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Rashminder Tage 3 (German Edition)

Rashminder Tage 3 (German Edition)

Titel: Rashminder Tage 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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bezeichnen, ist nichts als eine Grenze, die unsere sterblichen Körper uns setzen, denn andernfalls wäre jeder Magier allmächtig wie ein Gott.“
    Torgen hatte ihm das irgendwann einmal gesagt. Kaiden wusste alles das schon so lange, aber er hatte es nie für sich annehmen wollen. Nie gewagt, nach den Grenzen seiner Magie zu fahnden, aus Angst, dass er sie nicht finden konnte.
    „Ich muss den Fluch beenden, damit ich atmen und leben kann“, sagte er. „Es gibt einen Weg, sofern ich ihn gehen will. Es gibt immer einen Weg.“
    Kaiden konzentrierte sich darauf, die Augen zu öffnen. Erst jetzt wurde ihm wirklich bewusst, dass er seinen Körper nicht mehr spüren konnte. Was kein Wunder war: Er fand sich selbst im Raum stehend wieder, sobald er sehen konnte. Vor ihm auf der Liege befand sich seine menschliche Hülle. Sein Gesicht war graublau angelaufen, verquollen, von Tränen überströmt. Gezeichnet von Schmerz und stundenlangem Kampf gegen das Unvermeidliche. Schwarzblaue Flecken an Wangen und Kinn zeigten, wo sich die Finger seiner Helfer hineingebohrt hatten, um ihm den Kiefer aufzuzwingen.
    Meine Güte, ich hab ja wirklich grässlich wüste Locken!, dachte Kaiden seltsam heiter und versuchte probehalber, ob er sein Haar berühren konnte. Es fühlte sich weich an, feucht, ein wenig von Schweiß verklebt. Es war fest und real.
    Kaiden musterte fasziniert seine umschleierten Augen, die halb geöffnet ins Leere starrten. Man hatte ihm oft gesagt, dass sie eine höchst ungewöhnliche Farbe besaßen, aber kein Spiegel hatte ihm das je so deutlich zeigen können, wie er es jetzt sah. Moosgrün. Tatsächlich.
    Er rümpfte die Nase darüber, dass sein Körper sich im Moment des Todes entleert hatte – wie peinlich!
    Neben ihm hing Eryk in Kirians Armen und murmelte unentwegt:
    „Ich spüre ihn noch, ich spüre ihn noch, ich spüre ihn noch …“
    Die verlorene Trauer in seiner Stimme war so schmerzlich anzuhören; der Schock über all das, was er nicht begreifen konnte, strahlte wie Hitzewellen von ihm aus. Alles das berührte Kaiden zutiefst.
    „Verzeih mir, falls ich dir das Schlimmste auch noch antun muss“, sprach er leise. „Wenn ich keinen Weg zurück finden sollte …“
    Dann wandte er sich wieder seinem niedergestreckten Leib zu.
    Wo ist die Verbindung?, dachte er. Wo setzt das magische Band zwischen Naxander und mir an?
    Ihm stockte der Atem – oh ihr Götter, er atmete ja tatsächlich, oder bildete es sich zumindest ein! – als die Magie ihm blauflimmernde Fesseln offenbarte, die seinen Körper von Kopf bis Fuß gefangen hielten. Ihr Anfang und Ende lag bei Torgen, wie er sofort spürte, und führte ihn weiter zu Naxander und Eryk. Es war unmöglich, ein einzelnes Band durchzutrennen, ohne die anderen ebenso zu zerstören; zu stark waren sie alle miteinander verflochten. Sie waren unfassbar schön, ein Wunder der Magie. Fluch und Segen zugleich. Diese Fesseln bestimmten das Schicksal, seines, Torgens, Naxanders, Eryks …
    „Womit bewiesen wäre, dass ein einzelner Fluch immer über das hinausgeht, was er eigentlich beabsichtigt hat“, murmelte er. Was er zu tun hatte, war klar. Kaiden hatte befürchtet, dass er Eryk diesen Hieb auch noch versetzen musste.
    „Meister, ich werde Euren Fluch nun aufheben“, sagte er respektvoll in die Richtung, aus der er Torgen spürte.
    „Die Götter segnen und behüten dich, mein Sohn“, vernahm er die Antwort. Er fühlte die Freude seines Meisters, der geglaubt hatte, Kaiden sei tatsächlich vor einigen Minuten gestorben.
    Kurz erwog er, Naxander mit Spott und Häme zu überhäufen, doch wozu schlafende Drachen wecken? Sollte diese Pestbeule sich ruhig weiter im Irrglauben suhlen, er hätte ihn besiegt! Es konnte ihnen allen bloß nutzen, wenn Naxander ihn für tot hielt.
    „Ich muss mich beeilen“, ermahnte er sich selbst. Er spürte, wie schwer es ihm fiel, sich zu konzentrieren, die Zeit lief ihm davon.
    Entschlossen griff Kaiden zu. Er konnte die magischen Fesseln in die Hände nehmen, so als bestünden sie aus echter Materie.
    Es ergibt Sinn, dass ich Magie berühren kann, ich bin ja gerade auch nicht stofflich.
    Ohne Mühe zerfetzte er die Fluchbindungen.
    Der markerschütternde Schrei, den Eryk ausstieß, bevor er schluchzend zusammenbrach, trieb Kaiden die Tränen in die Augen.
    „Er ist fort!“
    Alle Anwesenden weinten, selbst König Archym, der ihn kaum beim Namen gekannt hatte. Im Angesicht von Eryks Schmerz hätten wohl sogar Drachen

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