Sinne des Gesetzes war.
Kaiden hatte niemals versucht, Eryk zu bestehlen oder magisch zu unterwerfen, nicht einmal für einen einzigen Moment daran gedacht, ihm so etwas anzutun. Dennoch vibrierte er innerlich vor Angst und brauchte seine gesamte Selbstbeherrschung, um nichts davon nach außen zu zeigen. Sie hatten ihn durch einen Boten herbestellt, aus der kurzen schriftlichen Anweisung war nicht herauszulesen gewesen, was ihn gleich erwarten würde. Wollte man ihn befragen? Anklagen? Ging es um etwas völlig anderes als sein Zusammenleben mit Eryk? Sie hatten nur ihn allein vorgeladen.
Meine Steuern hab ich bezahlt. Ganz sicher. Den Gildenabschlag sowieso. Fehlt was? Nein. Ich hab mir nichts vorzuwerfen!
„Meister Kaiden, Ihr werdet erwartet.“ Eine junge Frau verneigte sich leicht vor ihm. Sie trug die weiß-rote Tracht der Ratsdienerschaft. Erst seit etwa fünf Jahren durften Frauen auch ohne ausdrückliche Erlaubnis von Vater oder Ehemann in der Garde oder dem Stadtrat dienen oder einen anderen Beruf als den familiengegebenenausüben. Wenn eine Bäuerin also weder auf dem Gutshof der Eltern noch an einem Marktstand arbeiten wollte, brauchte sie nicht mehr tun als einen formellen Antrag zu stellen, dem in aller Regel stattgegeben wurde. Eine erstaunliche Entwicklung, die der Königin zu verdanken war. Die Möglichkeit wurde wenig genutzt, und König Medans Ansehen hatte Schaden genommen; auch wenn allgemein anerkannt wurde, dass für Witwen und unverheiratete Frauen ohne Familie das Leben damit erleichtert worden war.
Kaiden folgte der Dienerin, den Blick fest auf den unebenen Steinfußboden gerichtet.
Ich habe mir nichts vorzuwerfen!
Die Stadtoberen waren eine Riege von acht alten Männern, allesamt Adlige oder sehr reiche Bürger, die über Wohl und Wehe von Rashmind entschieden. Sie alle starrten ihn missbilligend an, als Kaiden den Gerichtssaal betrat. Ihr Tisch befand sich auf der rechten Seite des Raumes, während zur Linken der gesamte Gildenrat saß, der mindestens ebenso finster dreinblickte. Zwischen ihnen entdeckte Kaiden Meister Torgen. Sollte ihn das beruhigen oder in Panik versetzen? Er wusste es nicht.
„Kaiden von Rashmind, Mitglied der ehrbaren Gilde der Magier?“ Der Tonfall des Stadtmeisters klang fragend, auf abfällige Weise. Er war von respekteinflößender Gestalt, groß und sehr breit gebaut, in teuersten dunkelblauen Samt gekleidet. Sein graues Haar, obwohl nur spärlich vorhanden, verlieh ihm noch mehr Würde.
Kaiden verneigte sich ehrerbietig, seine anwachsende Angst mühsam unterdrückend. „So ist es, Herr“, erwiderte er fest. Danach verbeugte er sich vor dem Gildenrat, ebenso tief wie vor den Oberen. Nicht mehr, nicht weniger.
„Kniet nieder, Herr Kaiden. Eure Worte werden von einem Wahrheitszauberer geprüft werden.“
Langsam folgte Kaiden der Anweisung, obwohl er sich lieber flach auf den Boden geworfen hätte, um nicht länger das Beben sämtlicher Gliedmaßen unterdrücken zu müssen. Oder dem Drang zu widerstehen, an seiner standesgemäßen weißen Magierrobe zu reißen, deren enger Kragen ihn zu ersticken drohte.
Den Mann, der neben ihn trat und seine Hand leicht auf Kaidens Kopf legte, kannte er schon, ein hochrangiges Mitglied
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